Die Schätzungen darüber, wie viel Energie jeder Haushalt durch den Stand-by-Betrieb von Elektrogeräten verbraucht, gehen stark auseinander. Die ermittelten Zahlen rangieren je nach Studie zwischen drei und zwölf Prozent des jeweiligen gesamten Stromverbrauchs. Selbst bei einer niedrigen Schätzung steht damit fest, dass in Deutschland pro Jahr und Haushalt problemlos fünfzig Euro und mehr durch elektrische Geräte zusammenkommen, die sich – mehr oder weniger unnötig – im Bereitschaftsbetrieb befinden.
Wie hoch der verlorene Geldbetrag einem Haushalt genau ausfällt, lässt sich erst berechnen, wenn man die genutzten Geräte – genauer: deren Leistungsaufnahme im Stand-by-Betrieb in Watt – sowie die momentanen Strompreise kennt.
Die Spanne reicht weit: Ein Handy-Netzteil mit 0,3 Watt, das ein Jahr lang eingesteckt bleibt, würde (bei einem Strompreis von 0,35 Euro pro kWh) mit rund 0,92 Euro ins Gewicht fallen. Die Stromkosten einer alten Stereoanlage hingegen, die dauerhaft 15 Watt zieht, können sich hingegen schon auf unerfreuliche 45,86 Euro pro Jahr summieren.
Stand-by-Betrieb kann viel Geld kosten
Glücklicherweise wurde die Gesetzeslage dank der sogenannten "Ökodesign-Richtlinie" der EU in den letzten Jahren immer weiter verschärft, sodass Elektrogeräte inzwischen relativ strenge Energiespar-Anforderungen erfüllen müssen. Beispielsweise finden sich seit 2019 keine Fernseher mehr auf dem Markt, die im Stand-by-Betrieb über zwei Watt (was im Jahr rund sechs Euro Stromkosten entspricht) aufnehmen.
Wenn Ihr Haushalt also mit der allerneuesten Technik ausgestattet sind, müssen Sie sich um Leerlaufverluste keine allzu großen Sorgen machen. In Wirklichkeit dürften in Deutschland aber noch Millionen von älteren Geräten im (Dauer-)Einsatz sein, die verhältnismäßig hohe Stand-by-Verbräuche aufweisen.
Experten sind sich einig, dass so jedes Jahr EU-weit viele Milliarden Euro verschwendet werden. Der ältere Fernseher oder die Stereoanlage aus den 90er-Jahren könnten auch in Ihrer Stromrechnung einen tiefen Abdruck hinterlassen. Hier lohnt es, nachzuforschen.
So spüren Sie Stand-by-Kosten auf
Glücklicherweise können Sie sich einigermaßen einfach Aufklärung verschaffen: Wenn Sie genau wissen wollen, wie viel Ihre Elektrogeräte "im Schlaf" verbrauchen, sollten Sie das Produktdatenblatt (oder den Hersteller) konsultieren, wo Sie unter "Stand-by" oder "(vernetzter) Bereitschaftsbetrieb" den Verbrauch in Watt finden. Kalkulieren Sie pro Watt mit Stand-by-Kosten von drei Euro im Jahr (Strompreis: 0,35 Euro/kWh).
Am zuverlässigsten ist die Berechnung mithilfe eines Strommessgeräts, das für die Messung zwischen Steckdose und Gerät gesteckt wird (siehe nachfolgendes Bild). Dass hier schon günstige Geräte (ab ca. zehn Euro) gute Dienste leisten, hat das Technikmagazin c't erst Ende Juli 2022 ermittelt.
Diese Geräte sind oft Stromschlucker
Wenn Sie sich in Ihrem Haushalt auf die Suche nach Sparpotentialen machen wollen, sollten Sie diese Kandidaten besonders ins Auge nehmen, unter denen sich lästige Dauerverbraucher verbergen können:
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Arbeitszimmer: Drucker, Lautsprecher, Monitor
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Badezimmer: elektrische Zahnbürste, Rasierapparat
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Wohnzimmer: DVD-Player, Fernseher, Hi-Fi-Anlage, Spielekonsole, Receiver, aber auch: ältere Lampen, die z.B. mit Trafos betrieben werden
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Küche: Kaffeemaschine, Küchenradio, Mikrowelle, Wasserkocher
Tipp: Stand-by-Verbraucher können Sie nicht nur mithilfe der Produktdaten oder einer konkreten Messung erkennen, sondern oft ganz einfach: Wenn das Netzteil eines Geräts warm ist, obwohl das Gerät ausgeschaltet ist, wird an dieser Stelle dauerhaft Strom verbraucht.
