Blasenpflaster: Wie gut sind Compeed, Rossmann & Co. im Test?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Johanna Michl/Lisa Hitschler/Annette Dohrmann/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 12.10.2023

Wir haben 14 Blasenpflaster-Marken getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Blasenpflaster sind Retter in der Not, wenn die Haut an den Füßen aufreibt, oder sich bereits eine Blase gebildet hat. Wir wollten wissen, ob in den Spezialpflastern bedenkliche Inhaltsstoffe stecken und haben 14 Produkte zur Überprüfung ins Labor geschickt. Vom Ergebnis sind wir positiv überrascht. 

  • Wir haben 14 Blasenpflaster-Marken aus Drogerien, Supermärkten, Online-Fachmärkten und -apotheken zur Überprüfung ins Labor geschickt. 
  • In den Blasenpflastern im Test stecken Hydrokolloide. Diese Stoffe absorbieren überschüssige Flüssigkeit und fördern eine feuchte Wundversorgung. Das lässt Blasen schneller abheilen.
  • In den sozialen Medien werden Blasenpflaster als günstigere Alternative zu speziellen Pickelpflastern angepriesen. Wir haben bei einer Dermatologin nachgehakt, was an dem Hype dran ist. 

Aktualisiert am 12.10.2023 | Sie wollen demnächst zu einer ausgedehnten Wanderung aufbrechen? Oder sind wild entschlossen, zum Stadtbummel die schicken neuen Schuhe zu tragen? Tun Sie das – stecken Sie aber vorsichtshalber eine Packung Blasenpflaster in den Rucksack oder die Handtasche. Denn Blasen oder eine aufgescheuerte Hautstelle können jeden Schritt zur Qual machen.

Das können Blasenpflaster

Blasenpflaster haben zwei Aufgaben: Zum einen schützen sie – vorbeugend aufgeklebt – Fersen, Zehen oder Finger vor Druck und Reibung und verhindern so, dass dort Blasen entstehen. Zum anderen sind sie Helfer in der Not – immer dann, wenn sich bereits eine Blase gebildet oder die Haut sogar aufgescheuert wurde. Der Gelkern des Pflasters legt sich dann wie eine Art Airbag über die verletzte Hautstelle, entlastet sie von Druck und mindert den Schmerz.

Die Spezialpflaster bestehen aus einer selbstklebenden Matrix mit Kunstharzen und synthetischen Elastomeren, in die Hydrokolloide – also quellfähige Substanzen wie Zellulose, Pektine oder Gelatine – eingearbeitet sind. Diese hydrokolloiden Partikel bilden in Verbindung mit Wundsekret ein zähflüssiges Gel, das die Wunde feucht hält, so dass sie schneller abheilt. Eine atmungsaktive, wasserabweisende Folie schützt die Haut zudem vor Schmutz und Keimen. In der Regel hält das Pflaster mehrere Tage, bis es sich von selbst löst. Alternativ kann man es unter einem warmen Wasserstrahl vorsichtig abziehen.

Auf langen Wandertouren können schon mal Druckstellen und Blasen entstehen. Erste Hilfe verschaffen Blasenpflaster.
Auf langen Wandertouren können schon mal Druckstellen und Blasen entstehen. Erste Hilfe verschaffen Blasenpflaster. (Foto: Kirill Skorobogatko/ Shutterstock)

Helfen Blasenpflaster gegen Pickel?

Auf der Social-Media-Plattform TikTok werden Blasenpflaster als Wunderwaffe gegen Pickel gehypt, zumal sie deutlich günstiger sind als spezielle "Pimple Patches", also Pickelpflaster. Dafür soll man die Blasenpflaster klein schneiden und über Nacht auf die entzündete Stelle kleben.

Dieser Trick zum Sparen kann nach Ansicht von Dr. Emi Arpa durchaus funktionieren. Die Fachärztin für Dermatologie, die als Dr. Emi auch auf Instagram aktiv ist, erläutert, warum: "Blasenpflaster und Pickel-Patches haben das gleiche Wirkprinizp."

Das eingesetzte Material – Hydrokolloid – wirke wie eine Art Verbandsmaterial für die Haut. "Hydrokolloide absorbieren überschüssige Flüssigkeit und fördern eine feuchte Wundversorgung, was bei der Behandlung von Pickeln vorteilhaft ist." Allerdings enthielten Pickel-Patches im Gegensatz zu Blasenpflastern meist weitere unterstützende Wirkstoffe wie Salicylsäure. Wer seine Pickel damit gezielt behandeln wolle, für den seien die Patches – mit speziell auf die Hautbedürfnisse abgestimmten Inhaltsstoffen – dann doch die bessere Option.

