Eine im Sommer 2018 veröffentlichte Fraunhofer-Studie benennt die wichtigsten Quellen von Mikroplastik. Ihr Ergebnis zu den oft nur wenige Milli-, Mikro- oder gar nur Nanometer kleinen Kunststoffpartikelchen: Der größte Verursacher ist demnach der Abrieb von Autoreifen. Auch bei der Abfallentsorgung oder durch den Abrieb von Asphalt werde viel Mikroplastik freigesetzt. Und Kosmetik- und Körperpflegeprodukte? In der Liste der Quellen landen Peeling, Duschgel und Co. auf Platz 17 – weit hinter dem Abrieb von Schuhsohlen (Platz 7) oder dem Faserabrieb, der entsteht, wenn Kunststoffkleidung wie Fleecejacken und -pullover gewaschen werden (Platz 10).
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sind sich einig darin, dass der Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt dringend reduziert werden muss. Und deshalb steht Mikroplastik in Kosmetika weiter völlig zurecht in der Kritik, auch wenn die Körperpflege- und Schönheitsmittelchen nicht allzu viel zur Gesamtbelastung beitragen.
Aber gerade beim Konsum von Kosmetik sind die Teilchen eigentlich leicht zu vermeiden – wenn man denn will. Unser Tipp: zertifizierte Naturkosmetik. Denn darin sind feste Mikroplastikpartikel und auch nicht-feste Kunststoffverbindungen als Zutaten nicht erlaubt.
Peelings fürs Gesicht im Test: Mikroplastik in Kosmetik erstmals 2014 bemängelt
Am bekanntesten sind die in Peelings verwendeten Polyethylenkrümel, die das sanfte Abschmirgeln der obersten Hautschicht besorgen sollen. ÖKO-TEST hat bereits 2014 im Test Gesichtspeelings Polyethylen als maßgeblichen Peelingbestandteil bemängelt und abgewertet. Das traf 15 von 22 getesteten Produkten. Dass es auch ohne Plastik geht, zeigten die anderen sieben Produkte, die mit mineralischen (Kieselsäure, Bimsstein, Löss) oder pflanzlichen (Bambusholz-, Reis-, Aprikosenkernpulver) Reibemitteln arbeiten. Während zertifizierte Naturkosmetik immer frei von Mikroplastik ist, traf dies nur auf 3 der 18 konventionellen Peelings zu. Hier finden Sie den aktuellen Test von Peelings.
Immerhin sei es der Industrie aufgrund einer Selbstverpflichtung gelungen, den Einsatz von Mikroplastikpartikeln in Reinigungs- und Peelingprodukten von 2012 bis 2017 um gut 97 Prozent zu verringern, verkündete Cosmetics Europe im Mai dieses Jahres. Hierzulande hat die Kosmetikindustrie im Rahmen des nationalen Kosmetikdialogs zugesagt, Mikrokunststoffpartikel bis 2020 durch alternative Stoffe zu ersetzen. So würden in Zahnpasten schon heute keine Kunststoffpartikel mehr eingesetzt, heißt es vonseiten des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW).
Kunststoffverbindungen in Kosmetik: Die Forderungen von Greenpeace gehen weiter
Umweltschützer wie Greenpeace kritisieren aber, dass "flüssiges, wachsartiges, pastöses oder pulvriges Mikroplastik (...) im freiwilligen Ausstiegsplan der Industrie nicht inbegriffen" sei, ebenso wenig wie Nanopartikel. Außerdem beschränke sich der Verzicht auf Mikroplastik auf Rinse-off-Produkte, wobei völlig ignoriert werde, "dass auch Kunststoffe aus Leave-on-Produkten wie Bodylotion, Haargel oder Make-up täglich über Waschbecken oder Dusche in unsere Abwässer gelangen".
Es stimmt: Flüssige oder wasserlösliche synthetische Polymere sind kein Thema des nationalen Kosmetikdialogs. "Da sich die wissenschaftliche Kritik an Mikroplastik vorrangig auf feste Kunststoffpartikel bezieht, gelten die vereinbarten Ausstiegspläne für feste Kunststoffpartikel und nicht für gelöste Kunststoffe", rechtfertigt Birgit Huber vom IKW diesen Standpunkt. Nach Expertenmeinung von Behörden und Industrie würden gelöste Polymere anders als feste Kunststoffpartikel nicht zu einer Verschmutzung der Meere beitragen, so Huber.
Gelöste synthetische Polymere verbergen sich hinter Namen wie Acrylates Crosspolymer-4, Styrene/Acrylates-Copolymer oder auch Polyquaternium-37. Eingesetzt werden sie, weil sich mit ihnen die Viskosität eines Duschgels steuern lässt, ebenso, ob das Duschgel klar oder trüb erscheint, oder um in Shampoos für antistatischen Effekt auf den Haaren sorgen. Professor Jutta Kerpen vom Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik der Hochschule Rhein-Main am Campus Rüsselsheim gibt zu bedenken, dass diese Verbindungen zum Teil sehr schwer oder gar nicht biologisch abbaubar seien und damit über das Abwasser und die Kläranlagen durchaus in unsere Umwelt gelangen könnten.
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