- In der Überprüfung: Zehn Babytragen überprüft, davon sechs Full-Buckle-Tragen und vier Half-Buckle-Tragen.
- Die gute Nachricht: Sechs Babytragen im Test können wir empfehlen.
- Kritik üben wir an bedenklichen Inhaltsstoffen im Tragenmaterial und aus unserer Sicht lückenhaften Gebrauchsanweisungen.
Aktualisiert am 11.12.2023 | Tragen ist Liebe: Der enge Körperkontakt spendet den Kleinsten Sicherheit und Geborgenheit – oft die letzte Rettung, wenn sich Babys anders nicht beruhigen lassen. Und Tragen ist praktisch: Die Tragehilfe ist eine platzsparende Alternative zum Kinderwagen und ruck, zuck angelegt, zum Beispiel für den schnellen Einkauf.
Babybjörn, Ergobaby & Co.: Babytragen im Test
Aber wie sicher sind die Babytragen? Das wollten wir rausfinden und haben zehn Babytragen – darunter sechs Full-Buckle- und vier Half-Buckle-Tragen (dt. Vollschnallen- und Halbschnallentragen) – zur Schadstoffprüfung und zum Praxistest geschickt.
Das Ergebnis: Sechs Babytragen können wir empfehlen, einige fallen aber auch negativ auf. Der Grund: Giftiges Antimon und halogenorganische Verbindungen im Stoffbezug und eine nicht optimale Sitzposition für das Baby. Außerdem kritisieren wir unzureichende Angaben in der Gebrauchsanweisung, durch die sich Tragefehler einschleichen können.
Sicherheitsmängel an einigen Babytragen im Test
In der Praxisprüfung zeigte sich, dass einige Babytragen-Hersteller bei der Sicherheit ihrer Produkte nachbessern müssen. Ein laut DIN-Norm zu langer Brustgurt, sowie weitere an der Trage befestigte Schnüre, die Schlaufen bilden können, führen dazu, dass eine Babytrage in der Praxisprüfung Notenabzüge kassiert.
An einer anderen Babytrage im Test kritisierten die Prüfer, dass die Luftzirkulation im Gesichtsbereich für kleine Babys nicht optimal ist. Um kein Risiko einzugehen, sollten Eltern beim Tragen immer sicherstellen, dass das Kind ausreichend Luft bekommt, Mund und Nase frei sind und das Kinn des Babys nicht auf die Brust absinkt.
Welche Trageposition ist die richtige?
Während acht Tragehilfen ausschließlich Tragepositionen mit Blick des Kindes zum Körper des tragenden Erwachsenen vorsehen – entweder vor dem Bauch, auf dem Rücken oder seitlich –, empfehlen die Hersteller von zwei Babytragen auch die umstrittene Trageposition vor dem Bauch des Tragenden mit Blick des Kindes nach vorne, in Laufrichtung des Erwachsenen.
Das Urteil der Prüfexperten: Diese Trageweise ist nur eingeschränkt und unter optimalen Bedingungen zu empfehlen. Der Rücken des Kindes ist in dieser Position nämlich meist unnatürlich durchgestreckt, die ergonomisch optimale Anhock-Spreiz-Haltung kaum möglich.
Ältere Babys könnten laut Expertenmeinung zwar für wenige Minuten in einer reizarmen Umgebung in dieser Position getragen werden. Bei einem längeren Ausflug sollten Eltern ihr Kind aber immer gut eingehockt mit dem Gesicht zum Körper tragen.
Beide kritisierten Hersteller schränken die Trageposition in ihren beigelegten Gebrauchsanweisungen aber weder zeitlich noch anderweitig ein, sodass Eltern annehmen könnten, dass diese Haltung auch für den Transport über längere Zeit geeignet sei. Diese unzureichende Information werten wir ab.
Anhock-Spreiz-Haltung in einer Trage kaum möglich
Weiterhin bemängelten die Prüfer an einer getesteten Babytrage, dass in ihr auch in den empfehlenswerten Tragepositionen die gesunde Anhock-Spreiz-Haltung nicht angemessen gewährleistet ist. Doch nur in dieser Sitzhaltung ist die gesunde Hüftentwicklung des Kindes optimal unterstützt. Deswegen schnitt das Produkt hier deutlich schlechter ab als die anderen Babytragen im Test.