Blasenpflaster im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen

Hansaplast, dm & Co.: Blasenpflaster im Test

Aber sind Blasenpflaster wirklich so unbedenklich, dass sie problemlos auf Blasen, aufgescheuerte Hautstellen oder sogar Pickel geklebt werden sollten? Das wollten wir herausfinden und haben 14 verschiedene Produkte zur Analyse ins Labor geschickt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 

Erfreulicherweise erledigen die getesteten Blasenpflaster ihren Job, ohne mit bedenklichen Substanzen belastet zu sein – zumindest nicht in Besorgnis erregenden Konzentrationen. Das von uns beauftragte Labor fand lediglich in sechs Pflastermarken Spuren zinnorganischer Verbindungen, die deutlich unterhalb unserer Abwertungsgrenzen liegen. Zinnorganische Verbindungen werden für Kunststoffe überwiegend als Stabilisatoren eingesetzt, um sie vor UV-Licht und Hitze zu schützen.

Bis auf ein Produkt enthalten alle Blasenpflaster im Test entweder eine Gebrauchsanweisung oder haben Anwendungs- und Warnhinweise auf die Verpackung gedruckt. Beispielsweise dass man Blasenpflaster nur auf saubere, trockene und fettfreie Haut kleben sollte, nicht aber auf infizierte, nässende Wunden oder Verbrennungen dritten Grades.

Auf einer Blasenpflaster-Packung fehlen Hinweise

Sie weisen zudem darauf hin, dass Menschen mit Diabetes medizinischen Rat einholen sollten, bevor sie Blasenpflaster anwenden. Denn sie neigen dazu, Infektionen und Schmerz an den Füßen nicht zu bemerken, wodurch sich Geschwüre bilden können oder die Wunde schlecht heilt.

Da Pflaster zu jenen Medizinprodukten gehören, deren sichere Anwendung ohne Gebrauchsanleitung gewährleistet ist, ist diese laut einer EU-Verordnung "ausnahmsweise entbehrlich" – von daher sind auch die Hinweise nicht verpflichtend. Wir sind aber der Ansicht, dass sie ein nützlicher und wichtiger Service sind. Dieser fehlt bei einem Produkt komplett – dafür ziehen wir eine Note unter den Weiteren Mängeln ab.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test sind Blasenpflaster mit einem hydrokolloiden Gelkern: Wir haben 14 Marken zu Preisen zwischen 1,99 und 9,50 Euro pro Packung in Drogerie- und Supermärkten eingekauft oder online bei Fachmärkten, Apotheken und in einem Fall über Amazon bestellt. Sie enthalten zwischen 5 und 20 einzelne Pflaster, meist in verschiedenen Größen.

Alle Blasenpflaster haben wir zu Schadstoffanalysen in verschiedene Labore geschickt. Unter anderem ließen wir mithilfe einer simulierten Schweißlösung prüfen, ob sich das Schwermetall Antimon sowie Nitrosamine und nitrosierbare Vorstufen aus den Produkten lösen. Antimonverbindungen werden als Katalysatoren in der Polyesterproduktion eingesetzt. Nitrosierbare Amine, die in krebserzeugende Nitrosamine umgewandelt werden, können beispielsweise bei der Vulkanisation von Kautschuk zu Gummi oder Latex entstehen – oder über Klebstoffe oder Druckfarben aus Faltschachteln in die Pflaster gelangen. Zudem analysierten die Labore in unserem Auftrag, ob die Pflaster umstrittene halogenorganische Verbindungen enthalten – oder giftige zinnorganische Verbindungen, die Kunststoffe vor Schäden durch UV-Licht oder Hitze schützen sollen. Darüber hinaus ließen wir die Kunststoffbestandteile von Verpackungen und Pflastern auf umweltschädliche chlorierte Verbindungen wie PVC untersuchen. Anhand der Deklaration haben wir außerdem überprüft, ob die Anbieter bestimmte Warn- und Anwendungshinweise auf den Verpackungen abgedruckt haben, beispielsweise für Menschen mit Diabetes, Allergien oder mit infizierten, offenen und nässenden Wunden oder Verbrennungen dritten Grades.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel:  Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: fehlende Anwendungs- und Warnhinweise. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" oder "unterhalb der Nachweisgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Antimon: Elution von Schwermetallen mittels saurer Schweißlösung (hergestellt nach DIN 53160-2 2010-10), Elementbestimmung mittels ICP-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Migrierbare Nitrosamine und nitrosierbare Vorstufen: Nach DIN EN 12868 2017-04. Migrationsbedingungen: ohne vorheriges Auskochen, 40 °C, 24h, Schweißsimulanz (hergestellt nach DIN 53160-2 2010-10). Beim Gehalt der nitrosierbaren Vorstufen ist der Gehalt des korrespondierenden migrierbaren Nitrosamins abgezogen.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
Zinnorganische Verbindungen: GC-ICP-MS.

Einkauf der Testprodukte: März 2023

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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