12 Kompressionsstrümpfe für Läufer im Test

Keine Stütze

ÖKO-TEST März 2015 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 27.02.2015

12 Kompressionsstrümpfe für Läufer im Test

Unser Test zeigt: Kompressionsstrümpfe sind für Läufer mit Sicherheit kein Muss. Wer sie trotzdem tragen will, hat aber die Wahl zwischen vielen schadstoffarmen Modellen. Bei ihren Wirkversprechen schießen die meisten Hersteller allerdings weit übers Ziel hinaus.

Wo viele Jogger unterwegs sind, gehören sie inzwischen zum Bild: Lange Strümpfe an Frauen- wie Männerbeinen. Dank leuchtender Farben muss der Betrachter dabei nicht mehr gleich an Krankenhausgummistrümpfe denken. Doch die Verwandtschaft lässt sich nicht leugnen. Die Jogger tragen Kompressionsstrümpfe - obwohl sie weder ans Bett gefesselt sind noch unter einer Venenschwäche leiden. Das Grundprinzip: Kompressionsstrümpfe drücken auf das Gewebe und die venösen Blutgefäße, sodass die Venenklappen besser schließen können. Das erleichtert den Rückfluss von Blut und Lymphflüssigkeit hoch zum Herzen. Viele Menschen bekommen durch Kompressionsstrümpfe ein Gefühl von "leichten Beinen". Und sonst? Anbieter scheuen sich jedenfalls nicht, "bessere Wettkampfzeiten" (Onlineshop von 2XU) oder "ermüdungsfreies Laufen" (Falke Onlineshop) anzupreisen.

Auch im Leistungssport sind Kompressionsstrümpfe hin und wieder zu sehen. Der amtierende Meister im Crosslaufen Mittelstrecke Florian Orth gehört im Bereich des Mittelstreckenlaufs nach eigener Beobachtung eher zu einer Minderheit, die bei Wettbewerben in Kompressionsstrümpfen unterwegs ist. Der 25-Jährige hat mit dem Tragen von Kompressionsstrümpfen nach einem Muskelfaserriss begonnen. Aktuell trägt er sie noch bei längeren Flug- und Zugreisen sowie bei härteren Trainingseinheiten und den Hallenwettkämpfen. "Ich habe das Gefühl, dass die Wadenmuskulatur dadurch besser geschützt ist. Beim Training im Freien ist außerdem die zusätzliche Wärmeschicht von Vorteil." Dass die Strümpfe Muskelkater völlig verhindern können, glaubt Orth indes nicht. "Aber sie machen ein gutes Gefühl. Und das ist ja auch nicht das Schlechteste."

Kurt Stenzel trainiert die Leistungsgruppe im Lauf- und Triathlonverein Spiridon Frankfurt am Main. "Ohne Frage ist es wichtig, dass sich der Läufer in seinen Laufschuhen und -textilien wohlfühlt", sagt er. Für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Marathon oder einen Triathlon sei jedoch ein gründliches Aufbautraining, die Lauftechnik sowie die Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme vor und während des Wettkampfes entscheidend. "Nicht zuletzt hängt es auch wesentlich von der Veranlagung ab, ob jemand ein guter Ausdauersportler ist und eine gute Zeit in einem Marathon erzielt", fügt der ehemalige mehrfache Deutsche Meister im Langstreckenlauf hinzu.

Gerade Freizeitsportler dürften sich die Frage stellen, ob die Investition von 20 bis 50 Euro pro Strumpfpaar sie wirklich voranbringt. Wir wollten wissen, welche Erwartungen an die Wirkung von Kompressionsstrümpfen wirklich realistisch sind Dazu haben wir die wissenschaftliche Studienlage ausgewertet und die Hersteller gebeten, uns Nachweise für ihre Werbeaussagen zu senden. Außerdem wollten wir wissen, welche Strümpfe frei von Schadstoffen und dabei farbecht sind. Zwölf Marken wurden zu umfangreichen Materialtests in die Labore geschickt.

Das Testergebnis

Kein Muss, aber auch nicht schädli...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben zwölfmal Kompressionsstrümpfe für Menschen eingekauft, die in ihrer Freizeit gerne laufen und joggen. Viele Strümpfe sollen auch noch für eine Reihe von anderen Sportarten geeignet sein. Die Anbieter empfehlen das Tragen ihrer Produkte überwiegend beim Sport, viele aber auch in der anschließenden Regenerationsphase. Zudem loben einige Hersteller ihre Sportkompressionsstrümpfe gleichzeitig für Flugreisen aus.

Die Funktionalität

Länger und besser laufen und hinterher weniger Muskelkater: So kann man die Werbeversprechen der meisten Hersteller zu ihren Produkten auf den Punkt bringen. Doch sind die vielen einzelnen Werbeversprechen haltbar und überhaupt sinnvoll? Hat ein gesunder Mensch, der beim Laufen oder danach Kompressionsstrümpfe trägt, einen Vorteil davon, verglichen mit herkömmlichen Socken oder Laufsocken? Können Kompressionsstrümpfe Versprechen wie "reduzierte Muskelvibration", "mehr Ausdauer", "bessere Wettkampfzeiten" oder "reduzierte Verletzungsgefahr" einlösen? Dafür haben wir die Hersteller gebeten, uns Studien zu nennen, die ihre Werbeaussagen belegen. Zusätzlich haben wir in einer Fachdatenbank nach Literatur recherchiert, in denen die Effekte von Kompressionsstrümpfen aufs Laufen untersucht wurden. Auch befragten wir Experten, ob sie die Werbeaussagen für wissenschaftlich belegt halten.

Die Materialeigenschaften

Die Strümpfe wurden im Labor auf eine Vielzahl von Problemstoffen hin analysiert, die in Kunstfasern auftreten können, darunter hormonell wirksame Weichmacher, giftige zinnorganische und umstrittene halogenorganische Verbindungen. Auch auf krebserregende Farbstoffe, die uns immer wieder in Textilientests begegnen, ließen wir die Socken testen. Außerdem prüfte ein spezialisiertes Labor, ob die Farben fest genug im Stoff sitzen und Schweiß sowie Reibung standhalten.

Die Bewertung

Im Vordergrund stand für uns die Frage, ob die Kompressionsstrümpfe einen Vorteil und Nutzen gegenüber herkömmlichen Laufsocken haben. Kniestrümpfe, die direkt auf der Haut getragen werden, sollten aber natürlich auch frei von problematischen Stoffen sein und die Farben Schweiß und Reibung widerstehen. Daher gehen die Testergebnisse Funktionalität und Materialeigenschaften im Verhältnis 70 zu 30 in das Gesamturteil ein. Es kann aber nicht besser sein als das Testergebnis Funktionalität, da auch ein Topmaterial die Funktion nicht verbessert.