- Wer Möbel und Türen selber lackieren möchte, für den gilt: Eine gute Vorbereitung ist alles!
- Grundsätzlich gilt: Der Anstrich hält länger, wenn zunächst ein Grundlack oder Voranstrich aufgetragen und dann erst ein Decklack verstrichen wird.
- Um sich unnötige Arbeit zu ersparen, können Sie vorab testen, ob der alte Lack nur angeschliffen oder gleich komplett entfernt werden sollte. Dabei hilft ein Stück Klebestreifen.
Irgendwann kann man es meistens nicht mehr ignorieren – den abgeplatzten Lack an der Wohnzimmertür oder die in die Jahre gekommende Farbe des Esszimmertisches. Spätestens dann wird es Zeit für einen neuen Anstrich. Damit das Vorhaben auf Anhieb gut gelingt, haben wir eine Anleitung zusammengestellt, anhand derer Sie die notwendigen Arbeitsschritte planen können.
Türen und Möbel lackieren: Die Arbeitsutensilien
Bevor es losgeht, stellen Sie sicher, ob Sie alle benötigten Werkzeuge und Materialien haben. Dazu gehören:
- Malerplane und Kreppband, um den Fußboden vor Lackspritzern zu schützen
- Werkzeug, um Beschläge und Türgriffe abzumontieren
- Schleifpapier und Schleifblock oder Schleifmaschine
- Heißluftgebläse
- Lack zum Grundieren
- Decklack
- Lackrollen, -pinsel und eine Abtropfwanne
- ebenfalls praktisch: zwei Klappböcke, um die Türen darauf zu lackieren.
Die Utensilien erhalten Sie im Baumarkt oder im Malerfachgeschäft. Dort können Sie bei Bedarf ab zehn Euro pro Tag auch Schleifmaschinen und Heißluftgebläse ausleihen. Viele Baumärkte bieten mittlerweile auch Malerfolie aus abbaubarem Zuckerrohr an und Kreppband mit natürlichen Klebeverbindungen. Alternativ können Sie zum Schutz des Bodenbelags auch ein altes Bettlaken oder Zeitungen ausbreiten.
Türen und Möbel lackieren: Die Vorbereitung
Überlegen Sie zunächst, in welchem Farbton Sie lackieren möchten – und planen Sie ausreichend Zeit ein. Denn es nimmt schnell mal eine Woche in Anspruch, um allen Türen einer Wohnung einschließlich der Zargen eine neue Lackschicht zu verpassen.
Falls Sie den Platz haben, hängen Sie die Türflügel am besten aus und legen Sie diese – sofern vorhanden – auf ausgeklappte Holzböcke. Das schont den Rücken und erleichtert zudem die Arbeit. Das eigentliche Lackieren geht auch leichter von der Hand, wenn Sie vorher alle Beschläge abschrauben. Reinigen Sie vor dem Anstrich die Oberflächen, um Unebenheiten und Schmutz zu entfernen.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie im Freien schleifen und lackieren, sodass der Feinstaub und die in den Lacken enthaltenen Chemikalien sich nicht in der Wohnung festsetzen. Geht das nur innerhalb der Wohnräume, sollten Sie möglichst während der Arbeiten, spätestens aber im Anschluss ausgiebig lüften.
Türen und Möbel lackieren: Der Lack
Tür nicht gleich Tür ist und auch Möbel aus unterschiedlichen Materialien gebaut sind, gibt es nicht pauschal den "richtigen" Lack. Die Auswahl richtet sich danach, ob es sich um rohes, lackiertes oder versiegeltes Holz, Kunststoff oder Furnier handelt.
Grundsätzlich gilt: Auch wenn der Handel 2-in-1-Lösungen anbietet, damit eine Lackierung gut haftet und deckt, hält der Anstrich länger, wenn man zunächst einen Grundlack oder Voranstrich aufträgt und dann erst Decklack verstreicht. Der Voranstrich sorgt für gute Haftung, während der Decklack die Farbe enthält und die Oberfläche aushärtet.
Für eine möglichst nachhaltige Lösung raten Experten zu naturbasierten Lacken – mit Schellack oder Naturharz. Schellack, der aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus hergestellt wird, ist üblicherweise in hochprozentigem Alkohol gelöst. Naturharzlacke enthalten zwar herkömmliche Lösungsmittel in geringen Mengen, mittlerweile gibt es aber Alternativen auf Wasserbasis.
