- Wir haben 20 Paar Kindergummistiefel in den Größen 27 bis 29 getestet. Dabei wählten wir, sofern möglich, geschlechtsneutrale Farben und Modelle ohne Fütterung aus.
- Ärgerlich: Nach wie vor sind einige Gummistiefel für Kinder mit bedenklichen Schadstoffen belastet.
- Erfreulich: Vier Produkte schneiden mit "sehr gut" ab.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Bei Pfützen kennen Kinder kein Halten mehr. Zu groß ist die Versuchung, mit voller Wucht hineinzuhüpfen und den Moment zu genießen, wenn das Wasser in alle Richtungen spritzt. Wen interessieren schon saubere Kleidung oder trockene Füße?
Um die Waschmaschine zu entlasten und einer Triefnase vorzubeugen, gehören Regenjacke, Matschhose und Gummistiefel deshalb zur Grundausstattung vieler Kinder. Unsere früheren Tests zeigten jedoch: Die farbenfrohen Stiefel stecken häufig randvoll mit Schadstoffen.
Kindergummistiefel-Test: Wie gut sind Crocs, Aigle & Co.?
Deshalb überprüfen wir regelmäßig, ob die Hersteller ihre Produkte in der Zwischenzeit verbessert haben. Dieses Mal haben wir uns 20 Paar Kindergummistiefel herausgepickt und in verschiedenen Laboren untersuchen lassen.
Die gute Nachricht vorweg: Vier schneiden mit Bestnote ab, drei weitere sind "gut". Und das ist im Vergleich zu früheren Tests wirklich eine Verbesserung. Allerdings gibt es auch in diesem Test einige Produkte, die aufgrund kritischer Inhaltsstoffe durchfallen.
Krebsverdächtiges Naphthalin entdeckt
Doch was sind das für Inhaltsstoffe, die ÖKO-TEST in Kindergummistiefeln kritisiert? Dazu gehören etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Das sind Stoffe, die im industriellen Fertigungsprozess von Materialien und Produkten entstehen können. Zum Beispiel bei der unvollständigen Verbrennung von Mineralöl, das häufig in Form von Weichmacherölen in Gummistiefel gelangt.
Das Problem: PAK sind giftig, reichern sich im Körper an und sind obendrein kaum biologisch abbaubar. Zudem stehen einige von ihnen unter Verdacht, krebserregend zu sein.
Darunter auch Naphthalin, das in vorherigen Tests in allen Kindergummistiefeln zu finden war. Diesmal wies es das Labor nur zwei Mal nach. Das krebsverdächtige Naphthalin kann über die Haut in den menschlichen Körper gelangen. Ein Unding aus unserer Sicht, erst recht in Produkten für Kinder.
Unerwünschte Stoffe in Gummistiefeln für Kinder
Auch auf diese unerwünschten Inhaltsstoffe sind wir – teils vereinzelt – gestoßen:
- Pyren: Der Stoff kann sowohl die Atemwege, die Augen als auch die Haut reizen.
- Bisphenol A: Zwar blieb der bedenkliche Stoff unter Laborbedingungen im Gummistiefel, als dieser mit Körperflüssigkeiten wie Schweiß und Speichel in Berührung kam. Wir sehen die Verbindung aber dennoch kritisch, da sie im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken und fortpflanzungsschädlich zu sein.
- Acetophenon: Die aromatische Verbindung kann bei Hautkontakt reizend wirken.
- DEHA, DEHTP und DINCH: So lauten die Abkürzungen der Weichmacher, die das Labor gefunden hat. Die Verbindungen gelten als weitgehend unbedenklich, es bestehen jedoch Restrisiken aufgrund einer unzureichenden Studienlage. So kann zum Beispiel bei DEHA nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass es fortpflanzungsschädlich wirkt. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ziehen wir jeweils eine Note ab.
- NPEO: Das Tensid kann die Haut reizen und ist giftig für Wasserorganismen.
Kritik an Ewigkeitschemikalien in Kindergummistiefeln
Kommen wir zur bekannten Problematik der Ewigkeitschemikalien. Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind künstlich hergestellte Stoffe, die aufgrund ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften in Pfannenbeschichtungen, aber auch in Outdoorbekleidung zum Einsatz kommen.
Wir haben PFAS in zwei Kindergummistiefeln im Test gefunden. Das Problem: PFAS, auch Ewigkeitschemikalien genannt, sind kaum biologisch abbaubar und reichern sich in den Organen von Menschen und Tieren an. Ihre Wirkung dort ist beim Menschen noch nicht ausreichend erforscht. Im Tierversuch wirken einige PFAS-Verbindungen jedoch lebertoxisch und krebserregend.
Ähnlich wie PFAS ist auch das bromierte Flammschutzmittel DecaBDE schwer biologisch abbaubar und reichert sich in Lebewesen an. Zudem steht es im Verdacht, Leber und Nieren zu schädigen.
Einmal hat das von uns beauftragte Labor eine Konzentration an DecaBDE gefunden, die über dem in der EU-Verordnung für persistente organische Stoffe festgelegten Grenzwert liegt. Ein absolutes No-Go – gerade bei Gegenständen, mit denen Kinder in Kontakt kommen.
Optische Aufheller sind eine unnötige Umweltsünde
Doch damit sind wir noch nicht am Ende der Liste an Inhaltsstoffen, die wir in diesem Test bemängeln. Polyvinylchlorid (PVC) – häufig Hauptbestandteil von Gummistiefeln – belastet die Umwelt im Hinblick auf Produktion und Entsorgung. Wir werten zwölfmal um eine Note ab.
Eine weitere aus unserer Sicht besonders unnötige Umweltsünde sind optische Aufheller. Sie stecken in 18 der 20 getesteten Produkte, wo sie häufig dazu dienen, Einlegesohlen, Aufkleber oder Etiketten weiß erscheinen zu lassen.
Gummistiefel für Kinder im Test: Das Fazit
In diesem Test trennt sich die Spreu vom Weizen. Während rund ein Drittel der Produkte im Test nicht überzeugen, können wir sieben Kindergummistiefel empfehlen. Das sind so viele wie noch nie, und es zeigt, dass sich die Hersteller der Risiken einiger Schadstoffe inzwischen stärker bewusst sind.
Bei den Tabellenschlusslichtern sehen wir jedoch dringenden Handlungsbedarf. Denn klar ist: Verbindungen, die möglicherweise krebserregend oder organschädigend sind, haben in Kinderstiefeln nichts zu suchen.
Tipp: Kinder sollten in Gummistiefeln immer Socken und lange Hosen tragen, um den Hautkontakt mit möglichen Schadstoffen zu vermeiden.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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