Das Gift riecht nicht. Man sieht es nicht und es schmeckt nach nichts. Aber es ist da, es ist überall, auch im Trinkwasser. Und es tötet langsam. Etwa 20 Millionen Menschen in Bangladesch trinken laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) täglich arsenbelastetes Wasser. Und das ist nur die Zahl der Menschen, die Wasser aus hochverseuchten Brunnen trinken; also Wasser, dessen Arsengehalt über dem Grenzwert liegt, den Bangladesch festgelegt hat. Er ist fünfmal so hoch wie der, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlegt.
Das Arsen, das die Menschen aufnehmen, stammt aus den Trinkwasserbrunnen, in erster Linie draußen, auf dem Land. Die Städte, darum hat sich die Regierung gekümmert, die sind sauber. Das Fatale: Die Brunnen auf dem Land wurden mithilfe internationaler Organisationen gebohrt, denn eigentlich wollte man helfen. Das verschmutzte Oberflächenwasser, das die Menschen zuvor tranken, sollte durch sauberes Wasser ersetzt werden. Doch kaum war das eine Risiko gebannt, entstand ein ganz anderes. In der Erde löst sich Arsen aus den Gesteinsschichten, das mit dem Wasser nach oben gepumpt wird, und dort die Menschen vergiftet.
Die WHO hat die Belastung des Trinkwassers in Bangladesch bereits vor 16 Jahren als "größte Massenvergiftung der Geschichte" bezeichnet. Getan hat sich seitdem kaum etwas: Schätzungen von Human Rights Watch zufolge sterben jährlich weiterhin rund 43.000 Menschen an den Folgen des arsenverseuchten Wassers. Zwar wurden Millionen investiert, um die Trinkwasserqualität in Bangladesch zu verbessern. Allerdings - so der Vorwurf der Menschenrechtsorganisation - in erster Linie da, wo die Wähler sitzen, in den Städten, wo die Qualität des Trinkwassers ohnehin schon deutlich besser war. Die Menschen auf dem Land seien vergessen worden.
Das arsenverseuchte Wasser gelangt auch auf die Reisfelder, denn sie werden mit Wasser geflutet. Und über die Wurzeln nimmt die Reispflanze das Arsen aus der Erde und dem Wasser auf und reichert es in den Körnern an, besonders in den Randschichten. Das ist nicht nur in Bangladesch so. Arsen kommt natürlicherweise in der Erde und im Wasser vor und gelangt deswegen zwangsläufig auch in den Reis. Aber es gibt Reisanbaugebiete mit höheren Belastungen, wie weite Teile Bangladeschs, und Reisanbaugebiete mit niedrigeren Belastungen. Auch Gebiete in der Nähe von Minen oder ehemalige Baumwollfelder, die mit arsenhaltigen Pestiziden besprüht worden sind, sind höher belastet. Arsen steckt auch in manchen Düngern oder Klärschlämmen etwa. In die Reiswaffeln gelangt es über den belasteten Reis. Allerdings sind die Reiswaffeln oft höher belastet als die Rohware. Die Gründe dafür sind bislang nicht komplett erforscht. Ein Grund ist sicherlich, dass der Reis in Backformen erhitzt wird und dadurch, ähnlich wie Popcorn, aufpoppt. Durch die Hitze entsteht ein Flüssigkeitsverlust, wodurch sich die Arsengehalte in den Waffeln et...