Im Test: Lackfarben auf Wasserbasis
Wir haben wasserbasierte Weißlacke für innen und außen getestet – vor allem kritische Konservierungsstoffe sorgen für ein nicht besonders glanzvolles Abschneiden. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf den folgenden Kasten klicken.
Dennoch: Bei Türen im Innenbereich sollten Sie Acryllacke auf Wasserbasis nutzen. Denn das im Lack enthaltene Wasser dünstet beim Trocknen aus, weshalb keine bedenklichen Lösungsmittel benötigt werden. Weiterer Vorteil: Benutzte Pinsel und Rollen lassen sich dadurch auch mit Wasser reinigen. Verdünnen Sie bei Bedarf die Farbe mit Wasser.
Daneben gibt es noch Alkyd- und Kunstharzlacke. Diese sind lösungsmittelbasiert und härten chemisch aus, statt zu trocknen. Das macht sie zwar sehr stoßfest. Allerdings dünsten sie als gesundheitsgefährdend geltenden Lösungsmittel aus. Wenn, dann können Sie diese Lacke eher für Außentüren oder Möbel verwenden, an die viel Luft kommt. Weiterer Nachteil: Lackreste und benutzte Pinsel lassen sich nur mit Lösungsmittel entfernen beziehungsweise reinigen, und die flüssigen Abfälle müssen auf dem Wertstoffhof entsorgt werden.
--> Mehr Informationen zur Entsorgung von Lacken und Farben finden Sie hier: Farben, Lacke und Lasuren entsorgen: So geht es korrekt und umweltfreundlich
Möbel und Türen lackieren: Pinsel und Farbrollen
Wie beim Streichen von Wänden gilt auch hier: Die Auswahl der Pinsel und Farbrollen richtet sich danach, was Sie lackieren wollen. Um möglichst zügig und deckend zu lackieren, verwenden Sie am besten Rollen aus Schaumstoff. Diese nehmen den Lack gut auf und verteilen ihn gleichmäßig auf dem Holz. Für kleinere Flächen bieten sich Flachpinsel an.
Um Falzen, Ecken und geschnitzte Elemente in Türen zu lackieren, nutzen Sie am besten einen Ring- beziehungsweise Rundpinsel. Viele Pinsel sind FSC-zertifiziert und werden aus nachwachsenden Holzfasern hergestellt.
Möbel und Türen lackieren: Test für den alten Lack
Lack zu entfernen ist mühsam. Deshalb lohnt es sich herauszufinden, ob der alte Lack noch trägt und man ihn nur anschleifen muss – oder ob es besser ist, ihn komplett zu entfernen. Dabei hilft ein einfacher Trick: Kleben Sie ein Stück Klebestreifen auf das Türblatt und reißen es nach kurzer Zeit ruckartig ab. Bleiben Lacksplitter kleben, trägt der alte Lack nicht mehr und sollte vor dem neuen Anstrich runter. Ansonsten genügt es, die Oberfläche mit Schleifpapier anzurauen.
Möbel und Türen lackieren: Das Holz anschleifen
Um den alten Lack anzuschleifen, brauchen Sie einen Schleifklotz und Schleifpapier. Experten empfehlen mehrere Schleifgänge. Verwenden Sie im ersten Durchgang Schleifpapier mit einer 80er-Körnung. Arbeiten Sie dabei immer mit leichtem Druck in Richtung Maserung und entfernen Sie den Staub mit einer Bürste.
In Runde zwei verwenden Sie dann etwas feineres Schleifpapier mit 120er-Körnung, abschließend schleifen Sie nochmal mit sehr feinem 180er-Papier nach. Alternativ zu dieser zeitaufwendigen Handarbeit können Sie auch eine Schleifmaschine nutzen.
