- Mit Bestnote bewerten wir insgesamt fünf Erdbeermarmeladen im Test.
- Erdbeermarmeladen, die schlechter abschneiden, kritisieren wir wegen Pestizid-Belastungen, zu viel Zucker oder des Geschmacks.
- Bio-Fruchtaufstriche sind weniger mit Pestiziden belastet.
Für viele gehört der Geschmack von Erdbeermarmelade auf Brötchen, Croissant oder Toast zu einem guten Frühstück dazu. Dabei gibt es Erdbeermarmelade theoretisch gar nicht. Wie Anbieter ihre in Zucker eingekochten Früchte nennen dürfen, ist gesetzlich per Konfitürenverordnung geregelt. Marmeladen sind demnach nur Zubereitungen aus Zitrusfrüchten. Der allgemeine Sprachgebrauch ist ein anderer. Die meisten Menschen sprechen am Frühstückstisch von Erdbeermarmelade.
Für unseren Test haben wir 20 Sorten "Erdbeermarmelade" ausgewählt, davon zwölf Erdbeerfruchtaufstriche und acht Erdbeerkonfitüren. Laut Verordnung müssen Konfitüren mindestens 55 Prozent Zucker enthalten. Für Produkte, die Fruchtaufstrich heißen, gibt es keine solche Vorgabe, sie haben oft höhere Fruchtanteile. Egal wie sie heißen: Die Fruchtmassen sollen schmecken und frei von Schadstoffen sein. Das haben wir in spezialisierten Laboren analysieren lassen.
Erdbeermarmeladen-Test: Einige sind nur mittelmäßig
Fast die Hälfte der Produkte im Test können wir mit "sehr guten" und "guten" Gesamturteilen empfehlen. Einige schneiden aber auch nur mittelmäßig ab. Auffällig: In 65 Prozent der getesteten Erdbeerfruchtaufstrichen und -konfitüren hat das Labor Spuren von mindestens einem Pestizid nachgewiesen.
In einer Erdbeermarmelade im Test waren es Spuren von gleich sechs verschiedenen Substanzen, in einem anderen Aufstrich fünf. Eine dieser gefundenen Substanzen ist das besonders bedenkliche Pestizid Tebuconazol. Es gilt als vermutlich schädigend für das Kind im Mutterleib.
Die im Labor gemessenen Werte liegen zwar weit unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Trotzdem sehen wir die Häufung von Pestizidspuren kritisch. Denn die Berechnungen für gesundheitliche Sicherheitsgrenzen gelten derzeit immer nur für die einzelnen Pestizidwirkstoffe. Ihr Zusammenwirken, wenn der Mensch mehrere davon auf einmal aufnimmt, hingegen ist bislang kaum erforscht. Ein schlechtes Zeichen in Bezug auf die mutmaßlichen Bedingungen für Erntearbeiter und die Belastungen für die Öko-Systeme vor Ort sind die Pestizidcocktails allemal.
Pflanzenschutzmittel sind einer der Stressoren für Artensterben. Somit haben Pestizide Auswirkungen auf die Artenvielfalt von Insekten, Vögeln und in Gewässern. Das große Problem: Das Prüfsystems für Pestizide in der EU.
"Das derzeitige System beurteilt die Umweltauswirkungen einzelner Produkte auf einzelne Felder und berücksichtigt zu wenig die zeitliche und räumliche Dimension", erklärt Dr. Annette Aldrich, Ökotoxikologin am Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope. Tiere wie Bienen und Vögel bewegen sich zwischen den Feldern und sind somit nicht nur Einzelsubstanzen ausgesetzt, sondern einer Mischung von Produkten, erläutert sie weiter.
Zu viel Zucker in zwei Drittel der Erdbeermarmeladen
Wenn sie auch gesünder daherkommt als Nutella, so ist Erdbeermarmelade doch auch eine Süßigkeit. Der Vergleich der Produkte im Test zeigt aber: Einige sind noch süßer als andere. Unsere kritische Grenze orientiert sich an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Wenn ein Erwachsener mit den Zuckerzusätzen in einer Portion schon mehr als die Hälfte der Zuckermenge abgefrühstückt hat, die die (WHO) für vertretbar hält, dann ist das aus unserer Sicht zu viel. Das ist bei knapp zwei Drittel der getesteten Erdbeermarmeladen der Fall.
So schmecken die Erdbeermarmeladen im Test
Und wie schmecken die Erdbeerfruchtaufstriche und -konfitüren im Test? Richtig unangenehme Geschmacksfehler wie "schimmelig" oder "dumpf" haben die Experten nicht festgestellt. Einziger Kritikpunkt: Viele Erdbeermarmeladen zeigen im Geschmack und/oder Geruch intensivere Kochnoten. Dadurch wirkt der Geschmack weniger frisch und ursprünglich. "Kochigen" Geschmack und Geruch kennt man zum Beispiel von im Glas eingeweckten Erdbeeren.
Manche Aufstriche schmecken zudem süßer oder säuerlicher als andere. Dafür haben wir allerdings keinen Notenabzug gegeben – das fällt in die Kategorie Geschmackssache.
In den Erdbeermarmeladen im Test stecken kaum Erdbeeren aus regionalem Anbau. Wir haben bei den Anbietern nachgefragt, wo die Früchte für die getesteten Chargen angebaut wurden. Deutschland tauchte nur beim Fruchtaufstrich von zwei Herstellern auf, bei einem der beiden aber nur als eines von drei Herkunftsländern.
Die meisten Anbieter gaben mehrere Herkunftsländer an. Am häufigsten genannt wurde: Polen 12-mal, Spanien 7-mal sowie Türkei, Ägypten und Marokko jeweils 4-mal.
Tipps für den Kauf von Erdbeermarmeladen
Was Sie beachten sollten, wenn Sie Erdbeerfruchtaufstriche und -konfitüren kaufen:
- Die Testergebnisse zeigen: Mit Bio-Fruchtaufstrichen nehmen Sie weniger Pestizide zu sich.
- Wenn Sie besonders viel Frucht möchten, werden Sie eher bei Produkten mit der Bezeichnung Fruchtaufstrich fündig.
- Bitte beachten: Auch Agavendicksaft und Saftkonzentrate sind als Süßungsmittel nicht besser als normaler Zucker.
Erdbeeren auf Toast als leckere Alternative
Eine leckere Alternative zur viel zu süßen Marmelade, wenn Sie frische Erdbeeren im Haus haben: Ein paar Erdbeeren waschen und halbieren, eine Brötchen- oder Toasthälfte mit Butter, Frischkäse, Quark oder Kokosfett bestreichen und mit halben Erdbeeren belegen.
Zugesetzter Zucker steckt hier höchstens im Brötchen, während Sie mit dem normalen Marmeladenbelag schon locker die Hälfte der Menge an Zucker intus haben, die die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Wenn Ihnen unsere Idee schmeckt, experimentieren Sie einfach weiter: mit anderen kleingeschnittenen Früchten und Frischkost als Brotbelag.
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