Vier Millionen US-Dollar soll Jocelyn Wildenstein für Schönheitsoperationen ausgegeben haben. Eine Investition, die sich nicht gelohnt hat. Das Gesicht der Seniorin, die hauptsächlich für ihr umoperiertes Antlitz bekannt ist, sieht nicht mehr aus wie man sich ein Gesicht normalerweise vorstellt. Aber das Ziel der reichen Dame war es ja auch, ihrer Optik etwas Katzenartiges zu verleihen. Ob das gelungen ist, darüber kann man streiten.
Natürlich übertreibt nicht gleich jeder so wie Frau Wildenstein. Aber bei vielen Prominenten ab einem gewissen Alter ist offensichtlich Lifting im Spiel. Schauspielerin Nicole Kidman, Mitte vierzig, wird mittlerweile für ihre starre Botox-Mimik gescholten. Botox ist ein Nervengift, das unter die Haut gespritzt wird und für einige Monate die Muskeln lähmt. Dadurch werden Falten gemildert, die nun mal durch das natürliche Minenspiel beim Lachen, Nachdenken und Stirnrunzeln entstehen. Auch die Gesichter von Cameron Diaz und Madonna sehen auf neueren Fotos seltsam aufgepolstert aus. Ein bisschen wirken die gebotoxten Prominenten wie Wachsfiguren ihrer selbst.
Doch solche Beispiele schrecken nicht ab. Im Gegenteil: Anti-Falten-Behandlungen mit der Spritze und Schönheits-OPs erfreuen sich immer größeren Zuspruchs. Schon Jugendliche finden an Nase oder Busen etwas auszusetzen, das sie am liebsten vom Arzt gerichtet hätten. Psychologen machen TV-Shows über Schönheitsoperationen für diese Entwicklung mit verantwortlich. Nach Überzeugung amerikanischer Schönheitschirurgen spielen auch die weit verbreiteten Selfies in sozialen Netzwerken eine Rolle. Auf den Porträts, die man von sich ins Web stellt, will man eben beneidenswert gut aussehen. Etwa zwei Drittel der amerikanischen Kinder und Jugendlichen, die einen plastischen Chirurgen aufsuchen, werden gemobbt und wollen deshalb ihre Optik anpassen, so die Ergebnisse einer Umfrage der American Academy of Facial Plastic and Reconstructive Surgery.
In Deutschland begeben sich nur sehr wenige Minderjährige in die Hände eines ästhetisch-plastischen Chirurgen. Aber immer mehr Erwachsene entschließen sich zur Korrektur. Die meisten Patienten, nämlich fast 30 Prozent, sind erst 18 bis 30 Jahre alt, so die aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). 2013 führten die Mitglieder der DGÄPC und der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) mehr als 27.000 Operationen durch, im Jahr davor waren es noch 5.000 OPs weniger. Insgesamt wird die Zahl der Schönheits-OPs auf 172.000 geschätzt.
Und nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (DGBT) ließen sich im vergangenen Jahr eine halbe Million Menschen ihre Falten wegspritzen. In den letzten vier Jahren wuchs das Geschäft mit Botox am schnellsten in Asien, auf Platz zwei kommt aber schon Europa. Selbst in der Wirtschaftskrise stieg der Botox-Konsum stetig. Gegenüber der Frankf...