Nach dem Zähneputzen gurgeln viele mit Mundspülung, um lange einen frischen Atem zu haben. Wir erklären, was Sie bei der Anwendung von Mundspülungen beachten sollten und wie gefährlich es ist, wenn Erwachsene oder Kinder die Spülung verschlucken.
Wichtig vorab: Eine Mundspülung ist kein zwingender Bestandteil der täglichen Mundhygiene. Im Gegenteil, die Produkte sind stattdessen eine sinnvolle Ergänzung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Karies. Das können zum Beispiel Kinder und Jugendliche mit einer festen Zahnspange sein oder Patienten, die sich die Zähne aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht so gut putzen können.
Wer Mundspülung verwendet, sollte sie unbedingt richtig anwenden, das bedeutet: Die Wässerchen unverdünnt nach dem Zähneputzen für etwa 30 Sekunden zwischen den Zähnen durchziehen. Anschließend ausspucken statt schlucken und nicht mit Wasser nachspülen.
Mundspülung bitte nicht schlucken!
Wir haben bei Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Referent Patienten und Versorgungsforschung der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) nachgefragt, was passiert, wenn man die Mundspülung versehentlich doch verschluckt.
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da die verschiedenen Mundspülungen, die auf dem Markt angeboten werden, unterschiedliche Inhaltsstoffe und Konzentrationen enthalten. Doch Prof. Dr. Benz erläutert: "Größere Mengen an Mundspüllösungen sollten generell nicht verschluckt werden – von Kindern ebenso wenig wie von Erwachsenen. Insbesondere Inhaltsstoffe wie Alkohol, Chlorhexidin oder Cetylpyridiniumchlorid (CPC) können in höheren Konzentrationen schädlich sein."
Chlorhexidin kann auf Dauer zu Verfärbungen führen
Der Experte ergänzt, dass es zum Beispiel bei langfristiger Anwendung von Chlorhexidin zu Verfärbungen der Zähne kommen könne. Dies könne das ästhetische Erscheinungsbild der Zähne beeinträchtigen.
"Bei empfindlichen Personen kann Chlorhexidin auch Trockenheit und Reizungen der Mundschleimhaut verursachen, auch von Geschmacksveränderungen wird berichtet. Über die medizinische Anwendung hinaus ist der Gebrauch also nicht immer indiziert", so der Zahnmediziner weiter.
In unserem aktuellen Test von Mundspülungen (unten mehr dazu) sind wir unter anderem auch auf Chlorhexidindigluconat gestoßen und werten die halogenorganische Substanz ab. Sie kann – worauf auch der Präsident der Bundeszahnärztekammer hinweist – Zähne und Zunge dunkel verfärben, Schleimhäute verändern und zu Geschmacksirritationen führen.
Dürfen Kinder Mundspülungen verwenden?
Wir haben Prof. Dr. Benz auch gefragt, wie gefährlich es für Kinder ist, wenn sie Mundspülung verschlucken. "Allgemein betrachtet kann es bei Kindern, die eine große Menge Mundwasser verschlucken, zu Übelkeit, Erbrechen und im allerschlimmsten Fall zu Vergiftungen führen – beispielsweise dann, wenn die Mundspülung Alkohol enthält", so der Experte.
Schlucken Kinder nur einen kleinen Schluck Mundspülung hinunter, ist das Gesundheitsrisiko sehr gering. Dennoch ist Mundspülung mit Alkohol nach Ansicht der Bundeszahnärztekammer für Kinder tabu.
Prof. Dr. Benz ergänzt: "Kinder, die Mundspülungen verwenden, sollten in der Lage sein, die Flüssigkeit auch gezielt wieder auszuspucken. Bei Kleinkindern sind die Schluckreflexe und die motorische Kontrolle hierfür aber meist noch nicht ausreichend ausgeprägt. Wir raten daher, dass Babys und Kinder unter sechs Jahren Mundspülungen auf keinen Fall verwenden. Auch bei älteren Kindern sollten die Eltern die Verwendung von Mundspülungen immer beaufsichtigen."
Christoph Benz gibt zudem zu bedenken: "Insgesamt betrachtet ist der medizinische Nutzen von Mundspülungen aus zahnärztlicher Sicht begrenzt. In Einzelfällen, zum Beispiel bei einer kieferorthopädischen Behandlung bei Kindern, bei empfindlichen Zahnhälsen oder bei Zahnfleischentzündungen, kann der ergänzende Einsatz
von Mundspülungen sinnvoll sein."
Der Experte mahnt jedoch: "Prinzipiell ist das Zähneputzen durch nichts zu ersetzen. Oft herrscht der Irrglaube, dass Mundspülungen das Zähneputzen überflüssig machen – dies ist definitiv falsch. Kinder (und natürlich auch ihre Eltern) sollten lieber die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrnehmen und den richtigen Einsatz mit der Zahnbürste trainieren, als sich auf Mundspülungen zu verlassen."
Mundspülungen bei ÖKO-TEST
Gerade erst haben wir knapp 30 kosmetische Mundspülungen im Labor prüfen lassen. Rund die Hälfte der Produkte ist empfehlenswert. Erfreulich ist, dass die Hersteller stichhaltige Belege zur Wirksamkeit vorlegen konnten: Fluoridhaltige Mundspülungen unterstützen demnach die Kariesprophylaxe und helfen zudem dabei, Plaque zu entfernen.
Leider sind wir auch auf bedenkliche Stoffe gestoßen, die aus unserer Sicht nichts in Mundspülungen verloren haben. Dazu zählt neben dem erwähnten Chlorhexidindigluconat zum Beispiel auch Alkohol, Teebaumöl, Methylsalicylat und Natriumlaurylsulfat. Während Teebaumöl unter anderem allergische Reaktionen auslösen kann, ist der Duftstoff Methylsalicylat als vermutlich fortpflanzungsschädigend eingestuft. Natriumlaurylsulfat kann die Schleimhäute reizen.