- Seit 1955 ist die durchschnittliche Temperatur der Meere um 0,6 Grad Celcius gestiegen.
- Durch die Erwärmung der Meere sinkt der Sauerstoffgehalt, weshalb Tiere in kältere Gefilde fliehen. Die Folge: Ein Rückgang der Fischbestände.
- Die Meereserwärmung begünstigt Wetterextreme wie Wirbelstürme und heftige Niederschläge.
An Land ist die Klimakrise für jeden sichtbar. Ihre Folgen für die Ozeane sind deswegen aber nicht weniger dramatisch. Die durchschnittliche Temperatur der Meere ist laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace seit 1955 um mehr als 0,6 Grad Celsius gestiegen – an der Oberfläche.
In den tieferen, kühleren Meeresschichten steigt die Temperatur langsamer. In bis zu zwei Kilometern Tiefe lag sie vergangenes Jahr 0,075 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 – so das Ergebnis einer Untersuchung von 14 Wissenschaftlern, die im Fachmagazin Advances in Atmospheric Sciences veröffentlicht wurde.
Forscher: Erwärmung der Meere beschleunigt sich
0,075 – eine lächerlich kleine Zahl, oder? Das Ausmaß der Krise verdeutlicht ein krasser Vergleich, den der Hauptautor der Studie, Cheng Lijing von der chinesischen Akademie der Wissenschaften, aufstellt: Die Energie in Form von Wärme, die wir über den Klimawandel den Meeren in den vergangenen 25 Jahren zugeführt haben, entspräche dem Ausmaß von 3,6 Milliarden Hiroshima-Atombomben.
Die Jahre 2014 bis 2019 waren laut der Untersuchung die wärmsten seit der Aufzeichnung der Ozeantemperaturen. Und: Die Erwärmung beschleunige sich, warnen die Wissenschaftler. Für die Fische und die anderen Meeresbewohner wird es dadurch ziemlich ungemütlich.
Denn wenn die Temperaturen steigen, wird es für sie nicht nur wärmer – das wäre unangenehm genug. Vielmehr sinkt auch der Sauerstoffanteil. Um mehr als zwei Prozent hat der Sauerstoffgehalt seit 1960 in den Weltmeeren bereits abgenommen – so das Ergebnis einer Studie des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung 2017.
Wetterextreme durch zu warme Meere
Die Tiere fliehen in kältere Gefilde. Plankton, Quallen, Seevögel und Schildkröten etwa seien schon zehn Breitengrade in Richtung Pole gewandert, stellten rund 80 Wissenschaftler auf dem Kongress der Weltnaturschutzunion 2016 fest. Die Forscher rechnen mit einem Rückgang der Fischbestände, vor allem in den tropischen Regionen. Zudem gebe es Hinweise, dass die Tiere häufiger erkranken.
Und weil das Wasser wärmer wird, dehnt es sich aus. Die Wassertemperaturen verstärken also den durch die Klimakrise verursachten Anstieg des Meeresspiegels. Die Forscher rund um Cheng Lijing führen auch Wetterextreme wie Wirbelstürme und heftige Niederschläge auf das wärmere Meer zurück. Selbst die katastrophalen Waldbrände wie zuletzt in Australien seien eine Folge davon.
Erderwärmung: So retten wir die Meere
Was können wir dagegen tun? Die Antwort kann nur heißen: Kohlendioxidausstoß verringern, Klimaerwärmung begrenzen. Kerngesund werden die Meere dadurch allerdings nicht. Die Meereserwärmung wird voranschreiten, "selbst wenn die weltweite Lufttemperatur an der Oberfläche bei oder unter zwei Grad stabilisiert werden kann", prognostizieren die 14 Forscher in der Fachzeitschrift. Allerdings, immerhin: Tempo und Ausmaß der Erwärmung würden zumindest abnehmen. Den Meeren ginge es also besser, wenn auch nicht gut.
Die Erwärmung ist nicht das einzige große Problem der Meere. Sie sind außerdem zu sauer, verdreckt, ausgeraubt und leer gefischt. Mehr dazu lesen Sie hier:
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