Kleidung richtig spenden: Altkleider-Container oder Kleiderspende?

Autor: Ann-Cathrin Witte/Benita Wintermantel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 13.08.2024

Kleidung spenden im Altkleider-Container oder an die Kleiderspende.
Foto: Mariia Korneeva/Shutterstock

Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten? Höchste Zeit, mal wieder auszumisten! Aber wohin mit all den Kleidungsstücken, die nicht mehr passen und die nicht mehr gebraucht werden? Wer mit seinen Altkleidern Gutes bewirken möchte, sollte genau schauen, wohin er spendet.

  • In Deutschland werden jährlich nicht etwa eine Million Textilien aussortiert – sondern gut eine Million Tonnen.
  • Wer seine Altkleider verantwortungsvoll spenden möchte, kann dies unter anderem bei Kleiderkammern und sozialen Einrichtungen tun.
  • Seriöse Altkleider-Container können Sie an drei verschiedenen Siegeln erkennen. Auch wenn das Logo Ihrer lokalen Abfallbehörde auf dem Container zu sehen ist, dürfen Sie Ihre Altkleider unbesorgt einwerfen.

Durchschnittlich 87 Kleidungsstücke besaß jeder Erwachsene in Deutschland im Jahr 2022, Unterwäsche und Socken nicht eingerechnet. Das geht aus einer Greenpeace-Studie hervor. Zudem kaufen wir im Schnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Das Resultat: Unsere Schränke quellen über – und wenn wir ausmisten, werden meist Kleidungsstücke aussortiert, die noch tadellos in Schuss und damit viel zu schade für den Müll sind. 

Jährlich werden so in Deutschland gut eine Million Tonnen Textilien aussortiert. In den letzten dreißig Jahren ist diese Menge um rund 20 Prozent gewachsen. Das geht aus Zahlen des Vereins FairVerwertung e.V. hervor, der sich bereits seit fast 30 Jahren für Transparenz auf dem Altkleidermarkt und einen verantwortlichen Umgang mit den gespendeten Textilien engagiert.

Altkleider: Konsum steigt durch Billigmode

Der Grund für das starke Wachstum trägt einen Namen: Fast Fashion. Wir kaufen immer mehr günstig produzierte Kleidung, vor allem aus Asien, die wir immer schneller aussortieren und durch neue Shirts, Hosen und Schuhe ersetzen. Ketten wie Primark und Online-Händler wie Shein stehen für den Trend, Mode nur noch wenige Male anzuziehen, bevor sie wieder aussortiert wird – auch, weil die Qualität der Bekleidung relativ niedrig ist.

Fast Fashion: Etwa 60 neue Kleidungsstücke kaufen wir Deutschen pro Jahr.
Fast Fashion: Etwa 60 neue Kleidungsstücke kaufen wir Deutschen pro Jahr. (Foto: Sorbis/Shutterstock)

Die Kleidung, die wir aussortieren, übersteigt den Bedarf an Secondhand-Kleidung in Deutschland bei weitem. Deshalb landet ein Teil unserer Kleidung in Osteuropa, hauptsächlich aber in Afrika. Über die Vor- und Nachteile dieses Altkleider-Exports wird viel diskutiert.

Altkleider aus Deutschland werden in andere Länder exportiert

Erst vor zwei Jahren deckten Recherchen von Greenpeace in Kenia und Tansania auf, dass zwischen 30 und 40 Prozent der dorthin exportierten Textilien nicht verwendet werden können, weil sie entweder für das Klima ungeeignet, kaputt oder verschmutzt sind. Die Folge: Die Altkleider landen auf riesigen Müllhalden, in der Umwelt oder werden verbrannt.

Zwischenstand: Die Themen Altkleider und Kleiderspenden sind komplex, und die Frage, wohin wir unsere Altkleider am besten geben sollen, nur schwer zu beantworten. Es gibt aber einige Empfehlungen, die nachweislich besser sind als andere, und die wir Ihnen deshalb im Folgenden zeigen möchten. 

1. Altkleider an Kleiderkammern und soziale Einrichtungen abgeben

Spenden Sie Ihre Kleidung am besten an soziale Einrichtungen in Ihrer Nähe, statt Sie in den nächstbesten Altkleider-Container zu werfen. So wird Bekleidung nicht kosten- und CO₂-intensiv in andere Länder verschickt, um dort häufig auf dem Müll zu landen.

Kleiderkammern und eine Vielzahl von sozialen Einrichtungen versorgen Bedürftige in Deutschland (z.B. Bürgergeld-Empfänger, Obdachlose, Geflüchtete und andere Bedürftige) mit Kleidung.

Hier finden Sie eine Kleiderkammer in Ihrer Nähe:

Soziale Einrichtungen, die sich über Kleiderspenden freuen und diese sinnvoll weitergeben:

  • Arbeiterwohlfahrt
  • Bahnhofsmission
  • Deutsche Kleiderstiftung – hier können Sie auch kostenlos Bekleidung einsenden, wenn keine Abnahmestelle in Ihrer Nähe ist.
  • Give-Boxes (Tauschboxen)
  • Johanniter
  • Kirchen
  • Malteser
  • Sozialkaufhäuser

Tipps:

  • Rufen Sie zuvor bei der Einrichtung Ihrer Wahl an und fragen Sie, ob gerade überhaupt Bedarf besteht.
  • Nutzen Sie die Suchmaschine Ihrer Wahl, um nach "Kleiderspende [Ihre Stadt/PLZ]" zu suchen, um passende Einrichtungen zu finden.
Altkleidung kann zum Beispiel an Kleiderkammern und soziale Einrichtungen in der Nähe abgegeben werden.
Altkleidung kann zum Beispiel an Kleiderkammern und soziale Einrichtungen in der Nähe abgegeben werden. (Foto: Tomas Urbelionis/Shutterstock)

2. Altkleider zum Altkleider-Container bringen

Wenn Sie Ihre Altkleider in den Container werfen, dann achten Sie darauf, dass sie im richtigen Container landen. Werfen Sie Bekleidung in einen Container, geschieht zwar immer das Gleiche: Ein Teil der Alttextilien geht als Secondhand-Ware an Bedürftige – der Großteil wird jedoch an Profi-Verwerter weiterverkauft, die daraus Putzlappen, Dämmmaterial oder Füllstoffe herstellen.

