- Wir haben 50 Medium-Mineralwässer aus verschiedenen Regionen Deutschlands getestet. Davon sind sieben Produkte als zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ausgelobt. Sechs tragen – teilweise zusätzlich – ein Siegel für Bio-Mineralwasser.
- Der Test zeigt: Auch besondere Auslobungen garantieren keine absolute Freiheit von umstrittenen Stoffen. Am besten wählen Sie ein Mineralwasser aus einem möglichst nah gelegenen Mineralbrunnen in einer Mehrwegflasche. Insgesamt 24 Produkte schneiden mit Bestnote ab.
- In einigen Medium-Mineralwässern beanstanden wir Chrom(VI), Nitrat oder Bor. Auch auf Abbauprodukte von Pestiziden sind wir gestoßen.
- Tipp: Leitungswasser zu trinken ist unschlagbar günstig und am wenigsten schädlich für Klima und Umwelt. Seine Qualität wird engmaschig kontrolliert.
Mineralwasser ist ungleich teurer als Leitungswasser, macht zudem ganz schön Arbeit beim Einkaufen – und weckt große Erwartungen. Denn Mineralwasser muss laut Gesetz aus unterirdischen Quellen stammen, die vor Verunreinigungen geschützt sind.
Oder anders gesagt: Mineralwasser muss "ursprünglich rein" sein. Es handelt sich bei Mineralwasser um Regenwasser, das durch die Gesteinsschichten in die Tiefe zur Quelle fließt. Auf seinem Weg wird es natürlicherweise gefiltert.
Adelholzener, Gerolsteiner & Co.: Mineralwasser im Test
Allerdings landen teilweise doch menschengemachte Verunreinigungen in Mineralwasser, etwa Abbauprodukte von Pestiziden und Süßstoffe. Neben Mineralien kann das Wasser außerdem leider auch unerwünschte Substanzen aufnehmen wie Chrom(VI), Nitrat oder Bor.
Unser Test von 50 Medium-Mineralwässern macht die Probleme deutlich: Wir sind auf Chrom(VI), Bor, Abbauprodukte von Pestiziden – und auch auf Nitrat gestoßen. Insgesamt gibt es aber auch 24 Marken, die mit "sehr gut" abschneiden.
Krebserregendes Chrom(VI) in Mineralwässern im Test
Doch zurück zu den Inhaltsstoffen. In fünf Wässern hat das beauftragte Labor das krebserregende Chrom(VI) nachgewiesen, das aus Boden- und Gesteinsschichten ins Mineralwasser gelangen kann. Besonders kritisch sehen wir das in zwei Mineralwässern, in denen wir die Gehalte als "erhöht" einstufen – darunter ein Produkt, das für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt ist.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind zwar unwahrscheinlich, Chrom(VI) kann aber auch in weiteren Nahrungsmitteln stecken. Unbelastete Alternativen sind daher die bessere Wahl. Auch beim Thema Nitrat gilt: je weniger, desto besser. Nitrat kann sich im Körper in Nitrit umwandeln, dieses kann im Magen zur Entstehung krebserregender Nitrosamine beitragen.
Kritik an Nitratgehalten in ein paar Wässern
Wegen ihrer Nitratgehalte kritisieren wir insgesamt vier Mineralwässer – darunter zwei, die für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt sind. Hier legen wir einen strengeren Maßstab an. Sie halten die gesetzlichen Vorgaben zwar noch ein, schöpfen die zulässige Menge aber doch zu mehr als 50 Prozent aus. Wir sind indes strenger, denn Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen schließlich viel Geld für Wässer mit besonderer Auslobung und dürfen dafür auch eine sehr hohe Qualität erwarten.
Kommen wir zu Bor. Das kritiseren wir in einem Medium-Wasser im Test. Grund sind entwicklungs- und fortpflanzungsschädigende Effekte, die das Element in Tierstudien gezeigt hat.
Menschengemachte Verunreinigungen in Mineralwasser
Übrigens: Das teuerste Wasser in unserem Test ist ein Bio-Wasser. 1,45 Euro kostet der Liter. Ein Liter Leitungswasser ist – je nach Gemeinde oder Stadt – für 0,3 bis 0,5 Cent zu haben. Abwassergebühr inklusive. Für 1,45 Euro kann mal also 290 bis 483 Liter Leitungswasser oder einen Liter Bio-Mineralwasser kaufen.
Für so einen Preis muss dann aber auch die Qualität eine besondere sein. Oder etwa nicht? Noch mal: Laut Gesetz hat Mineralwasser seinen Ursprung in "unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen". Als "Bio" gelabelte Produkte bewerben darüber hinaus noch spezielle selbstgesetzte Zielvorgaben in Sachen Reinheit sowie Aktivitäten für Grundwasser- und Umweltschutz.
Doch leider zeigen unsere Laboranalysen, dass menschengemachte Verunreinigungen die "ursprüngliche Reinheit" von Mineralwasser trüben können.
Was bedeutet "Bio" bei Mineralwasser?
Selbst besondere Auslobungen wie "Bio" oder "geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" bieten keine absolute Garantie für Freiheit von umstrittenen Inhaltsstoffen. Ein Bio-Wasser genügt unseren Messungen zufolge nicht den eigenen Labelvorgaben. Ein zur Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobtes Wasser ist sogar Testschlusslicht.
Was heißt eigentlich Bio bei Mineralwasser? Derzeit gibt es am Markt zwei privatwirtschaftliche Labels mit Kriterien, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen.
- Das ältere stammt von der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser, einem in der Bio-Branche verankerten Verein, in dem unter anderem die großen Bio-Anbauverbände Mitglied sind.
