- Im Test: 12 Paar Krabbelschuhe aus Leder.
- Das Ergebnis: Sechs Paare fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
- Kritisch: Das Labor ist auf krebsverdächtiges Anilin und krebserregendes Chromat gestoßen.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Zwischen dem siebten und dem zehnten Monat fangen Babys durchschnittlich an zu Krabbeln. Dann stehen Eltern vor der Frage: Braucht es Krabbelschuhe, oder nicht? Entscheiden Sie sich für Krabbelschuhe, haben wir hier einen interessanten Test für Sie. Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd.
Jeder zweite der niedlichen Lederschlappen im Test ist voll mit Schadstoffen, darunter krebsverdächtiges Anilin und krebserregendes Chromat. Von sechs Krabbelschuhen im Test raten wir ab. Immerhin: Einige Produkte können wir auch empfehlen. Aber der Reihe nach.
Krabbelschuhe-Test: krebsverdächtiges Anilin entdeckt
In fünf Paar Krabbelschuhen im Test hat das beauftragte Labor Anilin nachgewiesen. Anilin ist ein Farbstoffbestandteil, der als krebsverdächtig eingestuft ist. In Spielzeug für Kleinkinder gilt für den Stoff seit Dezember in der EU ein strenger Grenzwert.
Das ist auch unser Erfolg: Über viele Jahre hinweg hat ÖKO-TEST Anilin in Spielzeug und Kleidung kritisiert und auch die EU-Kommission auf das Problem aufmerksam gemacht. Allerdings bleibt noch mehr zu tun.
Hersteller nutzen Gesetzeslücke
Wie so oft in bürokratischen Prozessen ist die Regelung nicht umfassend und greift viel zu kurz. Sie gilt nur für Stoffe und Leder in Spielzeug, nicht aber in Spucktüchern, Strümpfen oder Krabbelschuhen, welche Babys natürlich genauso in den Mund stecken und daran nuckeln.
Diese Gesetzeslücke nutzen etliche Hersteller. Fünf Anbieter sehen offenbar keinen Anlass, auf unbedenklichere Farbstoffe zurückzugreifen. Die gemessenen Gehalte lagen zum Teil bei einem Vielfachen des Spielzeuggrenzwerts. Aus unserer Sicht sollte Anilin schlicht gar nicht in Babyschuhen stecken.
Krebserregendes Chromat in einem Paar Schuhe
Zusätzlich zu Anilin hat das von uns beauftrage Labor in einem Paar Krabbelschuhe im Test lösliches Chromat (Chrom VI) nachgewiesen, das sich durch die Gerbung mit Chromsalzen bilden kann. Es ist als krebserregend eingestuft und kann schwere Kontaktallergien auslösen. Laut Gesetz dürfen Lederprodukte nicht mehr als drei Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Chrom VI enthalten.
Zwar ermittelte das von uns beauftragte Labor einen Gehalt unter diesem Grenzwert, wir raten dennoch von diesen Schuhen ab. Zumal in einer zweiten Untersuchung, in der die Experten eine Alterung des Leders im Gebrauch simulierten, eine Belastung von mehr als 3 mg/kg zu messen war.
Warum chromfrei gegerbtes Leder besser ist
Vier weitere Krabbelschuhe werten wir wegen löslichen Chroms ab. Chrom VI war zwar hier nicht nachweisbar. Chromfrei gegerbtes Leder halten wir aber auch zur Vorbeugung von Allergien für eine bessere Wahl. Außerdem kann die Chromgerbung je nach Standard vor Ort sehr umweltschädlich sein.
Sieben Produkte im Test sind als chromfrei gegerbt ausgelobt oder tragen Siegel, zu deren Kriterien das gehört. Unsere Laboranalyse bestätigt hier: kein Chrom drin.
Farbechtheit und Konservierungsmittel in der Kritik
Die beauftragten Labore wiesen in den Schuhen außerdem eine Reihe von Konservierungsmitteln nach, was für Leder zunächst normal ist. Aus Sicht des vorbeugenden Verbraucherschutzes sollten allergieauslösende Stoffe wie Octylisothiazolinon (OIT) im fertigen, barfuß getragenen Schuh jedoch allenfalls in Spuren vorkommen. Im Test enthielten zwei Paar Krabbelschuhe aus unserer Sicht "leicht erhöhte", beziehungsweise "erhöhte" Mengen an OIT.
Zusätzlich überprüften wir auch die Farbechtheit. Bis auf ein Modell färbten alle Schuhe im Labortest mehr oder weniger stark ab, auch diejenigen mit dem krebsverdächtigem Farbstoffbestandteil Anilin. Für diese Exemplare spricht also rein gar nichts.
Krabbelschuhe im Test: Gibt es Alternativen?
Sind Krabbelschuhe notwendig? Das müssen Eltern je nach Kind entscheiden. Fakt ist: Kinder kommen in der Wohnung lange ohne Schuhe aus. Wichtig ist vor allem, dass die Fußmuskulatur viel Spielraum hat.
- Wenn Sie in unserem Test "ungenügende" Krabbelschuhe gekauft haben, fragen Sie am besten den Anbieter, ob er diese zurücknimmt. Anspruch darauf haben Sie leider nicht.
- Stoppersocken sind eine Alternative zu Krabbelschuhen.
- Beim Barfußlaufen werden die Füße gut durchblutet, sodass man dafür nicht auf sommerliche Temperaturen warten muss.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Spezial Mein Baby 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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