Quinoa-Test: Ist Quinoa wirklich gesund?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Lisa-Marie Karl/Meike Rix/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 07.11.2023

Quinoa im Test: Wir haben 19 Quinoa-Marken überprüft.
Foto: Elena Veselova/Shutterstock

Quinoa ist vielseitig und gesund. Nicht umsonst gilt er als Superfood. Gleichzeitig sind die Körner teuer und kommen oft von weit her. Und wie steht es um die Inhaltsstoffe? Wir haben 19 Marken überprüft. Auffällig: Ausgerechnet die bekannte Marke Oryza überschreitet einen Pestizidgrenzwert.

  • Im Test: 19 Quinoa-Marken, davon stammen 15 aus Bio-Anbau.
  • Bedenklich: Einige Quinoa-Körner sind mit bedenklichen Mineralölbestandteilen belastet. 
  • In einem Produkt kritisieren wir den Gehalt des Pesitizid Fluopicolid, ansonsten sind Pestizide kein Problem. 
  • Das Fazit: Viele Quinoa-Produkte überzeugen im Test. 

Aktualisiert am 07.11.2023 | Quinoa kann eigentlich alles. Die Körnchen taugen für die Frühstücksbowl. Sie machen sich gut als Salat und als Beilage. Und auch zum Backen ist Quinoa gut geeignet. Quinoa gehört wie Spinat, rote Beete und Mangold zur Familie der Gänsefußgewächse. Weil man die Samen aber ähnlich verwenden kann wie Getreide, gilt es, wie Hirse, als Pseudogetreide.

Wie gesund ist Quinoa?

Und wie sieht es mit gesunden Inhaltsstoffen aus? 100 Gramm Quinoa liefern etwa 14,8 Gramm Eiweiß – das ist so viel, dass die Anbieter Quinoa auf der Verpackung als Quelle für Eiweiß ausloben dürfen.

Außerdem ist Quinoa ballaststoffreich und eine Quelle für B-Vitamine – auch das darf nach den Regeln der Health-Claims-Verordnung auf der Verpackung stehen. Besonders interessant für Veganer: Quinoa enthält die Aminosäure Lysin, die zwar häufig in tierischen Produkten, aber kaum in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt.

Quinoa gibt es in verschiedenen Farben.
Quinoa gibt es in verschiedenen Farben. (Foto: Elena Schweitzer/Shutterstock)

Woher kommt Quinoa?

Quinoa ist in den Anden beheimatet und wird seit etwa 7.000 Jahren angebaut. Lange Zeit kultivierten Kleinbauern es für den Eigenbedarf und es galt als Arme-Leute-Essen. Sein weltweiter Boom als gesundes Superfood begann erst im 21. Jahrhundert.

Seither ist die Nachfrage explodiert. Für die Ursprungsländer hieß das: intensivere Landwirtschaft, mehr Anbauflächen und in der Folge Umweltprobleme wie Bodenerosion. Peru und Bolivien sind nach wie vor die wichtigsten Erzeugerländer, die meisten Produkte im Test stammen aus diesen beiden Ländern.

Gibt es Quinoa aus Deutschland?

Quinoa hat dementsprechend häufig eine weite Reise hinter sich. Positiv für die CO₂-Bilanz: Quinoa ist keine Flugware. Es wird per Schiff nach Europa transportiert.

"Grundsätzlich spielen die Transport-Emissionen bei der Klimabilanz von Getreide eine eher untergeordnete Rolle", erklärt Professor Hermann Lotze-Campen, der am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zur Zukunft der Ernährung forscht.

Pflanzliche Ersatzprodukte schneiden laut Lotze-Campen im Vergleich zu tierischen Produkten in der Klimabilanz deutlich, teilweise zehnmal, besser ab. Erste Pioniere bauen Quinoa auch schon in Deutschland an.

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Rewe, dm & Co.: Quinoa im Test

Quinoa ist also gesund und vielseitig. Doch enthält es Schadstoffe? Um das zu überprüfen, haben wir 19-mal Quinoa eingekauft und im Labor überprüfen lassen. Das Ergebnis: Viele Produkte sind empfehlenswert. 