Wichtig: Arbeiten Sie möglichst präzise. Denn Schleifpapier wird sehr ressourcenintensiv hergestellt und ist nach der Benutzung nicht wiederverwendbar. Es besteht aus einer Trägerschicht Leinen, Papier oder Vulkanfiber, einer Klebeschicht aus Kunstharz und den Schleifkörnern, häufig aus Aluminiumoxid, Keramik oder Minidiamanten. Um sich vor Staub zu schützen, sollten Sie einen Mundschutz tragen und einen Staubsack an ihrer Maschine anbringen. Alternativ können Sie auch einen Staubsauger verwenden.
Möbel und Türen lackieren: Heißluft oder Beize
Alte Lackschichten lassen sich entweder mit einem Heißluftgebläse ablösen oder mit Beize entfernen. Egal, wofür Sie sich entscheiden: Tragen Sie bei der Arbeit Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille. Das Heißluftgebläse weicht den Lack durch die hohen Temperaturen zunächst auf, anschließend können Sie ihn mit einem Spachtel entfernen.
Doch Vorsicht: Dabei können giftige Dämpfe entstehen – tragen Sie daher möglichst Schutzhandschuhe und -maske, arbeiten Sie im Freien oder lüften Sie kräftig. Außerdem kann das Holz durch die Hitze aufweichen, sodass es beim Spachteln Fingerspitzengefühl braucht, um den Türflügel oder das Möbelstück nicht zu beschädigen.
Daneben lässt sich alter Lack auch abbeizen. Als sanftes und umweltschonendes Beizmittel gilt Salmiakgeist. Tragen Sie die Flüssigkeit großflächig auf und lassen Sie sie mehrere Stunden einwirken. Im Anschluss lässt sich die alte Farbe mit einem Spachtel abtragen. Beizen mit Lösungsmittel entfernen alte Anstriche zwar besonders gründlich und wirken deutlich schneller als Salmiakgeist, doch sie sind umweltbelastend und teilsweise gesundheitschädlich.
Einige Abbeizmittel wirken bei direktem Kontakt stark ätzend auf Haut, Augen oder Schleimhäute. Tragen Sie Handschuhe und Schutzbrille und verlegen Sie die Arbeit möglichst nach draußen oder lüften Sie gründlich. Wer vorab mit einer speziellen Ziehklinge möglichst viel von der alten Lackschicht abträgt, muss weniger Beize einsetzen. Anfallende Lackreste gehören nicht in den Hausmüll, sondern sollten gesammelt als Sondermüll entsorgt werden.
Möbel und Türen lackieren: Neuen Lack auftragen
Bevor Sie die neue Lackschicht auftragen, entfernen Sie zunächst alle Schleif- und Staubreste und wischen Sie Türflügel oder das Möbelstück mit einem leicht feuchten Tuch ab. Tragen Sie dann die Grundierung mit einer Lackrolle auf. Fangen Sie mit den großen Flächen an und gehen Sie anschließend zu kleineren Flächen und Kanten über.
Für Falze verwenden Sie am besten einen Pinsel. Gut durchtrocknen lassen – Zeitangaben stehen auf den Produkten. Ist die Grundierung getrocknet, drehen Sie den Türflügel und gehen auf der anderen Seite gleichermaßen vor. Tipp: Legen Sie ein Stück festen Karton auf Ihre Ablage, um die frisch lackierte Seite vor Schäden zu schützen. Die gleichen Arbeitsschritte wiederholen Sie für die Schicht mit Decklack.
Möbel und Türen im Vintagelook lackieren
Der Vintagelook verleiht Möbeln den Anschein, als seien sie alt und gebraucht. Wenn Sie Möbel in diesem Stil gestalten wollen, benötigen Sie zusätzlich Kreidefarbe und Lasur. Kreidefarbe trocknet schnell, enthält keine bedenklichen Chemikalien und dringt nicht in die Poren des Holzes ein.
Schleifen Sie das Möbelstück zunächst in Richtung der Maserung mit einem Schleifpapier vorsichtig ab. Tragen Sie im Anschluss die Kreidefarbe auf. Wenn die Farbe getrocknet ist, malen Sie mit einer zweiten Farbe darüber. Nach dem Trocknen schleifen Sie die bemalte Fläche ab – vorzugsweise an Stellen wie Ecken und Kanten, an denen nach jahrelanger Nutzung Gebrauchspuren auftreten würden. Abschließend tragen Sie eine schützende Lasur auf oder versiegeln das Holz mit einer Wachsschicht.
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