Im Frühling – vor allem im April – lockt uns die Frühlingssonne wieder häufiger nach draußen. Gleichzeitig schwanken die Temperaturen teilweise von Tag zu Tag. Derzeit wechseln sich Schneeregen, Wind, Sonne und Regen immer wieder ab.
Bei der wechselhaften Witterung kann man sich schnell erkälten. Wir haben einen Gesundheitsexperten gefragt, wie Sie am besten gesund durch den Frühling kommen.
Aprilwetter: Unser Immunsystem ist gewappnet
Zunächst gibt Dr. Philipp Gross, Facharzt für Allgemeinmedizin in München, Entwarnung: "Prinzipiell stellen starke Temperaturschwankungen kein besonderes Problem für unser Immunsystem dar."
Allerdings kann das wechselhafte Wetter schnell dazu führen, dass wir falsch angezogen sind. Die Winterjacke ist morgens, wenn man aus dem Haus geht, noch passend. Mittags schwitzt man in der Frühlingssonne aber schnell darin.
Dr. Gross fasst das Dilemma zusammen: "Wir sind in einem Moment zu warm angezogen und schwitzen dann bei einem Spaziergang in der Sonne. Oder die warmen Strahlen lassen uns zu dünner Kleidung greifen und im nächsten Moment ziehen Wolken vor die Sonne und wir frieren durch aufkommenden Wind oder werden gar von einem Schauer überrascht."
Zwiebelschalenlook kann Erkältungen vorbeugen
Die Gefahr ist hoch, sich zu verkühlen. Denn wenn man schwitzt und die Jacke auszieht, kann der Körper auskühlen, ohne dass man es merkt. Der Mediziner sieht darin ein Problem und rät deshalb bei Kleidung zum Zwiebelschalenmodell.
"Statt einer dicken Winterjacke über dem T-Shirt rate ich lieber zu mehreren Schichten, die je nach Sonne, Wind und Regen angepasst werden können", so Dr. Gross gegenüber ÖKO-TEST. Mit T-Shirt, Pullover und einer Jacke frieren Sie morgens und abends nicht – und können tagsüber bei Bedarf eine Schicht ablegen.
Bewegung hält fit – auch bei Regen
Dass Bewegung an der frischen Luft ein wichtiger Indikator ist, um fit und gesund zu bleiben, ist kein Geheimnis. Doch gilt das auch bei Wind und Regen?
Der Allgemeinmediziner hat hier eine klare Empfehlung: "Ich kann hier nur auf den häufig zitierten Satz verweisen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung", so Gross. Er rät seinen Patientinnen und Patienten deshalb auch bei regnerischem Wetter zu regelmäßiger Bewegung im Freien.
Dabei sollten Sie Folgendes beachten: "In Regenkleidung würde ich allerdings zu moderaterer Belastung raten, um weniger zu schwitzen, da die Atmungsaktivität der Kleidung naturgemäß schlechter ist. Aber gerade bei regelmäßigem Training sind der Körper und das Immunsystem auf die wechselnden Wetterbedingungen auch besser vorbereitet."
Wer sich regelmäßig draußen bewegt und Sport treibt, spürt folglich nicht nur einen Trainingseffekt, sondern gewöhnt auch das Immunsystem an teils wechselhafte Witterungen. Bequeme Kleidung, die warm hält und atmungsaktiv ist, ist dabei wichtig.
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Erhöhter Vitaminbedarf im Frühling?
Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung trägt dazu bei, dass der Körper gesund bleibt. In der kalten Jahreszeit stärkt unter anderem Vitamin C die Immunabwehr. Grundsätzlich ist der Vitaminbedarf im Herbst, Winter und Frühling aber nicht höher als im warmen Sommer.
"Natürlich sollte man sich grundsätzlich ganzjährig ausgewogen und vitaminreich ernähren, hierdurch werden Nahrungsergänzungsmittel meist überflüssig", erklärt Dr. Gross. "Für manche, gerade zu Infekten neigende Personen kann es aber zusätzlich in der kälteren Jahreszeit sinnvoll sein, auf ausreichend Vitamin D, Zink und Selen zu achten bzw. etwas zu supplementieren."
Ob Nahrungsergänzungsmittel notwendig sind, sollten Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin klären.
Wichtige Tipps, um im Frühling gesund zu bleiben
- Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.
- Sport in den Alltag integrieren.
- Auf eine ausgewogene Ernährung achten.
- Alkohol und Nikotin schwächen das Immunsystem.
- Richtige Kleidung: Das Zwiebelprinzip hält warm und vermeidet schwitzen.
Hausarzt Dr. Gross fasst die Empfehlungen wie folgt zusammen: "Sport und Bewegung sind neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung die Basis eines gesunden Lebensstils."
Besonders wichtig ist dem Arzt aber ein weiterer Punkt: die Stressreduktion. "Ich sehe im Alltag bei meinen Patienten häufig Stress als den 'Killer' für unser Immunsystem, was vielen nicht bewusst ist. Wir sollten uns viel häufiger fragen: Geht es mir noch gut mit dem Spagat aus Familie, Karriere und Finanzdruck? Wo kann ich früher Grenzen setzen und meine Akkus auffüllen? Leider kommen viele hier zu spät und müssen mühsam wieder auf die Beine kommen."
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