- Im Test: 14-mal Anfangsmilch 1 , darunter fünf Bio-Produkte.
- Das Fazit: Mit "sehr gut" schneidet ein Muttermilchersatzprodukt ab, vier sind "gut".
- Allerdings hat das Labor in zehn Produkten Mineralölbestandteile in Gehalten entdeckt, die wir kritisieren.
Aktualisiert am 11.12.2023 | Wer nicht oder nicht mehr (voll) stillt, kann seinem Kind im ersten Lebensjahr Anfangsmilch mit dem Zusatz "Pre" oder "1" geben. Beide sind so zusammengesetzt, dass Säuglinge sie ab Geburt vertragen und alle nötigen Nährstoffe damit bekommen.
Der Unterschied: Pre-Nahrung enthält wie Muttermilch als einziges verdauliches Kohlenhydrat Milchzucker. In Anfangsmilch 1 stecken in der Regel zusätzlich geringe Mengen an Stärke. Diese führt dazu, dass die 1-Nahrung etwas dickflüssiger ist. Am Ende ist der Unterschied aber minimal.
Mineralölbestandteile in Anfangsmilch 1 entdeckt
2021 haben wir Pre-Nahrungen getestet: Die Ergebnisse waren enttäuschend, Mineralöl ein großes Problem. Immerhin folgten Reaktionen von ein paar Herstellern. Sie verbesserten ihre Produkte. In diesem Test geht's nun um Anfangsmilch 1. Wie steht's um die Produkte auf dem Markt? Wir haben 14 getestet.
Das von uns beauftragte Labor hat in der Anfangsmilch 1 insgesamt weniger Belastungen gefunden als 2021 in den Pre-Nahrungen. Erfreulich ist auch, dass in keiner der 1er-Milchen die besonders problematischen Mineralölbestandteile MOAH zu finden waren – denn darunter können sich auch Verbindungen befinden, die krebserregend sind.
Aber: Einige Pulver kritisieren wir wegen Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH). MOSH sammeln sich im Laufe des Lebens in Organen wie der Leber an. Was das für Folgen hat, ist bisher noch völlig unklar.
Mineralöl ist ein bekanntes Problem
Seit mehr als zehn Jahren ist das Problem der Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln bekannt. Und viele Untersuchungen zeigten seitdem, dass ausgerechnet auch Muttermilchersatznahrung häufig mit besonders problematischen MOAH belastet war. Weil zu dieser Stoffgruppe auch krebserregende Verbindungen gehören, haben MOAH rein gar nichts in Säuglingsnahrung zu suchen.
Immerhin hat die EU-Kommission im Jahr 2022 Richtwerte für MOAH veröffentlicht, ab deren Überschreitung Lebensmittel vom Markt genommen werden sollen. Das wurde auch Zeit!
Anfangsmilch 1 im Test: Keine kritischen MOAH
Dies ist der erste größere Test von Anfangsmilch, in dem das beauftragte Labor in keinem einzigen der Pulver MOAH gefunden hat. Dafür haben wir hart gekämpft. Wo wir in der Vergangenheit MOAH kritisierten, versuchten betroffene Hersteller teilweise, unsere Ergebnisse und die vom Labor verwendete Methode, ein akkreditiertes Verfahren, zu diskreditieren.
Die Tatsache, dass manche Produkte in Folge- oder Nachtests dann MOAH-frei waren, lässt jedoch den Schluss zu, dass die Firmen die Quelle der Verunreinigung in ihren Produktionsprozessen ausfindig gemacht und beseitigt haben. Hier haben unsere Tests also direkte Wirkung gezeigt.
Verunreinigung durch Öle an Produktionsanlagen
Zurück zu unserem aktuellen Test der Anfangsmilch 1: In fünf Produkten hat das von uns beauftragte Labor noch MOSH in Gehalten gefunden, die wir als "erhöht" bewerten. In fünf waren sie "leicht erhöht". Vier weitere Säuglingsnahrungen, in denen das Labor nur geringe Spuren nachgewiesen hat, zeigen, dass es besser geht.
Zu Erinnerung: MOSH reichern sich im Körper an, mögliche gesundheitliche Folgen sind noch nicht geklärt. Deshalb raten wir Eltern dazu, besser zu den Produkten mit den geringsten MOSH-Gehalten zu greifen.
Doch wie kommt es überhaupt zu diesen Verunreinigungen? Vor zehn Jahren galten Druckfarben in Verpackungen als die häufigste Quelle von Verunreinigungen mit Mineralöl. Hier hat die Industrie mit mineralölfreien Druckfarben und dichten Innenbeuteln unter den Pappkartons gegengesteuert.
Eine wahrscheinlichere Quelle für die heute noch vorkommenden Belastungen sind technische Öle an Produktionsanlagen.
Wichtige Fettsäure fehlt in ein paar Produkten
Und die weiteren Laborergebnisse? In zwei Produkten haben wir die Fettschadstoffe Glycidyl-Fettsäureester in erhöhten Gehalten gefunden. Während Perchlorat allenfalls in geringen Spuren zu finden war, war Chlorat in einem Produkt in Gehalten nachweisbar, die wir als "erhöht" bewerten. Letztere können als Rückstände von Desinfektionsmitteln ins Pulver gelangen.
Unzufrieden dagegen sind wir mit dem Verhältnis der Fettsäuren Arachidonsäure (ARA) zu Docosahexaensäure (DHA) in fünf Produkten. Nach den Messwerten des von uns beauftragten Labors ist dieses nicht so ausgeglichen, wie es Kinderernährungsexperten empfehlen. Teils war ARA überhaupt nicht nachweisbar und auch keine Quelle dafür in der Zutatenliste zu finden.
Darum sind ARA zu DHA in Anfangsmilch wichtig
Zum Hintergrund: Einige, aber nicht alle Studien zeigten für den Zusatz der beiden Fettsäuren zu Ersatznahrung unter anderem eine positive Wirkung auf die Gehirnentwicklung. Seit 2020 sind Hersteller verpflichtet, der Anfangsmilch einen relativ hohen Mindestgehalt an DHA zuzusetzen. Freiwillig konnten sie das vorher schon tun, aber nur in Kombination mit mindestens genauso viel ARA.
Der Einsatz von ARA steht den Herstellern nach der aktuellen Verordnung nun frei – zum Unverständnis von Experten. Die Sicherheit des hohen DHA-Zusatzes ohne ARA sei nicht geprüft und weiche sehr stark sowohl von der typischen Zusammensetzung von Muttermilch als auch der meisten seit Jahrzehnten verabreichten und in vielen klinischen Studien geprüften Säuglingsnahrungen ab, bemängelte die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) 2020 in einer Stellungnahme.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Spezial Mein Baby 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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