Darüber hinaus weicht die Einschätzung der Prüfexperten zur Alterseignung der Tragehilfe deutlich von den Herstellerangaben ab. Laut Expertenurteil ist die betroffene Babytrage unter anderem wegen der Haltungsproblematik für Kinder unter 12 Monaten ungeeignet – der Hersteller empfiehlt sie aber schon für kleine Babys ab 3,2 Kilogramm Körpergewicht.
Babytragen im Test: So reagieren die Hersteller
Einer der betroffenen Anbieter hat ÖKO-TEST eine umfangreiche Stellungnahme zukommen lassen. Darin geht der Hersteller unter anderem auf die Vorteile der "Fronttrageweise", sprich der Bauchposition mit dem Gesicht des Babys nach vorn, ein. Außerdem stellt die Stellungnahme den Komfort der Trage für die Tragenden, sprich die Eltern, heraus.
Tatsächlich haben wir in unserem Test die ergonomischen Bedürfnisse des getragenen Kindes ins Zentrum gestellt und den Komfort für die Trageperson nicht bewertet. Aber: Wir ordnen im Test ein, wie gut die Babytragen für große und/oder kleine Erwachsene geeignet sind. Damit können Eltern anhand der eigenen Körpergröße abschätzen, ob ein Produkt für sie in Frage kommt.
Babytrage richtig einstellen: So sollte Ihr Kind sitzen
Die Anhock-Spreiz-Haltung unterstützt die gesunde Hüftentwicklung des Kindes und beugt einer Hüftdysplasie vor. Und so geht’s:
- Sitzt das Baby in der Trage, greifen Sie es an den Unterschenkeln unterhalb der Kniekehlen und hocken es noch einmal richtig in den Beutel ein. Das Gesäß bildet dann den tiefsten Punkt, die Knie sind etwa auf Nabelhöhe. Der Steg der Trage reicht, kontinuierlich an das wachsende Kind angepasst, immer von Kniekehle zu Kniekehle.
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Kleine Babys gehören zunächst in die Bauchposition. Erst mit zunehmender körperlicher und geistiger Entwicklung und wenn Babys den Kopf selbstständig halten, können sie später in die Rückenposition und den seitlichen Sitz wechseln.
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Der Kopf braucht immer gute Abstützung und das Kind muss jederzeit ausreichend Luft bekommen.
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Strampler mit Füßen sind als Kleidung zum Tragen eher ungeeignet, da der Stoff beim Einsetzen in die Tragehilfe hochrutschen und so Füße und Beinchen stauchen kann.
Unsere Tipps: Babytragen sind sehr variabal anzupassen. Ein Tragekurs oder eine Trageberatung hilft weiter. Und: Kaufen sie die Tragehilfen ruhig gebraucht. Denn Babytragen werden oft nur wenige Monate genutzt und haben kaum Gebrauchsspuren. Mögliche Schadstoffe verflüchtigen sich zudem häufig mit der Zeit.
Labor entdeckt giftige Stoffe in Babytragen im Test
Das von uns beauftragte Labor hat in den Gurten von zwei Babytragen im Test aus unserer Sicht erhöhte Gehalte des toxischen Elements Antimon nachgewiesen. Antimon kommt unter anderem bei der Produktion von Polyester zum Einsatz. Untersuchungen weisen darauf hin, dass Antimonverbindungen Haut und Schleimhäute reizen können. Da Babys in der Trage gerne an den Schulterträgern lutschen und kauen, über die diese Gurte zum Teil verlaufen, müssen die Hersteller hier dringend nachbessern.
Des weiteren kritisieren wir halogenorganische Verbindungen, die in einer Babytrage im Test stecken. Das Problem mit Stoffen aus dieser Gruppe: Viele können Allergien auslösen und sich in der Umwelt anreichern. Wir finden: Auch solche Stoffe haben in Babyprodukten nichts verloren.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Spezial Mein Baby 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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