- Das zweite Siegel stammt von dem großen privatwirtschaftlichen Laboranalytikunternehmen SGS Fresenius. Anbieter können danach zertifizierte Produkte als Premiummineralwasser in Bio-Qualität bewerben.
Bio-Mineralwasser: Es gelten strengere Schadstoffregeln
Beide Siegel machen Vorgaben für eine Reihe von unerwünschten Inhaltsstoffen, die über die gesetzlichen Grenzwerte für Mineralwasser hinausgehen – unter anderem ist weniger Nitrat, Nitrit, Arsen, Radium und Bor zulässig. Und auch für einige Stoffe, für die es keinen gesetzlichen Grenzwert gibt, wie Chrom(VI), oder nur einer für Mineralwasser zur Zubereitung von Säuglingswasser festgelegt ist, wie Uran.
Bei diesen Stoffen erwarten auch wir in unseren Tests von Mineralwässern, dass sie besser als nur gesetzlich zulässig sind. So weit, so erfreulich.
Ein ernüchterndes Ergebnis im aktuellen Test von Medium-Mineralwasser sind aber die in einem der Bio-Mineralwässer gemessenen Radiumwerte. Deren gewichtete Summe liegt oberhalb der Vorgaben seines Siegels von der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser.
Ganz klar: Gesundheitliche Schäden sind hier nicht zu erwarten. Aber wir meinen: Wer durch besondere Auslobungen Verbrauchererwartungen schürt, sollte zumindest seine eigenen Kriterien einhalten.
Vorgaben der Zertifizierer sind teils unterschiedlich
Teils unterscheiden sich die Vorgaben der beiden Zertifizierer, zum Beispiel beim Nitrat.
- Hier liegt der gesetzliche Grenzwert für Mineralwasser bei 50 Milligramm pro Liter (mg/l).
- Die Vorgabe der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser entspricht mit 5 mg/l der Hälfte des gesetzlichen Grenzwerts für Säuglingswasser von 10 mg/l.
- Der Nitratgrenzwert des Fresenius-Labels liegt bei 10 mg/l.
Bekenntnis zur ursprünglichen Reinheit
Aus unserer Sicht grundsätzlich positiv ist auch, dass nach den Siegelvorgaben eine Fast-Nulltoleranz für menschengemachte Verunreinigungen wie Pestizidabbauprodukte, Arzneimittelrückstände und Süßstoffe gilt. Zwar muss laut Gesetz eigentlich jedes natürliche Mineralwasser "ursprünglich rein" sein.
In der Praxis erweist sich dieses Reinheitsgebot aber als zahnlos. In der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung selbst stehen keine konkreten Grenzwerte für menschengemachte Verunreinigungen.
Der staatliche Verbraucherschutz kann seit Jahren, wenn er gesundheitlich unbedenkliche Stoffe dieser Art findet, die Quellbetreiber nur auf begründete Zweifel an der ursprünglichen Reinheit hinweisen, nicht aber unterbinden, dass das Wasser als natürliches Mineralwasser vermarktet wird.
Pestizidrückstände in Mineralwässern im Test
Immerhin: In keinem der Bio-Wässer in unserem Test hat das beauftragte Labor Abbauprodukte von Pestiziden gefunden. In fünf der Mineralwässer ohne besondere Auslobung dagegen schon. Außerdem bemängeln wir einmal einen enthaltenen Süßstoff, in einem weiteren Produkt stecken zwei Süßstoffe.
Die Bio-Mineralwasserlabels setzen darüber hinaus auch soziale und Umweltschutzziele fest. Mehr dazu lesen Sie im ePaper: Medium-Mineralwasser im Test.
Bestes Mineralwasser: Das empfiehlt ÖKO-TEST
ÖKO-TEST empfiehlt nicht ausdrücklich, zu als "Bio" beworbenem Mineralwasser zu greifen. Natürlich begrüßen wir, dass die Labels teils höhere Anforderungen an die Qualität von Mineralwasser stellen als gesetzlich vorgegeben. Engagement für Umwelt, Grundwasserschutz und Arbeitnehmerrechte ebenfalls.
Um ein möglichst reines Wasser zu bekommen, sind Verbraucher aber nach unseren Testergebnissen nicht auf die speziell ausgelobten, teils teuren Wässer angewiesen. 24 Marken sind mit Bestnote rundum empfehlenswert.
Welche ist die umweltfreundlichste Verpackung?
Bleibt noch die Sache mit der Verpackung:
- Die beste Flasche: Die umweltfreundlichste Verpackungsform für Mineralwasser sind laut Umweltbundesamt (UBA) Mehrwegflaschen aus der Region.
- Schredderflaschen: Trotzdem setzen allen voran die Discounter- und Supermarkt-Eigenmarken unbeirrt auf PET-Einwegflaschen, die nach nur einer Befüllung geschreddert werden. Man erkennt sie im Zweifel am hohen Pfand von 25 Cent.
- Glas- und PET-Mehrweg: Zum Vergleich: Glasflaschen können bis zu 50-mal, PET-Mehrwegflaschen bis zu 20-mal wiederbefüllt werden. Die ständige Produktion und Entsorgung von Einwegflaschen ist da aus unserer Sicht ökologisch weniger sinnvoll. Auch solche mit einem hohen Recyclinganteil sehen wir im Vergleich kritisch.
- Individualflaschen: Individuell für eine Marke gestaltete Mehrwegflaschen, zum Beispiel mit Namenszug im Glas, müssen immer zurück zum selben Abfüllort transportiert werden. Hier gilt der Tipp, regional einzukaufen umso mehr.
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