- 18 Radler im Test schneiden "gut" ab, der Rest ist nur mittelmäßig.
- Am häufigsten kritisieren wir zu viel Zucker in den getesteten Radlern.
- Spuren des umstrittenen Pestizids Glyphosat stecken in fünf Radlern im Test.
Aktualisiert am 15.10.2020 | Gesetzlich ist nicht geregelt, wie ein Radler beschaffen sein soll. Allgemein bezeichnet man eine Mischung aus Bier und klarer Zitronenlimonade im Verhältnis 50:50 als Radler. Doch das Angebot ist vielfältiger geworden. Mit naturtrüben Saftbestandteilen oder unfiltriertem Bier schrauben Hersteller an Aussehen und Geschmack, mit dem Verzicht auf Aromen und Zusatzstoffe soll noch mehr Natur in die Flasche kommen.
Wir haben 50 Radler getestet: Klassische Mixgetränke aus Vollbier und klarer Zitronenlimonade, aber auch etliche Naturradler und naturtrübe Varianten.
Radler-Test: 18 Marken sind empfehlenswert
Das Ergebnis: Keines der Radler im Test schneidet "sehr gut" ab, 18 aber bewerten wir mit "gut". Die übrigen teilen sich ein breites Mittelfeld aus "befriedigenden" und "ausreichenden" Noten. Was sind die Gründe dafür? In Kürze:
- Spuren des Pestizids Glyphosat
- Zu viel enthaltener Zucker
- Fehlende Angaben zu Kalorien und Zutaten auf den Etiketten
- Einsatz von Zusatzstoffen in "natürlichen" Radlern
Spuren von Glyphosat in fünf Radlern im Test
In fünf Radlern im Test wies das beauftragte Labor Spuren des umstrittenen Pestizids Glyphosat nach. Das ist deutlich seltener als im Bier-Test aus dem vergangenen Jahr. Vermutlich kommt Glyphosat aus dem verwendeten Getreide oder dem Malz. Gesundheitlich bedenklich sind die festgestellten Spuren nicht. Wir kritisieren Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels unter anderem deshalb, weil es sich negativ auf die biologische Vielfalt auswirkt.
Das Ackergift ist eines des am meisten diskutierten Pestizide der letzten Jahre. Die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC) stufte Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" ein. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA konnte oder wollte das nicht bestätigen.
Fakt ist: In Deutschland ist das Herbizid nach wie vor das mit Abstand am häufigsten versprühte Spritzgift. Vor allem die schädlichen Folgen für die Umwelt sind zuletzt mehr und mehr in den Fokus gerückt. Ungeachtet dessen steht das endgültige Aus für den Unkrautvernichter erst Ende 2022 an. Umso besser, dass die Bierbranche an dem Thema arbeitet. Laut dem Deutschen Brauer-Bund habe Überzeugungsarbeit in der gesamten Lieferkette dazu geführt, Rückstände von Glyphosat weitgehend zu vermeiden.
In Radlern steckt zu viel Zucker
Zucker ist der Hauptgrund, weshalb kein Radler im Test besser als "gut" abschneidet. Verbraucher nehmen mit einer Flasche Radler oft schon mehr Zucker auf, als die WHO Erwachsenen nach ihren strengen Richtlinien für einen ganzen Tag als Obergrenze empfiehlt. Zucker fördert Übergewicht und Diabetes. Zuckerhaltige Getränke stehen in diesem Zusammenhang besonders in der Kritik. Denn sie machen anders als feste Nahrungsmittel nicht satt und ersetzen damit keine Mahlzeit.
Wir meinen: Zuckerarm trinken ist besser. Radler, die mehr als 2,5 Prozent Zucker enthalten, erhalten eine Note Abzug. Diese Grenze zieht die europäische Health-Claims-Verordnung für ein "zuckerarmes" Getränk. Ist doppelt so viel enthalten, werten wir um zwei Noten ab. Die 5-Prozent-Grenze haben auch die britischen Getränkehersteller im Blick. Packen sie mehr Zucker in ihre Produkte, wird eine Zuckersteuer fällig.
Fünf Radler im Test sind mit künstlichen Süßstoffen gesüßt. Das sorgt zwar für weniger Kalorien, ist aber keine ideale Lösung, denn Süßstoffe fördern unter anderem die Gewöhnung an süßen Geschmack.
Neben dem Zucker aus der Limonade hat auch das Bier ordentlich Kalorien. Ein halber Liter Radler kann es auf bis zu 225 Kilokalorien bringen. Ärgerlich, wenn Verbraucher diese Angaben auf dem Etikett nicht finden. Im Test betrifft das rund der Hälfte der Produkte. Auf zwei Radlern im Test steht noch nicht einmal ein Zutatenverzeichnis. Transparenz sieht anders aus.
Wie schmecken die Radler im Test?
Im Test hatten manche Radler eine leichte Hopfenbittere im Abgang, andere waren leicht malzaromatisch und erfrischend säuerlich ausklingend. Positiv vermerkten die Prüfer, wenn Süße und Säure ausgewogen harmonierten. Objektive Fehler wie eine muffige Note stellten sie in keinem Getränk fest. Was den Geschmack angeht, liegen alle Radler im grünen Bereich.
Wie viel Natur steckt in "natürlichen" Radlern?
Etliche Radler nennen sich "naturtrüb", "Naturradler" oder "100 % natürlich". Aber wie viel Natur steckt tatsächlich in den Produkten? Zunächst ist festzuhalten, dass "naturtrüb" lediglich das Aussehen eines Radlers beschreibt. Trüb wird das Produkt etwa durch die Zugabe von Saftbestandteilen oder unfiltriertem Bier. Meistens sind auch Stabilisatoren mit von der Partie, denn sie verhindern, dass sich Trübstoffe auf dem Flaschenboden absetzen.
Die Bezeichnung "Naturradler" verheißt hingegen eine besonders reine Zusammensetzung. Akzeptabel sind dafür aus unserer Sicht natürliche Zitrusaromen und -extrakte, nicht jedoch Zusatzstoffe wie Stabilisatoren, Antioxidations- oder Konservierungsmittel. Der Ursprung dieser Zusätze mag ein Naturstoff sein, tatsächlich sind sie aber aufwendig hergestellt. Sind Zusatzstoffe im Spiel, bemängeln wir die Bezeichnung "Naturradler".
Radler kaufen: Das sollten Sie beachten
Darauf sollten Sie beim Kauf von Biermixgetränken achten:
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Gut für die Umwelt und die Vielfalt der Braukultur: Radler in Mehrwegflaschen aus der näheren Umgebung einkaufen.
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Werbung mit "Natur" hat auf Radlern wenig zu bedeuten. "Bio" dagegen ist ein gesetzlich geregelter Begriff und steht unter anderem für den Anbau der Zutaten ohne Pestizide.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2021, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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