Aufällig: Zwei Packungen fallen durch. Testverlierer ist ausgerechnet die bekannte Marke Oryza – sie kassiert ein "ungenügend". Stellt sich die Frage, warum? 

Ein Pestizid in Quinoa über Grenzwert

Im getesteten Oryza Urkorn Quinoa hat das von uns beauftragte Labor einen Gehalt des Antipilzmittels Fluopicolid gemessen, der knapp oberhalb des gesetzlichen Grenzwertes liegt. Wird die Messunsicherheit einbezogen, liegt der Gehalt aber noch im zulässigen Rahmen.

Der Stoff überdauert in der Umwelt. Deshalb führt das Umweltbundesamt (UBA) ihn in einer Liste von Substanzen auf, die aus Umweltgesichtspunkten besser durch andere ersetzt werden sollten. In allen anderen Produkten im Test waren dagegen überhaupt keine Pestizide nachweisbar.

Kritik an Mineralölbestandteilen 

Darüber hinaus kritisieren wir in fünf Quinoa-Packungen die Gehalte an Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH-/MOSH-Analoge). Das betrifft auch Marken aus deutschem Anbau. Die höchsten Werte hat das beauftragte Labor in einem Bio-Produkt gemessen.

MOSH stellen die größte Verunreinigung im menschlichen Körper dar. Da mögliche gesundheitliche Folgen noch ungeklärt sind, sollten Lebensmittel aus unserer Sicht vorsorglich so wenig wie möglich davon enthalten.

Keine Schimmelpilzgifte in Quinoa im Test

Erfreulich ist, dass das Labor in keinem Produkt Schimmelpilzgifte nachgewiesen hat. Quinoa hat – anders als Reis – auch kein Problem mit Arsen: Alle Arsenbefunde in diesem Quinoa-Test waren negativ. Das Schwermetall Cadmium hat das beauftragte Labor nur in geringen Spuren gefunden.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir kauften 19-mal Quinoakörner ein. Entsprechend des großen Angebots sind darunter 15 Produkte aus Bio-Anbau. Weil das weiße Quinoa am weitesten verbreitet ist, griffen wir vorrangig dazu. Aber auch "Quinoa tricolore" wanderte in den Einkaufskorb, eine Mischung aus weißen, roten und schwarzen Körnern.

Im Labor ließen wir das Quinoa auf zahlreiche Pestizide untersuchen und auf Schwermetalle wie Cadmium und Blei, die sich in vielen Samen und Kernen anreichern können. Auch nach Arsen, das besonders häufig in Reis steckt, fahndete das beauftragte Labor. Außerdem standen Schimmelpilzgifte, die in Getreide ein häufiges Problem darstellen, und Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen auf dem Prüfplan. Letztere können von Sammelbehältern während der Ernte bis hin zu Schmierölen an Verarbeitungsmaschinen oder Verpackungen an verschiedenen Stellen der Verarbeitungskette in Lebensmittel gelangen und waren auch schon in Tests von Weizenmehl, Haferflocken und Reis ein Problem.

Die meisten Körner im Test stecken in Folienverpackungen, wir fanden jedoch auch ein Produkt, das in einem Pfandglas wie für Joghurts verkauft wird. Die Kunststoffverpackungen und auch den Deckel des Pfandglases ließen wir auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersuchen. Wie immer haben wir uns auch die Verbraucherinformationen auf den Verpackungen genau angesehen und geprüft, ob die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen auf den Verpackungen zulässig sind.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um fünf Noten: ein gemessener Gehalt an Fluopicolid, der die in der Verordnung (EU) 396/2005 für Buchweizen und anderes Pseudogetreide festgelegte Höchstmenge von 0,01 mg/kg überschreitet (in Tabelle "1 Pestizid über Grenzwert"). Zur Abwertung um vier Noten führt: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in Tabelle: "stark erhöht").

Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"). Zur Abwertung um eine Note führt: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg (in Tabelle: "leicht erhöht").

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Steht bei konkret benannten Analysenergebnissen "nein" bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID.
Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07.Glyphosat/Glufosinat/AMPA: LC-MS/MS.
Saure Herbizide: Modul E9 aus DIN EN 15662: 2018-07 (entspricht ASU L 00.00-115: 2018-10)Mykotoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2023.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 4/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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