- Im Test: Jeweils fünf Produkte aus den vier Kategorien Eckenschutz, Schrank- und Schubladensicherungen, Steckdosensicherungen und Herdschutzvorrichtungen getestet.
- Empfehlenswerte Kindersicherungen gibt es in jeder Produktsparte.
- Bei Kindersicherungen sollte Geld nicht das Hauptargument sein. Zwar steht ein hoher Preis nicht automatisch für Qualität, doch einige Billigprodukte aus dem Internet schneiden besonders schlecht ab. So droht bei einem Eckenschutz im Test sogar Erstickungsgefahr.
- Wir sind auf diverse Schadstoffe gestoßen, etwa Weichmacher, Chlorparaffine und PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen. Auch im Praxistext konnten nicht alle Produkte überzeugen.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Dreht sich das Baby zum ersten Mal vom Rücken auf den Bauch, ist die Freude bei den Eltern groß. Doch dieser harmlose Bewegungsablauf ist erst der Anfang. Ab jetzt wird der Nachwuchs immer mobiler und rutscht, robbt und krabbelt schon bald unaufhaltsam durch die Gegend.
Steckdosenschutz & Co.: Kindersicherungen im Test
Höchste Zeit, die heimischen vier Wände kindersicher zu machen. Eckenschutz, Schrank- und Schubladensicherungen, Steckdosensicherungen sowie Herdschutzvorrichtungen gehören zu den Basics.
Wir haben jeweils fünf Produkte aus diesen vier Kategorien auf ihre Praxistauglichkeit und auf mögliche Schadstoffe untersuchen lassen. Vor allem ein Eckenschutzprodukt, das im Internet verkauft wird, lässt dabei selbst erfahrene Produkttester wie uns fassungslos zurück. Doch der Reihe nach.
Eckenschutz im Test birgt Erstickungsgefahr
Zwischen den ersten wackeligen Schritten und der sicheren Fortbewegung auf zwei Beinen liegen zahllose Stolpereinlagen und Stürze. Sind dabei spitze Ecken von Tischen, Sideboards und Fensterbänken im Weg, kann das schnell ins Auge gehen.
Kleine Klebeecken sollen diese Gefahrenquellen entschärfen. Das gelingt den einen Kindersicherungen besser und den anderen schlechter – einem Eckenschutz aus dem Online-Handel allerdings gar nicht. Im Gegenteil: Das Produkt ließ sich von Kindern, die den Praxistest (natürlich überwacht) im Labor begleiteten, ohne großen Kraftaufwand von der Tischplatte lösen.
Die Teile sind noch dazu so klein, dass ein Kind an ihnen ersticken könnte, wenn sie in den Mund gelangen. Ein Produkt, das Kinder eigentlich schützen soll, wird so selbst zur Lebensgefahr. Ein Unding!
Hormonwirksame Substanzen in Eckenschutz
Mehr noch: Die Kappen des betroffenen Eckenschutzes bestehen aus PVC-Kunststoff, der so randvoll mit Schadstoffen ist, wie wir es selten sehen. Unter anderem enthält er fortpflanzungsgefährdende und hormonwirksame Phthalatweichmacher in beträchtlichen Mengen.
Laut REACH-Verordnung dürfen Produkte nur weniger als 0,1 Prozent der betreffenden Phthalatverbindungen enthalten. In der online gekauften Kindersicherung stecken jedoch bis zu unfassbare 13 Prozent – nicht in der Summe, sondern je Einzelverbindung.
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUAS) sagt hier klar, dass Produkte mit derart deutlichen Überschreitungen so nicht verkauft werden dürfen.
Weitere Schadstoffe in Eckenschutz fürs Baby
Und das ist noch nicht alles: Große Mengen Chlorparaffine, unter denen auch krebserregende Verbindungen sein können, setzen dem Ganzen die Krone auf. Die beiden Schadstoffgruppen – Chlorparaffine und Phthalate – sorgen für sich genommen schon für eine Abwertung um jeweils vier Noten.
Da werden das ebenfalls im Labor im Eckenschutz nachgewiesene Triphenylphosphat und die phenolischen Verbindungen fast zur Randnotiz. Triphenylphosphat ein Kontaktallergen und kann beim Einatmen die Schleimhäute reizen. Die betroffenen phenolischen Verbindungen stehen wiederum im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.
Hersteller reagiert nicht auf Laborbefund
Verantwortlich fühlt sich für all das niemand: Der Hersteller des Eckenschutzes im Test meldete sich auf unsere Anfrage nicht zurück. Und die Internetplattform haftet nicht für die Angebote von Händlern auf ihrem Marktplatz.
