- Wir haben 15 Kindermatratzen in der Größe 70cm x 140cm getestet. Sie passen in Betten für Kinder vom Baby- bis zum Vorschulalter.
- Das Ergebnis: Nur zwei Kindermatratzen im Test sind "sehr gut", sechs Produkte dagegen fallen durch.
- Ärgerlich: Zwei Drittel der Matratzen verstoßen gegen Vorgaben der Sicherheitsnorm für Kindermatratzen.
- Zudem sind drei der getesteten Kindermatratzen so weich, dass Babys mit ihrem Gesicht einsinken und im schlimmsten Fall ersticken könnten.
Aktualisiert am 13.10.2022 | Babys halten sich nirgends so lange unbeaufsichtigt auf, wie in ihrem Bettchen. Damit sie dort sicher sind, gibt es seit vielen Jahren europäische Sicherheitsnormen sowohl für Kinderbetten als auch für Kindermatratzen. Umso unverständlicher, dass auch im aktuellen Test wieder etliche Markenprodukte durch die Praxisprüfung fallen.
Seit 2017 ist die Norm für Kindermatratzen in Kraft. Zwar ist sie rechtlich nicht verpflichtend, doch Hersteller können mit ihr die Sicherheit ihrer Produkte überprüfen.
Mehr Sicherheit durch Norm für Kindermatratzen
Herzstück der Norm ist die Frage, ob eine Kindermatratze fest genug ist. So prüft der Norm-Kugeltest eine mögliche Erstickungsgefahr durch zu weiche Matratzen. Der Testaufbau simuliert mit einer Stahlkugel das Einsinken des Kopfes in die Matratze, wenn sich schlafende Kinder auf den Bauch drehen.
Außerdem soll die Norm sicherstellen, dass Kinder sich im Bett nicht einklemmen, strangulieren oder Kleinteile verschlucken können.
Babymatratzen im Test: Julius Zöllner, Träumeland & Co.
Wir haben 15 Babymatratzen im Praxislabor auf ihre Sicherheit und Verarbeitungsqualität prüfen lassen. Erstere beurteilten die Experten anhand der wesentlichsten mechanischen Anforderungen der Sicherheitsnorm DIN EN 16890 für Kindermatratzen.
Das Ergebnis ist enttäuschend: Von sechs Babymatratzen im Test müssen wir komplett abraten, weil Kleinkinder an verschluckbare Kleinteile vom Reißverschluss beziehungsweise an das Füllmaterial gelangen könnten. Drei der Testverlierer sind außerdem zu weich.
Drei Babymatratzen sind zu weich
Wir schauen uns die Sicherheitsprobleme noch mal genauer an. Matratzen für Babys müssen relativ hart sein, damit insbesondere Säuglinge nicht mit Mund und Nase einsinken können. Da sie noch nicht selbstständig den Kopf heben oder sich einfach umdrehen können, besteht ansonsten die Gefahr, dass sie ersticken.
Unser Praxistest machte deutlich: Drei Babymatratzen sind auf jeweils einer Seite zu weich. Alle anderen bestanden in diesem Punkt.
Gut zu wissen: Zu hart wird es den Kleinen vom Liegekomfort her vermutlich auf keiner festen Matratze. Weil sie weniger wiegen und die Wirbelsäule noch gerader ist als bei Erwachsenen, brauchen Kinder weniger Abstützung durch nachgebende Materialien auf der Liegefläche.
Mängel bei Füllmaterial und Reißverschlussgriffen
Kommen wir zu den verschluckbaren Kleinteilen: Wenn Babys unbeaufsichtigt ihre Umgebung erforschen, dürfen sie nichts in die Finger und in den Mund bekommen, was in die Atemwege gelangen könnte. Bei vier Matratzen brachen in der Normprüfung die Reißverschlussgriffe des Matratzenbezugs ab.
Ebenfalls viermal monierten die Prüfer, dass die Hersteller das Füllmaterial nicht ausreichend vor kleinen Entdeckern gesichert hatten. Das lösen andere etwa durch einen Reißverschluss, der sich nur mit einer Büroklammer oder einem speziellen Werkzeug öffnen und schließen lässt oder durch einen stabilen Innenbezug.
Einige Hersteller müssen bei Matratzen nachbessern
Warum halten sich Firmen nicht an Vorgaben der Sicherheitsnorm für Kindermatratzen? Für uns ein großes Fragezeichen. Die Prüfvorschrift ist rechtlich nicht bindend, aber natürlich dazu gedacht, dass Hersteller sich daran orientieren.
Die meisten verweisen in ihren Gebrauchsinformationen auch ausdrücklich auf die Norm – auch drei der sechs wegen Sicherheitsmängeln "ungenügenden" Babymatratzen im Test. Einzelne Firmen schickten uns Beurteilungen anderer Prüfinstitute, die Exemplare der Matratzen zumindest vor ein paar Jahren als sicher bewertet hatten. Wir meinen: Jede einzelne Kindermatratze sollte sicher sein.
Nach unserem Test vor drei Jahren besserten mehrere Hersteller nach, sodass wir nachprüften und ein neues Ergebnis vermelden konnten. Nachbessern ist mindestens bei den "ungenügenden" Produkten hier wieder dringend angebracht. Die ersten Anbieter haben uns schon Maßnahmen angekündigt.
Babymatratzen im Test: Kaum Schadstoffe gefunden
Gute Nachrichten haben wir in Sachen Inhaltsstoffe: Keine Babymatratze im Test hat ein gravierendes Schadstoffproblem. Ganz ohne Kritik können wir aber nicht alle Produkte entlassen.
- Sechs Kindermatratzen bekommen eine Note Abzug, weil das beauftragte Labor umstrittene halogenorganische Verbindungen in den Bezügen nachgewiesen hat. Viele Stoffe aus dieser Gruppe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
- Ein paar Mal sind wir auf lösliches Antimon gestoßen. Zum Glück sind die festgestellten Gehalte des giftigen Halbmetalls, das bei der Polyesterproduktion eine Rolle spielt, in den Kindermatratzen aber relativ gering.
- Überflüssige optische Aufheller, die die Umwelt belasten können, wies das Labor erfreulicherweise nur noch in weniger als der Hälfte der Produkte nach, meist in Etiketten.
Das sollten Sie beim Kindermatratzen-Kauf beachten
- Wenn Sie eine der "mangelhaften" Matratzen besitzen, versuchen Sie, diese mit Hinweis auf unseren Test zurückzugeben.
- Eine Babymatratze sollte eher hart sein. In einer weichen Matratze versinkt das Kind leichter. In Bauchlage besteht dann Erstickungsgefahr.
- Lüften Sie Matratzen vor dem Gebrauch ein paar Tage aus und entfernen Sie alle Aufkleber und Schnüre.
- Damit die Kleinen sich nicht einklemmen, sollten zwischen Matratze und Bettgestell nicht mehr als zwei Finger passen, also etwa drei Zentimeter. So passt die Matratze auch gut ins Babybett.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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