Ein kleines Heft begleitet in Deutschland jede werdende Mutter durch ihre Schwangerschaft - und das schon seit mehr als 50 Jahren: der Mutterpass. Die Schwangere erhält das Dokument von ihrem Gynäkologen oder ihrer Hebamme, sobald die Schwangerschaft festgestellt wird. Die Mutter in spe sollte das blaue Heft immer bei sich tragen, denn es vermerkt wichtige medizinische Daten über Mutter und Kind, zum Beispiel Blutgruppe und Rhesusfaktor der Mutter, Untersuchungsergebnisse, Lage und Größe des Kindes und den Geburtstermin. Auch zur Entbindung sollte man das Büchlein mitnehmen. Der Mutterpass hilft Ärzten und Hebammen dabei, den Verlauf der Schwangerschaft nachzuvollziehen. In medizinischen Notfällen liefert er den Ärzten schnell wichtige Informationen.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Mutterpass verändert - neue Vorsorgeuntersuchungen, die Kassenleistungen wurden, sind hinzugekommen. Größere Neuerungen wurden 2009 eingefügt; sie betreffen die Themen Ernährung, HIV-Antikörpertest und Zahngesundheit. Aktuelle Ergänzungen sind der erweiterte Ultraschall im zweiten Schwangerschaftsdrittel und Angaben über das Diabetesscreening.
Gegenwärtig diskutieren die Verantwortlichen vor allem über die Definition von Risiken, denn nach dem geltenden Katalog werden 70 von 100 werdenden Müttern als Risikoschwangere eingestuft - vor allem deshalb, weil viele Erstgebärende heute älter als 35 Jahre sind und damit die Risikokriterien erfüllen.
Doch was genau sagt der Mutterpass eigentlich aus? Wir erklären, was die Angaben bedeuten.
Seite 2: Blutgruppe, Rhesusfaktor, Rötelntiter
Hier werden die Ergebnisse der Blutuntersuchungen festgehalten. Unter AB0 steht die Blutgruppe der Mutter, darunter der Rhesusfaktor. Wenn der Rhesusfaktor negativ ist, kann die Mutter Abwehrstoffe gegen das Blut des in ihr wachsenden Kindes bilden, wenn dieses Rhesus-positiv ist. Das ist für das erste Kind nicht gefährlich, kann aber zu Komplikationen bei weiteren Schwangerschaften führen. Zusätzlich wird im Antikörpersuchtest das Blut der Mutter auf Abwehrstoffe gegen Rhesus-positive Bluteigenschaften untersucht, die durch vorangegangene Geburten oder falsche Bluttransfusionen entstanden sein können. Je höher der Titerwert, desto größer ist die Menge der Antikörper, die dem Ungeborenen gefährlich werden können. Wichtig ist dieser Test eigentlich nur bei Rhesus-negativen Frauen, er wird aber bei allen Schwangeren gemacht. Das Blut wird auf weitere Krankheiten und Abwehrstoffe gecheckt. Der Röteln-HAH-Test stellt fest, ob die Patientin gegen Röteln ausreichend geschützt ist. Röteln können zu Missbildungen bei Ungeborenen führen. Liegt der Titerwert bei 1 : 16 oder darüber, sind genug Antikörper da.
Seite 3: Infektionskrankheiten
Einige Krankheiten können das Kind im Mutterleib oder nach der Geburt gefährden. Deshalb wird untersucht, ob die Mutter das Baby anstecken könnte. Der Nachweis von HBs-Antige...