Darüber hinaus wird unter dem Angebot auf dem Online-Marktplatz ein gleichaussehendes Produkt mit der Materialangabe "Silikon" verkauft. Wir haben stichprobenartig auch dieses bestellt und müssen Eltern, die auf weniger Schadstoffe gehofft hatten, leider enttäuschen: Uns erreichte – Sie ahnen es – genau das gleiche Produkt aus PVC-Kunststoff.
Wir können nur raten: Greifen Sie lieber zum "sehr guten" oder zum "guten" Eckenschutz in unserem Test. Hier haben Sie im Fall von Rückfragen auch einen Ansprechpartner.
Unsichere Schrank- und Schubladensicherung im Test
Wie sieht es bei den Schrank- und Schubladensicherungen aus? Auch in dieser Produktkategorie gibt es einen klaren Verlierer. Das "ungenügende" Produkt stammt ebenfalls aus dem Online-Handel – und bietet in Wirklichkeit keine Schutzfunktion.
Die Kindersicherung erfüllt die für diese Produktkategorie vorhandene, aber leider nicht verpflichtende Norm im Hinblick auf die Kinderschutzfunktion nicht. Auch für die Kinder, die sich im Praxislabor an dem Schnallensystem versuchen durften, war es ein Leichtes, den Mechanismus zu öffnen.
Zu allem Überfluss enthält auch dieses durchsichtige Weichplastik diverse Schadstoffe: das möglicherweise erbgutverändernde Phenol, den Ersatzweichmacher DEHT sowie umweltbelastende PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.
Welche Schrank- und Schubladensicherung ist am besten?
Der Test zeigt außerdem:
- Immerhin zwei Schrank- und Schubladensicherungen sind "sehr gut".
- Ein Produkt konnte im Praxistest nicht so richtig überzeugen – unter anderem wegen der etwas schwierigen Montage und des auch bei verschlossener Sicherung entstehenden Spalts, durch den Kinder Kleinteile entnehmen können.
Steckdosenschutz im Test: dm, Reer & Co. im Vergleich
Kommen wir zu den Steckdosensicherungen. Viele Steckdosen befinden sich genau auf Augenhöhe von Krabbelkindern und haben eine fast magische Anziehungskraft, sobald die Kleinen mobil werden. Das ist fatal, denn Strom ist eine der größten Gefahrenquellen im Haushalt.
Für Sicherheit sorgen fest eingebaute Systeme, die sich selbst wieder verschließen, sobald der Stecker herausgezogen wird, oder Blindkappen, die vor der Benutzung der Steckdose entfernt und anschließend wieder eingesetzt werden.
Wichtig ist bei allen Produkten, dass sie korrekt sitzen und Kinder sie nicht entfernen können. Die meisten Steckdosensicherungen schneiden in unserem Test mit Bestnote ab.
Steckdosensicherung: Welche ist die beste?
Stellt sich noch die Frage, welche Steckdosenschutz-Variante die bessere Wahl ist: Blindkappen oder fest eingebaute Systeme? Beide Systeme haben Vor- und Nachteile.
- Die einsetzbaren Blindkappen sind vielfach wiederverwendbar und können so auch praktisch unterwegs, zum Beispiel in den Urlaub, mitgenommen werden. Dafür bieten sie aber keinen Schutz, wenn sie nicht sofort nach dem Herausziehen des Steckers wieder in die Steckdose eingesetzt werden.
- Die dauerhaft verklebte oder verschraubte Steckdosenschutz-Variante bleibt hingegen die ganze Zeit in der Steckdose und ist nicht mobil einsetzbar.
- Es ist sinnvoll, beide Systeme zu kombinieren: Nie genutzte Steckdosen können zu Hause mit Blindkappen ganz dicht gemacht werden. Für alle anderen eignen sich geklebte oder geschraubte Sicherungen.
Zwei Herdschutz-Systeme bekommen Bestnote
Wir haben auch fünf Herdschutzvorrichtungen unter die Lupe genommen. Im Praxistest haben wir die Stabilität, Montage und Handhabung bewertet. Wir wollten wissen: Gibt es scharfe Kanten oder Quetschstellen? Kann ein Kind trotz des angebrachten Schutzes mit der Hand auf die Herdplatte gelangen oder Töpfe und Pfannen vom Herd ziehen?
Das Ergebnis:
- Zwei Herdschutz-Systeme sind mit Bestnote rundum empfehlenswert. Sie bieten den besten Schutz und sind ausreichend dimensioniert, damit Kinder auch seitlich keine Töpfe daran vorbeiziehen können.
- Komplett durch den Praxistest rasselte ein Herdschutzgitter, bei dem die Kinder im Praxislabor seitlich unter die Schalterabdeckung greifen konnten. Durch Quetschstellen und scharfkantige Teile besteht hier Verletzungsgefahr; zudem ließ die Stabilität im montierten Zustand deutlich zu wünschen übrig. Immerhin: Der Hersteller hat das Produkt mittlerweile aus dem Verkehr genommen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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