Wer vom Verwertungsprozess am meisten profitiert, hängt davon ab, wer den Container aufgestellt hat:

  • eine wohltätige Organisation,
  • ein lokaler Versorger (wie die örtliche Abfallwirtschaft) oder
  • ein kommerzieller Aufsteller.

Im Geschäft mit der ausrangierten Kleidung geht es um Millionen. Unter den Aufstellern von Altkleider-Containern gibt es deshalb immer wieder schwarze Schafe, die den Anschein der Wohltätigkeit erwecken, jedoch in die eigene Tasche wirtschaften. Der Tipp der Verbraucherzentrale lautet deshalb: "Spenden Sie nur an Sammlungen, die mit einer deutschen Adresse und einer [deutschen] Festnetznummer erreichbar sind."

Kleidung, die über Altkleider-Container gespendet wird, wird nur zum Teil an Bedürftige weitergegeben.
Kleidung, die über Altkleider-Container gespendet wird, wird nur zum Teil an Bedürftige weitergegeben. (Foto: Kittyfly/Shutterstock)

Altkleider-Container: Achten Sie auf diese Siegel

Seriöse Sammelstellen erkennen Sie an einem der folgenden Siegel:

  1. BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung
  2. DZI-Spendensiegel
  3. FairWertung (hier können Sie nachsehen, wo es einen Container von FairWertung in Ihrer Nähe gibt: altkleiderspenden.de)

Auch wenn das Logo Ihrer lokalen Abfallbehörde auf dem Container zu sehen ist, dürfen Sie Ihre Altkleider unbesorgt einwerfen. Kommunale Sammelstellen nutzen den Gewinn als Hilfe, um die Müllgebühren zu finanzieren.

Gemeinnützige Hilfsorganisationen wie beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz (DRK) finanzieren über den Handel mit Altkleidern soziale Projekte.

Altkleider-Container sollten eines dieser drei Siegel tragen
Altkleider-Container sollten eines dieser drei Siegel tragen (Foto: BVSE/FairWertung/DZI)

Was darf in den Altkleider-Container? 

  • Bett- und Tischwäsche
  • Gardinen und Vorhänge
  • Gürtel
  • gut erhaltene Kleidung
  • Handschuhe
  • Hüte
  • Plüschtiere
  • Schuhe, paarweise gebündelt oder in Tüten verpackt
  • Taschen

Jede Spende sollte in eine Plastiktüte verpackt sein, um sie vor Verschmutzung und Nässe zu schützen. Sie können für diesen Zweck problemlos ältere Plastiktüten verwenden.

Was darf nicht in den Altkleider-Container?

  • abgetragene Schuhe
  • nasse Kleidung
  • schmutzige Kleidung oder Textilien
  • Stoff- und Wollreste
Gut erhaltene Kleidung lässt sich häufig selber weiterverkaufen, entweder ganz klassisch auf dem Flohmarkt, oder bequem über Apps, wie Kleinanzeigen, Vinted & Co.
Gut erhaltene Kleidung lässt sich häufig selber weiterverkaufen, entweder ganz klassisch auf dem Flohmarkt, oder bequem über Apps, wie Kleinanzeigen, Vinted & Co. (Foto: 22Images Studio/Shutterstock)

3. Kleidung weiterverkaufen

Modische, gut erhaltene Damen- und Herren-Kleidung und vor allem Baby- und Kinderkleidung lässt sich häufig weiterverkaufen. Anlaufstellen dafür sind:

  • Flohmärkte,
  • Kleidertauschbörsen,
  • lokale Secondhand-Läden oder
  • Gebrauchtwaren-Seiten wie Ebay, kleinanzeigen.de, Momox Fashion oder Vinted.

4. Eigenen Konsum einschränken

Am nachhaltigsten ist es, möglichst wenig neue Kleidung zu kaufen – und diese so lange wie möglich zu tragen. Wenn Sie neue Kleidung kaufen, wählen Sie bewusst Teile, die Sie möglichst lange verwenden können, die fair produziert wurden und hohe Qualität aufweisen.

Mit guten Gewissen shoppen lässt es sich auch auf Flohmärkten und in Secondhand-Läden: Für Secondhand-Kleidung werden keine wertvollen Ressourcen verschwendet – zudem sind die Kleidungsstücke günstig und häufig origineller als die Ware der großen Handelsketten.

Wohin mit schmutziger oder kaputter Kleidung?

Wenn Kleidung tatsächlich kaputt und zerschlissen ist, gehört sie nicht in den Altkleidercontainer oder die Restmülltonne, sondern sollte am besten beim kommunalen Wertstoffhof abgegeben werden, rät der Naturschutzbund Deutschland (NABU).

In den (Rest-)Müll gehört Kleidung nur im Extremfall, beispielsweise bei starken Farbverschmutzungen.

Ein Teil der kaputten oder schmutzigen Kleidung lässt sich daheim auch ganz einfach recyceln – zum Beispiel als Putzlappen oder als Material für eigene Nähprojekte.

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