- Kleinkinder verunglücken besonders häufig in Küche oder Bad. Aber auch im Rest der Wohnung können Unfälle passieren.
- Spezielle Kindersicherungen, beispielsweise für Schubladen oder den Herd, helfen Verletzungen zu verhindern.
- Alltagsgegenstände, wie Feuerzeuge, Putzmittel oder Medikamente, sollten für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.
80 Prozent der Unfälle von Kleinkindern passieren in der Küche oder im Bad – kein Wunder, ist doch gerade die Küche für viele Kids besonders spannend: Hier wird geschnibbelt, gekocht und gebacken, Teig gerührt und Kaffee gebrüht. Zwischen Herd, Wasserkocher und Messerblock lauern allerdings Gefahren: Schon eine Tasse heißer Tee oder Kaffee reicht zum Beispiel aus, um ein Drittel der Körperoberfläche eines Säuglings zu verbrühen.
"Das unterschätzen Eltern oft", sagt Karoline Becker von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder. Regel Nummer eins lautet daher: Mit dem Baby auf dem Arm, im Tragetuch oder im Schoß nie etwas Heißes trinken oder essen. Tassen und Kannen mit heißen Getränken immer in der Mitte des Tischs abstellen und Tischdecken spätestens ab dem Krabbelalter entfernen: Zu groß ist die Gefahr, dass Ihr Sprössling sie herunterzieht – und dabei heißes Essen, Getränke oder gar eine brennende Kerze mitreißt.
Herd und Backofen kindersicher machen
Am Herd verhindert ein Schutzgitter, dass die Kinder nach heißen Platten oder Töpfen greifen. Wem das zu umständlich ist, der oder die sollte sich zumindest angewöhnen, auf den hinteren Herdplatten zu kochen und den Pfannenstiel nach hinten zu drehen. Besonders die Herdknöpfe ziehen viele Kinder magisch an: Um brennende Topflappen zu verhindern, bringen Sie eine Abdeckung oder spezielle Sicherheitsknöpfe an.
Ein Kunststoffgitter für die Backofentür, das sich weit weniger erhitzt als die Tür selbst, ist bei den meisten modernen Backöfen nicht mehr nötig – sie heizen sich ohnehin nicht mehr so stark auf. Ein Stopper für die Ofentür kann allerdings sinnvoll sein: Er verhindert, das die Klappe nachgibt, wenn das Baby sich daran hochzieht.
Wohnung kindersicher machen: Die Küche
Auch Wasserkocher, Kaffeemaschine und Fritteuse können Verbrennungen auslösen. Stellen Sie sie außerhalb der Reichweite Ihres Kindes auf – am besten so, dass die Kabel nicht herunterbaumeln. Steckdosen auf jeden Fall mit einer Sicherung versehen, und zwar nicht nur in der Küche, sondern in der ganzen Wohnung. Messer, Putzmittel, Spültabs und Reinigungsmittel gehören ebenso wie Alkohol in abschließbare Schränke oder Schubladen.
Auch Plastiktüten, Batterien, Kleingeld und Kühlschrankmagnete sollten für Kinder nicht erreichbar sein. Messer immer mit der Klinge nach unten in die Spülmaschine einräumen. Sobald Ihr Kind sitzen kann, lohnt sich außerdem die Investition in einen stabilen, kippsicheren Hochstuhl. Kinder stoßen sich gern mit den Füßen vom Tisch ab, stehen im Stuhl auf oder wackeln hin und her – und laufen deshalb Gefahr zu stürzen. Zwei "gute" und ein "sehr gutes" Modell finden Sie in unserem Hochstühle-Test. Dort geben wir zudem Tipps, worauf Sie beim Kauf achten können.
Wohnung kindersicher machen: Das Bad
Auch im Bad können Kinder sich verbrennen oder stürzen. Vor allem für kleinere Kinder bis etwa drei Jahre besteht außerdem die Gefahr, in der Badewanne zu ertrinken. Wenn ihr Gesicht einmal abgetaucht ist, verlieren sie die Orientierung und können sich kaum selbst helfen. "Kinder ertrinken leise und schon in kleinen Mengen Wasser", mahnt Becker.
"In der Badewanne gilt deshalb: Eine Hand am Kind – und das Bad auf keinen Fall verlassen." Die Wassertemperatur sollte zwischen 36 und 38 Grad liegen – bei höheren Temperaturen drohen Verbrühungen. Kontrollieren Sie das Wasser daher immer, bevor Sie das Kind in die Wanne setzen. Die BAG empfiehlt außerdem, die Wassertemperatur mit einem Thermostat auf 50 Grad zu begrenzen, um besonders schlimme Verbrennungen zu verhindern.
