- Im Test: 20 Menstruationstassen. Die meisten sind aus medizinischem Silikon, zwei Cups bestehen aus thermoplastischem Elastomer (TPE).
- Der Test zeigt: Viele Menstruationstassen sind empfehlenswert.
- Kritik gibt es für kritische Silikonverbindungen sowie flüchtige Bestandteile, die aus dem Material entweichen.
Aktualisiert am 09.06.2022 | Sie waren vor ein paar Jahren noch Nischenartikel: Inzwischen gehören Menstruationstassen, -kappen, -cups oder -becher fest ins Sortiment der "Damenhygiene". So der reichlich verschwurbelte Marketing- und Verkaufsbegriff für all jene Produkte, die Wäsche vor Periodenblut, Wochenfluss oder anderen weiblichen Sekreten schützen sollen.
Menstruationstasse als Monatshygiene
Kein Wunder, dass Menstruationstassen zunehmend beliebt sind: Im Vergleich zu Wegwerfprodukten wie Binden, Slipeinlagen oder Tampons verursachen die flexiblen Cups so gut wie keinen Müll. Haben sie genügend Menstruationsblut aufgefangen, werden sie einfach ausgeleert, ausgewaschen und wieder in die Vagina eingesetzt – oder bis zur nächsten Periode aufbewahrt.
Bei guter Pflege und sachgemäßer Anwendung halten sie nach Angaben der meisten Hersteller bis zu zehn Jahre. Auf längere Sicht sind Menstruationstassen zudem preisgünstiger als herkömmliche Monatshygiene. Zwar kosten sie in der Anschaffung mehr als eine Schachtel Tampons oder eine Packung Binden, doch selbst bei den teureren Modellen rechnet sich das oft schon nach einigen Zyklen.
Rossmann, Merula & Co.: Menstruationstassen im Test
Doch da wir keine Werbeagentur sind, sondern Verbraucherschützerinnen, interessieren uns in erster Linie die inneren Werte der Menstruationstassen. Sie sollten aus unserer Sicht vor allem frei von Schadstoffen sein. Schließlich kommen die Cups mit den Schleimhäuten der Vagina in Berührung.
Deshalb haben wir 20 Menstruationscups aus Silikon oder thermoplastischem Elastomer (TPE) in Laboren untersuchen lassen. Seit unserem letzten Test 2020 ist die Auswahl deutlich größer geworden, sodass wir etliche Marken erstmals auf dem Prüfstand hatten. Das Ergebnis: Viele sind empfehlenswert.
Qualität dreier Periodentassen nicht einwandfrei
Flüchtige Bestandteile werteten wir schon 2020 ab, nun begegnen sie uns in drei Silikoncups erneut. Zur Erklärung: Mit flüchtigen Bestandteilen sind Substanzen gemeint, die aus dem Material entweichen können.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung sollen nicht mehr als 0,5 Prozent der Masse entweichen. Andernfalls kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Tassen nach der Produktion nicht ausreichend wärmebehandelt wurden. Damit ist die Qualität nicht einwandfrei.
Ein Problem für die Gesundheit entsteht beim Tragen der Menstruationstassen aber insofern nicht, als dass sie bei Temperaturen von 200°C geprüft werden – fürs Körperinnere ist das damit nicht relevant. Unser Tipp: Tassen am besten vor der ersten Anwendung noch mal auskochen.
Umweltgefährdende Silikone in Menstruationstassen
Kritisch sehen wir auch Siloxane. Das sind bestimmte Silikonbausteine, die sich laut Umweltbundesamt potenziell negativ auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auswirken. In drei Menstruationstassen im Test liegt der analysierte Gehalt der kritischen Siloxane D5 und/oder D6 über unserer Abwertungsgrenze von 100 mg/kg.
D5 und D6 sind schwer abbaubar und reichern sich in lebenden Organismen an. So haben Forschende aus Norwegen beispielsweise große Mengen der Siloxane in Fischen nachgewiesen.
Nahezu alle Menstruationstassen im Test reißfest
Um ihre Stabilität zu prüfen, hat das beauftragte Labor die Periodentassen in eine Vorrichtung eingespannt und so lange am Griff gezogen, bis das Material gerissen ist. Einmal war dafür eine aus unserer Sicht nur mittelmäßige Kraft notwendig. Alle anderen Menstruationstassen im Test waren belastbarer.
Das ist auch gut so. Denn die Tassen sind auf jahrelangen Gebrauch ausgelegt, da sollte das Material entsprechend stabil sein. Der Griff soll dabei helfen, die Menstruationstasse in der Vagina zu finden.
Es fehlen Warnhinweise in Packungsbeilagen
Um Infektionen zu vermeiden, ist sorgfältige Hygiene beim Umgang mit Menstruationstassen sehr wichtig. Darauf sollten die Packungsbeilagen die Verwenderinnen deutlich hinweisen. Ebenso auf das sehr seltene, durch bestimmte Keime hervorgerufene toxische Schocksyndrom (TSS), das bei Verwendung von Tampons und auch Menstruationstassen zu einem lebensbedrohlichen Organ- und Kreislaufversagen führen kann.
Fehlt der Warnhinweis oder sind Angaben zum Händewaschen oder zum Auskochen der Cups aus unserer Sicht unvollständig, werten wir das als Weiteren Mangel ab. Das ist ein paar Mal im Test der Fall.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin April 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Kosmetik & Wellness 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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