Bewusster Einkauf, auf Öko-Strom umsteigen oder öfter mal das Rad nehmen. Jeder kann etwas zum Klimaschutz beitragen. Wir haben sieben Tipps für gute Klima-Vorsätze.
1. Eigene CO₂-Schwachstellen erkennen
Jeder von uns produziert im Durchschnitt 9,1 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases CO₂ pro Jahr, rechnet das Umweltbundesamt vor. Damit liegen die Deutschen nicht nur weit über dem Weltdurchschnitt, sondern überflügeln auch den durchschnittlichen europäischen Pro-Kopf-Ausstoß von knapp acht Tonnen CO₂ pro Jahr.
Unser erster Klimaschutz-Tipp lautet deshalb: Beginnen Sie damit, einmal auszurechnen, wie hoch Ihr persönlicher CO₂-Fußabdruck wirklich ist – und wo die Schwachstellen liegen. Dazu finden Sie diverse kostenlose Rechner im Internet, beispielsweise von Umweltbundesamt oder WWF.
2. Für Klimaschutz mehr pflanzlich ernähren
Bringen Sie mehr pflanzliche Nahrung auf Ihren Teller – das tut nicht nur dem Klima gut, sondern auch Ihnen und Ihren Kindern. Dabei muss gar nicht jeder gleich vegan werden.
Ab und zu mal Butter gegen Margarine tauschen, Kuhmilch gegen Hafermilch und die "Gemüse-Beilage" zum Hauptgericht erklären: All das sind gute Schritte. Und es geht nicht ohne, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen. Denn: Industrielle Tierhaltung ist laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für 14,5 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich. Andere Schätzungen gehen von noch mehr aus.
Zu den Lebensmitteln mit dem größten CO₂-Fußabdruck gehören laut Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu): Rindfleisch, Butter und gefrorene Garnelen.
Übrigens: Wenn die Kinder in der Schule oder Kita essen, haben sie meistens schon zweimal die Woche Fleisch bekommen – viel mehr sollte es aus gesundheitlichen Gründen ohnehin nicht sein. Besser ist es, stattdessen ein paar pflanzliche Proteine auf den Tisch zu bringen: Hervorragende Quellen dafür sind Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Linsen.
Besser regionale und saisonale Lebensmittel kaufen
Achten Sie daneben auf den Einkauf möglichst regional und saisonal erzeugter Ware. Denn mit einem entsprechend langen Transportweg wird auch ein pflanzliches Lebensmittel zur CO₂-Schleuder: In der Liste des Ifeu-Instituts hat Ananas, die mit dem Flugzeug nach Deutschland kommt, einen noch schlechteren Fußabdruck als durchschnittliches Rindfleisch.
Und eine Winter-Tomate aus einem beheizten Gewächshaus emitiert fast zehnfach so viele Treibhausgase wie eine auf hiesigen Feldern gewachsene Freiland-Tomate.
3. Gezielt und bewusst einkaufen
Sehr viel CO₂ steckt leider auch in Lebensmitteln, die wir produzieren, dann aber gar nicht essen. Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen laut Statistischem Bundesamt in Deutschland pro Jahr im Abfall.
Ausrangiert wird schon beim Anbau, später im Supermarkt, im Restaurant – vor allen Dingen aber bei Verbrauchererinnen und beim Verbraucher. Mit 59 Prozent tragen private Haushalte derzeit am meisten zum Lebensmittel-Müllberg bei. Prüfen Sie deshalb Lebensmittel vor dem Wegschmeißen. Auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, sind viele noch bedenkenlos genießbar. Ausnahmen sind Fisch oder Fleisch.
Einkaufslisten schonen Klima und Umwelt
Schreiben Sie sich vor dem Einkauf eine Einkaufsliste, möglicherweise sogar anhand eines Wochenspeiseplans. Das spart nicht nur Überfluss-Einkäufe, sondern auch unnötige Wege. Und wenn doch einmal zu viel Reste da sind: Die "Zu gut für die Tonne!"-App bietet 800 Rezept-Ideen zur Verwertung von trockenem Brot, braunen Bananen & Co.
Apropos bewusster Einkauf: Gewöhnen Sie sich an, eine paar Tüten, Taschen und Behälter beim Einkauf dabeizuhaben. Das Angebot an Unverpackt-Ware wächst auch im ganz normalen Lebensmittelhandel – je häufiger Sie beispielsweise eine Papiertüte mit Obst befüllen, desto kleiner wird deren Fußabdruck.
4. Nachhaltiger kleiden per App
Wir nehmen es uns immer wieder vor und schaffen es am Ende doch nicht: Weniger Klamotten zu kaufen und dafür mehr auf Qualität oder verantwortungsvolle Herstellung zu achten.
Bei kaum einem Thema ist der sogenannte "Intention-Behavior-Gap" – also die Kluft zwischen Wollen und Umsetzen – so groß wie bei der von Impulskäufen bestimmten Mode: Rund 75 Prozent der deutschen Konsumentinnen und Konsumenten bewerten Nachhaltigkeit als wichtigstes Kriterium für ihren Mode-Einkauf – gleichzeitig liegt der Umsatz von ökologisch oder sozial zertifizierter Kleidung unter 4 Prozent. Dabei ist die Modeindustrie laut dem McKinsey-Report "Fashion on Climate" für 4 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich.
