Testveröffentlichung erstmals 9/2018; Einkauf Testprodukte 6/2018 | Immer knackig, immer frisch, das ganze Jahr über: Äpfel im Supermarkt scheinen gar keine Saison zu kennen. Viele stammen aus Chile oder Neuseeland, aber auch deutsche Äpfel gibt es immer. Im Test: 37 Packungen Äpfel. Wir wollten wissen, wie weit die Äpfel jeweils gereist sind, wie lange sie im Kühlhaus lagen und wie es um ihre Belastung mit Spritzgiften steht. Dazu haben wir die Früchte ins Labor geschickt und die Hersteller befragt.
Äpfel im Test: Klimabilanz deutscher Äpfel meist besser
Nicht nur weitgereiste Äpfel belasten das Klima. Heimische Äpfel, die im Frühsommer im Obstregal liegen, haben mindestens ein halbes Jahr Kühllager hinter sich. Und das verbraucht ebenfalls jede Menge Energie. Trotzdem besitzen Äpfel aus der Region nach einem halben Jahr im Kühllager noch eine bessere CO2-Bilanz als die Überseeäpfel. Auch wenn dieser Vorteil mit jeder Woche Kühlung schrumpft. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu).
"Die Kühlsysteme haben sich in den vergangenen Jahren wesentlich verbessert", erklärt Dr. Guido Reinhardt vom Ifeu. Ältere Studien zufolge sei der Unterschied zwischen deutschen und Überseeäpfeln im April gar nicht mehr groß. Dies sei aber mittlerweile widerlegt, so Reinhardt.
Mit Bio-Äpfeln auf der sicheren Seite
Das Ergebnis: Die meisten Äpfel im Test können wir empfehlen, darunter auch alle fünf Bio-Äpfel. Acht Äpfel sind allerdings mit besonders bedenklichen Pestiziden belastet. Und einige Hersteller mauern, wenn es darum geht, Transportwege und Kühldauer der Äpfel offenzulegen.
Neun Äpfel weisen überhaupt keine Rückstände von Pestiziden auf, darunter alle Bio-Äpfel. Die Belastung von Äpfeln mit Pestiziden ist im Vergleich zu anderem Obst wie Erdbeeren oder Bananen eher gering. In den beiden Produkten Real Quality Äpfel, Royal Gala Tenroy und Apfel rot Ambrosia von Lidl hat das Labor allerdings ein beziehungsweise zwei Pestizide analysiert, deren Gehalte wir als "erhöht" einstufen. Dafür gibt es eine Note Abzug.
Krebsverdächtige Pestizide in getesteten Äpfeln
Auch die River Valley Fresh Äpfel rot, Tenroy-Royal Gala fallen auf. In ihnen stecken fünf verschiedene Pestizide. Zwar sind die Mengen gering, aber es gibt nur sehr wenige Untersuchungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mehrfachrückständen.
Die geringen Funde sind leider kein Anzeichen dafür, dass die Obstbauern kaum Pestizide spritzen. Da sie aber weder kurz vor der Ernte noch nach der Ernte spritzen dürfen, sind die meisten Pestizide bereits abgebaut. Außerdem werden die Äpfel, bevor sie auf den Markt kommen, nach Größe und Qualität sortiert. Bei diesem Schritt schwimmen die Äpfel in einem Wasserbad; Pestizide auf der Schale werden dadurch größtenteils abgewaschen.
Einige der in den Äpfeln analysierten Pestizide sind besonders bedenklich. Etwa weil sie als wahrscheinlich krebserregend gelten, beim Einatmen lebensgefährlich sein können oder vermutlich dem Kind im Mutterleib schaden. Auch stark bienengiftige Spritzgifte kritisieren wir. Warum diese dennoch eingesetzt werden dürfen, ist uns ein Rätsel.
Äpfel im Test: Schweigen zur Klimabilanz
Wir wollten von den Herstellern wissen, wie lang die Äpfel im Kühlhaus lagen und wie weit sie gereist sind. Viele haben weite Strecken mit dem Kühlschiff und Lastwagen hinter sich. Die anderen lagen mehr als ein halbes Jahr im Kühllager - auch nicht besonders ökologisch.
Mit mehr als 20.000 Kilometern haben die Äpfel aus Neuseeland die weiteste Reise hinter sich; am längsten im Kühllager haben gleich drei Äpfel gelegen - und zwar ganze neun Monate.
Die Klimabilanzen von gelagerten und weit gereisten Äpfeln unterscheiden sich im Juni - zu diesem Zeitpunkt haben wir eingekauft - nur noch wenig. Wir werten diesen Punkt daher unter den Weiteren Mängeln nur ab, wenn die Hersteller sich nicht einmal um Transparenz bemühen. So schwiegen etwa die Hersteller von Edeka und Tochter Netto Marken-Discount konsequent zu beiden Produkten, die wir dort eingekauft haben.
Worauf Sie beim Apfel-Kauf achten sollten
- Mit Bio-Äpfeln sind Sie beim Einkauf auf der sicheren Seite. Alle fünf Bio-Äpfel wiesen im Test überhaupt keine Pestizidrückstände auf. Ökologisch guten Gewissens kann man Äpfel allerdings grundsätzlich nur von August bis November kaufen.
- Kaufen Sie regionale Äpfel, wenn Sie etwas für die Umwelt tun möchten - am besten in der Saison, etwa von August bis November. Deutsche Äpfel haben für gewöhnlich die bessere Klimabilanz. Je länger sie gelagert wurden, desto schlechter ist sie allerdings.
- Nutzen Sie, wann immer möglich, alternative Verkehrsmittel zum Einkaufen. Sobald Sie mit dem Auto fahren, vervielfachen sich Energieaufwand und Treibhauseffekt. Der Unterschied zwischen dem neuseeländischen und dem deutschen Apfel fällt da kaum noch ins Gewicht.
Bitte beachten Sie: In diesem Test bewerten wir Frischeprodukte, die im Juni 2018 bei den genannten Anbietern eingekauft wurden. Die Testergebnisse sind daher nicht gültig für aktuell von den Herstellern angebotene Produkte. Testergebnisse/Angaben stammen aus der Veröffentlichung im ÖKO-TEST Magazin September 2018 und sind nicht aktualisiert. Zwischenzeitliche Aktualisierungen zu einzelnen Produkten finden Sie unter Hersteller-Reaktionen im Hauptmenü.
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