Diese Stromdiebe sind weniger bekannt
Was viele Verbraucher nicht wissen: Auch Großgeräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler, Trockner oder Backofen können mehr oder weniger heimliche Dauerverbraucher sein. Neuere Modelle sind beispielsweise mit Displays und praktischen Touch-Funktionen ausgestattet, die ständig am Stromzähler nuckeln.
Möglicherweise geschieht dies sogar unsichtbar: In manchen Geräten sind Trafos verbaut, die laufend Strom ziehen. Darüber hinaus existieren auch Elektrogeräte, die zwar über eine Aus-Taste verfügen, mit deren Hilfe aber nur die sichtbaren Anzeigen abgeschaltet werden, während andere Komponenten weiter Strom verbrauchen. Messen Sie sicherheitshalber nach, um ein solches "Schein-Aus" zu entlarven.
Auch alle Smart-Home-Geräte können ihre "smarten" Dienste nur anbieten, wenn sie beständig über Strom- und Internet-Zugang verfügen. Bedenken Sie solche laufenden Kosten möglichst schon vor dem Kauf.
Offensichtliche Verschwendung zeigt das obenstehende Bild: Manche Elektrogeräte verfügen über gar keinen richtigen Aus-Knopf mehr, sondern bieten nur noch die Wahl zwischen "An" und "Stand-by". Bei all diesen Geräten, die sich nicht (mehr) manuell abschalten lassen, hilft nur: Stecker raus.
Kleine Helfer im Kampf gegen Stand-by
Sie müssen dazu nicht jedes Mal hinter den Fernseher oder unter den Schreibtisch kriechen, um umständlich den Stecker aus der Dose zu ziehen. Dank schlauer Steckdosen und vergleichbarer Helferlein wird das Abschalten in Zukunft fast zum Kinderspiel.
Werfen Sie dazu einfach einen Blick auf die folgenden Adapter, Stecker & Co., die Sie im Online- und Fachhandel finden. Sie sorgen auch dann für mehr Komfort, wenn ein Gerät zwar über einen echten Aus-Knopf verfügt, dieser aber nur umständlich zu erreichen ist. Diese Helferlein sind zu empfehlen:
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Mehrfachsteckdose mit zentralem Ein/Aus-Schalter (ab ca. fünf Euro).
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Mehrfachsteckdose mit einzeln abschaltbaren Steckdosen (siehe das obige Foto mit dem Strommessgerät, ab ca. 20 Euro).
- Mehrfachsteckdose mit sogenannter Main-Follow-Funktion: Wird das Main-Gerät (z.B. ein Computer) angeschaltet, werden die Follow-Geräte (z.B. Monitor, Lautsprecher, Drucker) ebenfalls automatisch eingeschaltet; beim Ausschalten umgekehrt (ab ca. 25 Euro).
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Steckdosen-Aufsätze mit Ein/Aus-Schalter, die zwischen die gewöhnliche Steckdose und den Gerätestecker gesetzt werden (ab ca. vier Euro).
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Steckdosen-Aufsätze mit anhängendem (Fuß-)Taster, der Steckdose(n) an und aus schaltet (ab ca. zehn Euro).
- Steckdosen-Aufsätze mit Zeitschaltuhren, um Geräte nur zu bestimmten Zeiten (z.B. nur abends oder am Wochenende) in Betrieb zu haben (ab ca. vier Euro). Achtung: Wenn solche Zeitschaltuhren nicht mechanisch funktionieren, brauchen Sie im Betrieb selbst (etwas) Strom, lohnen sich aber beispielsweise, um TV-Sets oder Router tagsüber abzuschalten.
- Schick, aber nicht überall empfehlenswert sind moderne Funksteckdosen, die sich auch über längere Strecken hinweg (per App) an- und abschalten lassen. Denn: Sie benötigen natürlich selbst wieder Strom (ca. ein Watt), um permanent empfangsbereit zu bleiben.
Die einfachste Möglichkeit, um dem unerwünschtem Verbrauch einen Riegel vorzuschieben, bleibt natürlich: nach der Benutzung den Stecker ziehen. Im Bild ist zu sehen, dass das nicht einmal so umständlich sein muss: Da die Stecker sinnvoll beschriftet sind, können die Komponenten ohne große Umstände ein- und wieder ausgesteckt werden.
Extra-Tipps zum Schluss:
- Was vielen Verbrauchern nicht bewusst ist: Stecker-Netzteile ("Ladegeräte") verbrauchen auch dann Energie, wenn sie gerade kein Gerät aufladen oder betreiben. Ziehen Sie Netzteile deshalb aus der Steckdose, wenn sie nicht benutzt werden.
- Aus dem gleichen Grund sollten Laptops nicht an der Steckdose hängen, wenn sie nicht verwendet werden.
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