Bevor Kühlschränke in jeden Haushalt einzogen und Obst und Gemüse im Supermarkt täglich frisch verfügbar wurden, waren sie für die Versorgung unabdingbar: Erdkeller oder Erdmieten, in denen die Ernte des Herbstgartens lagern konnte.
Erdmieten als älteste Form der Gemüselagerung
Mittlerweile sind die energieneutralen Boden-Boxen für den Winter aus der Mode gekommen, haben aber durchaus ihren Sinn behalten. "Erdmieten sind die einfachste und älteste Form der Gemüselagerung und werden in kleinen Bio-Betrieben, Nebenerwerbshöfen und von Hobbygärtnern auch heute noch betrieben", erzählt Martin Krumbein (60) ein Mann, der es wissen muss.
Der Diplom-Gartenbauingenieur ist Referent für Gemüsebau im Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum. Er begleitet Versuche im Gemüsebau, etwa zur Bewässerung, Düngung und dem Anbau neuer Pflanzensorten, er ist viel auf dem Feld oder im Gewächshaus unterwegs.
"Die Erdmiete ist noch nicht vergessen", sagt Krumbein, der auch Lehrer an der Fachschule für Gartenbau ist. "Wer keine andere Möglichkeit zur kühlen Lagerung hat, kann sie durchaus nutzen."
Erdmiete selber bauen: So geht‘s
Angelegt werden die Minikeller im Gartenboden am besten dort, wo man auch im Winter gut hinkommt – in der Nähe des Hauses, nahe der Hauptwege und nicht gerade im Wurzelwerk unter Bäumen.
In der Erntezeit jetzt im Oktober gräbt man ein tiefes Loch in die Erde, in dem das Gemüse ab sofort lagern kann. Um die frisch geernteten Pflanzen nicht direkt in die Erde zu legen, gibt es verschiedene Aufbewahrungsmöglichkeiten, etwa alte Wein- oder andere Holzkisten.
In die Seitenwände bohrt man ein paar kleine Löcher, damit das Lagergut atmen und die ausdünstende Feuchtigkeit abziehen kann. Ein Klassiker bei Erdmieten-Fans sind ausrangierte Waschmaschinentrommeln: Sie sind rostfrei, stabil, haben eine gute Größe und feine Löcher.
Feste Behältnisse sind vor allem nützlich, um Angriffe von Mäusen, Würmern oder Käfern zu verhindern. Zur Not kann aber auch ein engmaschiger Kaninchendraht als Netz ausgelegt werden, in das das Gemüse gelegt wird.
Wie tief sollte eine Erdmiete sein?
Um Frostschäden im Vorratslager zu vermeiden, muss das Gemüse mindestens 60 bis 80 Zentimeter unter der Erdoberfläche verschwinden, rät Krumbein. "Je tiefer, umso sicherer."
Sowohl außen um die Kiste oder das Drahtgeflecht als auch im Inneren sollte Stroh als weiche Unterlage und Frostschutz ausgelegt werden. Ein Bett aus Sand dient zudem als Puffer und Drainage, um für Trockenheit und Sicherheit zu sorgen. Krumbein: "Die Erdmiete sollte nicht zu feucht sein, Wasser muss gut ablaufen können – sonst fault das Gemüse."
Hilfreich ist dabei ein einfacher Zugang zur Erdmiete mit einem Bodendeckel aus Holz oder einem mit Stroh oder Säcken verschlossenem Einfüllstutzen. Sonst muss jedes Mal, wenn man ans Gemüse will, die Erde weggeschaufelt werden – besonders bei Frost und Schnee kein Spaß.
Welches Gemüse eignet sich für eine Erdmiete?
Für die Lagerung in der Erdmiete geeignet sind vor allem Rüben und Knollen wie Möhren, Pastinaken, Rote Bete, Sellerie, Kohlrüben und Kohlrabi. Auch Kartoffeln lassen sich dort einlagern, dürfen aber auf keinen Fall weniger als 4 Grad Celsius abbekommen.
Äpfel und Birnen benötigen eine eigene, gut isolierte Erdmiete, weil sie Ethylen ausstoßen. Es lässt anderes Obst und Gemüse schneller reifen und faulen. Tomate und Gurke, Zucchini und Kürbis sind für die Erdmiete indes nicht geeignet.
Gemüse gleich nach der Ernte einlagern
Grundsätzlich das Herbstgemüse am besten frisch und gleich nach der Ernte einlagern. "Das geerntete Gemüse ist noch ein lebendes Produkt, die Stoffwechselprozesse laufen weiter", sagt Krumbein.
Die Blätter und Stiele werden mit einer Gartenschere entfernt, das Gemüse aber nur grob abgeputzt. "Die trockene Erde bleibt dran – sonst verletzt man die Schale", betont der Gartenbauexperte.
Ohnehin dürfe nur unversehrtes Gemüse ohne Fraß, Bruch, Pilz oder Fäulnis in die Erdmiete. Kandidaten mit Schadstellen sollten schnell verarbeitet und gegessen werden. Und länger als für einen Winter kann die Ernte im Erdlager auch nicht bleiben. "Besser werden die Feld-Früchte nicht", sagt Krumbein. "Aber im Frühjahr darf man sich ja schon auf die neuen Ernten freuen."
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