Um diese Kluft zu überwinden, haben zwei Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg die kostenlose "Green Fashion Challenge App" entwickelt. Das Besondere: Nutzerinnen und Nutzer können selbst festlegen, welche Ziele sie sich beim Kleiderkauf setzen und welche Aspekte ihnen dabei wichtig sind – Tierwohl etwa, Umwelt- oder eben auch Klimaschutz. Wenn sie dann ihre Einkäufe eintragen, liefert die App am Ende des Monats einen Abgleich mit den Zielen.
Einfluss auf die CO₂-Bilanz des eigenen Modekonsums hat natürlich vor allem: weniger kaufen, Kleidung und andere Konsumgegenstände länger nutzen und gegebenenfalls reparieren.
Gerade in Sachen Kinderkleidung können Familien übrigens viel Geld und CO₂-Emissionen sparen, indem sie Baby- und Kinder-Klamotten gebraucht kaufen und verkaufen – auf Flohmärkten, Kleinanzeigen-Portalen oder in Apps wie vinted.de (zuvor Kleiderkreisel) und Momox Fashion. Dort gibt es auch Hochstühle, Kinderbetten, Fahrräder und vieles mehr.
5. Für den Klimaschutz für Ökostrom entscheiden
Die gute Nachricht: Der Umstieg jedes Haushalts auf Ökostrom kann einen Beitrag zur Energiewende leisten. Die schlechte: Er tut es nicht automatisch. Denn es tummeln sich viele Anbieter mit Mogelpackungen auf dem Markt, die lediglich Zertifikatehandel betreiben, aber den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht wirklich voranbringen.
Klingt komplex? Ist es auch. Mehr Klarheit und immerhin zehn "sehr gute" Ökostrom-Produkte finden Sie in unserem Ökostrom-Test aus dem Jahr 2022. Und wie bei den Klamotten gilt hier natürlich auch: Der ökologischste Strom ist der, der gar nicht erst verbraucht wird.
6. Richtig lüften
Wie wichtig das Lüften ist, haben wir alle während der Pandemie gelernt. Das richtige Lüften im Winter ist aber auch fürs Klima relevant – denn in einem durchschnittlichen Haushalt gehen 75 Prozent des Energieverbrauchs auf das Konto der Heizung. Nicht jeder ist Hausbesitzerin bzw. Hausbesitzer und kann die Weichen hier durch eine energetische Gebäudesanierung richtig stellen.
Richtiges Lüften lässt sich aber jetzt gleich umsetzen: Öffnen Sie alle zwei bis drei Stunden die Fensterflügel ganz weit zum Stoßlüften. Auf diese Weise reichen schon einige Minuten, um die gesamte Raumluft auszutauschen. Das ist besser, als durchs gekippte Fenster stundenlang Energie rauszupusten.
Ein Grad weniger spart viel Geld und CO₂
Und: Überdenken Sie Ihre Wohlfühl-Temperatur. In Wohnräumen reichen 20 Grad, in Schlafräumen 18 Grad. Schon ein Grad weniger spart laut WWF fünf bis zehn Prozent der Heizenergie. Und damit auch eine Menge Geld.
7. Mit dem Fahrrad zum Einkaufen
Dass wir mit Flugreisen und Kreuzfahrten das Klima anheizen, hat sich herumgesprochen. Deswegen lenken wir hier den Blick zur Abwechslung auf die kleinen Alltagsstrecken, die auch Mist machen: Häufiger mal aufs Fahrrad umsteigen wäre gut, gerade bei kurzen Wegen.
Jeder Kilometer, der nicht mit dem Auto gefahren wird, hilft. Forschende der niederländischen Radboud-Universität haben errechnet, wie viel: Wenn wir statt mit Auto zu Fuß oder mit dem Fahrrad in den Laden kommen, kann das den CO₂-Fußabdruck unseres Einkaufs bis zu 40 Prozent verringern. Wenn schon Onlineeinkauf, dann möglichst mit wenig Einzelbestellungen und Retouren.
Auto durch Carsharing und Lastenrad ersetzen
Wer sich einen zusätzlichen Schubs geben will, steigt auf Carsharing um – denn dann ist die Autotür nicht so verlockend nahe. Noch ein Motiv gefällig? Fahrradfahren hilft nicht nur dem Klima, sondern auch der eigenen Gesundheit. Es macht schlank, senkt das Risiko für Depression oder Herzinfarkt – und manche Menschen macht es sogar glücklich.
Wer zwei oder mehr Kinder transportiert, sollte über ein Lastenrad nachdenken; mit E-Antrieb ist es zwar nicht ganz so gut für die Umwelt wie mit reiner Muskelkraft, aber immer noch viel besser als das Auto. Lastenräder lassen sich übrigens auch Leihen: Anbieter in vielen Städten sind zum Beispiel der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) oder der Verkehrsclub Deutschland (VCD).
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