Für unseren Test haben wir 19 schwarze Kajalstifte eingekauft und im Labor prüfen lassen. Das Ergebnis: Nur fünf Produkte sind mit der Note "gut" empfehlenswert. Viele Kajals schneiden nur mittelmäßig ab.
Von manchen Schminkstiften raten wir sogar ab. Das betrifft auch den Nyx Professional Makeup Eye Pencil, SPE901 Black: Das Produkt erhält von uns nur die Note "ungenügend". Damit zählt es zu den insgesamt vier Testverlierern. Aber warum hat die bekannte Marke kein besseres Gesamturteil erhalten?
Bedenkliche Mineralölrückstände in Nyx-Kajal im Test
Im schwarzen Kajal von Nyx im Test hat das von uns beauftragte Labor Mineralölrückstände nachgewiesen, konkret: aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Wir stufen sie als besonders bedenklich ein, weil sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden können.
MOAH können als Verunreinigungen von Paraffinen in die Kajalstifte gelangen. Es ist noch unklar, ob sie sich im Körper anreichern. Wir sind der Meinung, dass MOAH nichts in Kosmetikprodukten zu suchen haben und Hersteller Verunreinigungen möglichst ausschließen sollten. Auch in vier weiteren Kajals im Test bemängeln wir die gemessenen MOAH-Werte.

Kajal von Nyx enthält Talkum
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Nyx-Kajal enthält, wie ein weiteres überprüftes Produkt, Talkum. Der Füll- bzw. Trennstoff wurde erst kürzlich von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" neu bewertet. Außerdem hat der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vorgeschlagen, das Mineral als krebserregenden Gefahrstoff einzustufen.
Das würde zu einem Verbot in Kosmetik führen, eine Entscheidung wird Ende 2025 erwartet. Wir werten Talkum aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes schon jetzt ab.
Mica in Nyx-Kajal: Haben Kinder das Mineral abgebaut?
Im getesteten Nyx-Kajal steckt das Glitzerpigment Mica (CI 77019). Wir wollten von Anbieter Nyx wissen, woher das Mineral stammt – um ausschließen zu können, dass es unter Menschenrechtsverletzungen abgebaut wurde. Schließlich werden oft auch Kinder in die Schächte geschickt. Das ist vor allem in Indien der Fall, aber auch in Madagaskar. In Brasilien besteht ebenfalls das Risiko.
Doch Anbieter Nyx hüllte sich hier in Schweigen. Auch zwei weitere Anbieter im Kajal-Test machten keine Angaben zur Herkunft des eingesetzten Mica. Das werten wir um satte vier Noten im Teilergebnis Weitere Mängel ab.
Dass das besser geht, zeigen einige andere Kajal-Anbieter im Test. Sie konnten uns nachweisen, dass das verwendete Mica aus den USA oder Spanien stammt. Hier sind Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen beim Abbau unwahrscheinlich.
Nyx-Kajal von überflüssiger Plastikfolie umhüllt
Kritik üben wir außerdem aus Umweltgründen: Unsere Nachfrage, ob sich recycelte Kunststoffe aus dem Wertstoffkreislauf (Rezyklate) in der Plastikkappe des geprüften Nyx-Kajals befinden, blieb ebenfalls unbeantwortet. Allerdings gibt es hier generell jede Menge Luft nach oben: Einige Anbieter gaben an, keines zu verwenden, ein paar machten – wie Nyx – hierzu keine Angaben.
Zum Hintergrund: Recycelte Kunststoffe aus der gelben Tonne werden auch als Post-Consumer-Rezyklate (PCR) bezeichnet. Wir finden es wichtig, dass sie einen Teil einer Plastikverpackung ausmachen. Schließlich lässt sich dadurch Plastikmüll reduzieren.
Einen Minuspunkt bekommt der untersuchte Nyx-Kajal außerdem, weil er von einer Plastikfolie ummantelt ist. Das halten wir für völlig übertrieben, das sorgt nur für weiteren Verpackungsmüll. Hygieneversiegelungen sind prinzipiell sinnvoll, um die Produkte vor Keimen zu schützen. Aber aus unserer Sicht reicht ein einfacher Klebestreifen aus.
Umverpackungen, die über eine sinnvolle Hygieneversiegelung hinausgeht, kritisieren wir im Kajal-Test insgesamt viermal.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Ein Teilergebnis Weitere Mängel, das "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.
Weil der Nyx-Kajalstift im Test MOAH und Talkum enthält, ziehen wir vier Noten ab. Deshalb lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "mangelhaft". Fünf Notenabzüge erfolgen für die fehlenden Angaben zur Herkunft des verwendeten Micas und zum Rezyklatanteil in der Kunststoffkappe. Die Umverpackung mit einer Plastikhülle werten wir um eine Note ab. Somit lautet das Teilergebnis Weitere Mängel "ungenügend".
Daraus ergibt sich das Gesamturteil "ungenügend". Mehr Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier im Artikel zum Test im Abschnitt Testverfahren.
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