Egal ob im Kino oder zum Kindergeburtstag: Popcorn gehört für viele einfach dazu. Umso mehr beunruhigen jüngste Schlagzeilen, wonach der Knuspersnack mit giftigen Stoffen belastet sein soll. Hersteller und Supermärkte haben bereits Produkte zurückgerufen. Und auch im Europäischen Schnellwarnsystem häufen sich Meldungen zu Popcorn.
Der Grund ist immer der gleiche: In den Produkten wurden erhöhte Gehalte an Tropanalkaloiden gefunden. Fachleute verstehen darunter eine große Gruppe natürlicher pflanzlicher Giftstoffe, wie sie etwa in Nachtschattengewächsen vorkommen. Im Fokus stehen vor allem Stechapfel, Bilsenkraut und Tollkirsche. Die Alkaloide gelten als hochgiftig, denn sie beeinflussen bereits in kleinsten Mengen die Herzfrequenz und das zentrale Nervensystem. In höheren Dosen lösen sie psychotische Reaktionen und Halluzinationen aus. Typische Vergiftungssymptome sind Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit.
Vor einigen Jahren fanden Untersuchungsbehörden die Giftstoffe erstmals in Getreidebreien für Babys und Kleinkinder, insbesondere in Produkten aus Hirse und Buchweizen. Verantwortlich dafür waren mitgeerntete Samen des Stechapfels, der auf den Feldern wuchs. Da die Funde nicht selten in einem gesundheitlich bedenklichen Bereich lagen, installierte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen Grenzwert für Getreidebeikost.
Dass nun auch Mais - und hier insbesondere Popcorn - betroffen sein kann, hat vor allem die Erzeuger in den Anbauländern völlig überrascht. Experten vermuten, dass der Mähdrescher Stechapfelpflanzen, die zwischen dem Mais wachsen, miterntet, wodurch Pflanzensaft austritt und die Maiskörner kontaminiert. Völlig geklärt ist die Ursache aber noch nicht. Durch Verbesserungen im Anbau und durch Rohwarenkontrollen habe man das Problem in den Griff bekommen, versicherte uns einer der Hersteller.
Wir haben 18 Popcornmarken im Labor untersuchen lassen.
Das Testergebnis
Besser nicht essen ... sollte man das Trafo Hand Popped Corn Simply Salted von FZ Organic Food und das Cinema Popcorn süß von Pco. Beide sind stark mit Tropanalkaloiden belastet.
Kein sicheres Lebensmittel. Bei der Beurteilung der Messwerte orientieren wir uns an der Vorgehensweise des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Das Amt hatte kürzlich Popcorn als nicht sicher eingestuft, woraufhin der Hersteller die betroffenen Chargen aus dem Handel nahm. Als Beurteilungsgrundlage verwendete das LAVES als gesundheitsbezogenen Richtwert die sogenannte Akute Referenzdosis (ARfD) der EFSA von 0,016 Mikrogramm Tropanalkaloiden pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge soll ohne erkennbares Risiko für den Verbraucher sein. Da es sich um akut giftige Substanzen handelt, ist es üblich, die Risikoabschätzung auf ein drei- bis unter fünfjähriges Kind und eine maximale Verzehrsportion zu beziehen. Für Popcorn beträgt dies...