- Insgesamt 26 Produkte haben wir getestet, davon 15 Mal Apfelmus und elf Mal Apfelmark.
- Während Apfelmark nur den natürlichen Zucker aus den Äpfeln enthält, ist Apfelmus häufig gesüßt. Wenn Hersteller es ohne Zuckerzusatz anbieten, schreiben sie das in der Regel gut sichtbar vorne aufs Etikett.
- Im Test kritisieren wir vor allem enthaltene Pestizidrückstände. Darunter ein Spritzgift, das im europäischen Obstbau eigentlich verboten ist.
Aktualisiert am 13.10.2022 | Ob Apfelmus oder Apfelmark: Apfelbrei kann viel. Kartoffelpuffer und Pfannkuchen zu einem kompletten Gericht abrunden, Joghurts und Müslis aufpeppen, kräftigen Apfelgeschmack in Kuchen und Desserts bringen. Allergiker, die keine frischen Äpfel vertragen, können den pasteurisierten Brei meist problemlos essen – und beim veganen Backen kann er sogar als feuchtigkeitsspendender Ei-Ersatz funktionieren. Das ist Ihnen vermutlich alles bewusst.
Neue Leitsätze für Apfelmus
Doch wussten Sie auch, dass Apfelmus bis zuletzt nur "Apfelmus" heißen durfte, wenn der Hersteller genug Zucker ins Glas gepackt hat? Laut der offiziellen Vorgaben in den Leitsätzen für Obsterzeugnisse musste die Zuckerkonzentration in "Apfelmus" mindestens 16,5 Prozent betragen.
Wer ein gesünderes Mus anbieten wollte, in dem die Süße nur aus dem deutlich niedrigeren natürlichem Zuckeranteil der Früchte stammt, musste notgedrungen auf den unbekannteren Namen "Apfelmark" ausweichen. Mit der Neufassung der Leitsätze von Anfang April ist die altbackene Vorgabe aber zum Glück vom Tisch.
Über Umwege zum ungezuckerten Apfelmus
Weiterhin ärgerlich: Die Leitsätze definieren Apfelmus immer noch als "gesüßt". Es gibt aber einen Umweg für Hersteller, die dennoch ein ungezuckertes Apfelmus anbieten wollen. Sie müssten die Abweichung von den Beschreibungen in den Leitsätzen "hinreichend und rechtskonform kenntlich machen", erklärte uns eine Sprecherin des Ernährungsministeriums.
Was genau "hinreichend und rechtskonform" ist, kann auch das Ministerium noch nicht sagen. "Die Auslegung der Vorschriften obliegt letztlich den Gerichten." Zuckerfreies Apfelmus vor Gericht? Wir hoffen, dass es nie dazu kommen wird und stellen uns schon einmal vorsorglich auf die Seite derer, die Apfelmus ohne Zuckerzusatz anbieten.
Zuckergehalte sind teilweise immer noch hoch
In unserem aktuellen Test kommen zwar viele Produkte, die "Apfelmus" heißen, immer noch mit einem – wie wir finden – unnötigem Zuckerzusatz daher, aber nicht mehr alle. Es sind fünf von 15 Produkten mit Namen "Apfelmus" dabei, die keinen Zuckerzusatz enthalten. Sie machen das aus unserer Sicht auf den ersten Blick deutlich kenntlich – etwa durch "0 % Zuckerzusatz" im Produktnamen.
Zehn Hersteller setzen dem Apfelmus noch Zucker zu. In den Nährwerttabellen auf den Verpackungen finden sich zwar mittlerweile auch Zuckerwerte unter der abgeschafften Marke aus den alten Leitsätzen von 16,5 Prozent.
Es tauchen aber immer noch hohe Werte von 16 bis 18 Gramm Zucker pro 100 Gramm Apfelmus auf. Wir ziehen für alle Zuckerzusätze eine Note ab. Ein Apfelbrei ist ohne Zucker schon süß, weniger Zucker ist gesünder.
Apfelmus im Test: Verbotenes Spritzgift entdeckt
Kommen wir zu Inhaltsstoffen, die für Verbraucherinnen und Verbraucher anhand der Deklaration nicht erkennbar sind. Zwei Mal hat das beauftragte Labor den Wachstumsregulator Mepiquat nachgewiesen.
Das Spritzgift ist im europäischen Obstbau verboten, tauchte allerdings auch in mehreren der jetzt getesteten Apfelsäfte auf. Mepiquat wirkt sich laut Europäischer Chemikalienagentur ECHA langfristig schädlich auf Wasserorganismen aus. Die betroffenen Produkte fallen durch, denn sie überschreiten den in der EU geltenden Mepiquat-Grenzwert für Äpfel.
Beide Testkandidaten enthalten außerdem Spuren des Insektizids Acetamiprid. Weil Acetamiprid Blüten bestäubenden Insekten schadet, hat Frankreich das Mittel bereits 2018 verboten.
Einige Apfelbreie enthalten problematische Pestizide
Ein Mal fand das Labor Spuren des Pestizids Pirimicarb, das laut EU-Chemikalienrecht in Verdacht steht, Krebs zu erzeugen. Außerdem ist in einem Produkt im Test der Gehalt an Tebuconazol nach unserer Bewertung "erhöht". Das Anti-Pilzmittel ist als vermutlich schädigend für das Kind im Mutterleib eingestuft.
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Stoffe in der festgestellten Konzentration zwar nicht unmittelbar gesundheitsschädlich. Wir meinen aber: Je weniger problematische Pestizide in der Umwelt und im Körper, desto besser.
Potenzielle Wechselwirkungen sind nicht erforscht
Kritisch sehen wir auch einen Mix von mehreren Pestizidspuren. Auch wenn die Gehalte gering sind und die Stoffe teilweise nicht als besonders bedenklich gelten.
In einem überprüften Produkt stecken insgesamt sechs, in einigen weiteren Apfelmusen jeweils vier unterschiedliche Einzelsubstanzen. Mögliche Wechselwirkungen von mehreren Stoffen im menschlichen Körper und der Umwelt sind noch nicht erforscht.
Sorgfältige Auslese bei der Apfelernte
Eine gute Nachricht: Das Schimmelpilzgift Patulin war in keinem Produkt nachweisbar. Das spricht für viel Sorgfalt beim Aussortieren fauler Früchte vorm Verarbeiten. Vor wenigen Jahren musste noch Apfelsaft wegen hoher Gehalte aus dem Handel zurückgerufen werden.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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