Putzmittel und Medikamente wegschließen
Rutschfeste Matten in und vor der Wanne minimieren die Sturzgefahr. Ziehen Sie außerdem immer den Stecker von Föhn und Rasierer, nachdem Sie die Geräte benutzt haben. Auch im Bad sollten Sie gefährliche Gegenstände und Substanzen in gesicherten Schubladen oder Schränken aufbewahren. Dazu gehören Medikamente, Putzmittel, Kosmetika, Rasierklingen, Scheren und Feilen.
Einige besonders gefährliche Mittel lassen sich auch gut ersetzen: Statt eines chemischen Abflussreinigers tut es zum Beispiel oft eine Saugglocke. "Reinigungsmittel in Getränkeflaschen – das sollte man lassen", rät Becker außerdem. Kinder können die Flüssigkeit mit einem Getränk verwechseln. Sprechen Sie über Medikamente auch nicht als "Bonbons" oder "bunter Saft", sondern erklären Sie schon den Kleinen, wieso Arzneien keine Nahrungsmittel sind.
Wohnung kindersicher machen: Das Wohnzimmer
Flachbildfernseher, Bücherregal, Schrankwand – im Wohnzimmer steht einiges, was Kindern als Klettergerüst dienen und umfallen kann. Prüfen Sie daher alle Möbel und andere Einrichtungsgegenstände wie Vasen, Lampen und EDV-Geräte auf Kippsicherheit. Alles, was nicht stabil steht, muss entweder an der Wand festgeschraubt oder weggeräumt werden.
Scharfe und spitze Kanten können Sie mit einem Ecken- und Kantenschutz sichern. Tische und Vitrinen aus Glas räumen Sie am besten ebenfalls weg – zumindest aus dem Spielbereich des Kindes. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt außerdem, Glastüren mit einer Splitterschutzfolie zu versehen, da Kinder sie im Spiel schnell übersehen. Markieren Sie die Türen zusätzlich mit Aufklebern – am besten auf Augenhöhe der Kleinen.
Manche Zimmerpflanzen sind für Kinder giftig
Entfernen Sie auch im Wohnzimmer die Tischdecken und halten Sie typische Laufwege frei von Stolperfallen wie Teppichen und Läufern. Die verbliebenen Exemplare können Sie mit einer rutschfesten Unterlage versehen. Kabel sollten Sie befestigen, das Bügeleisen nach Gebrauch ausstecken und nicht herumstehen lassen. Wenn Sie einen Kamin haben, sollten Sie diesen unbedingt mit einem Gitter absperren.
Feuerzeuge und Streichhölzer nicht in Reichweite des Kindes liegen lassen. Das gilt auch für Tabak und Zigaretten. An ihnen kann sich Ihr Kind ebenso vergiften wie an einigen Zimmerpflanzen – darunter Efeutute und Fensterblatt (Monstera). Stellen Sie diese hoch oder suchen Sie neue Besitzer dafür.
Wohnung kindersicher machen: Das Kinderzimmer
Im Kinderzimmer ist die Sturzgefahr besonders hoch – das beginnt schon beim Wickeltisch. Am besten steht er in einer Ecke, auch ausreichend hohe Seitenwände sind wichtig. Wie beim Baden gilt hier: immer eine Hand am Kind. Oder Sie wickeln Ihr Baby gleich auf dem Fußboden.
Auch das Kinderbett sollte ausreichend hohe Seitenteile haben, die den Lattenrost um mindestens 30 Zentimeter überragen. Entfernen Sie das Gitter oder zumindest einige Stäbe, sobald Ihr Sprössling versucht, darüberzuklettern. Ein Hochbett eignet sich frühstens ab sechs Jahren – bei kleineren Kindern ist die Sturzgefahr zu groß. Achten Sie auch hier auf eine möglichst hohe Umrandung und eine fest verankerte Leiter.
Besteht der Fußboden nicht ohnehin aus Kork oder einem anderen dämpfenden Material, kann ein Teppich einen möglichen Sturz abfedern. Besonders gefährlich sind Stürze aus dem Fenster. "Sie passieren meist im Frühjahr oder im Sommer", sagt Karoline Becker von der BAG. In dieser Zeit registriert der Verein etwa einen tödlichen Unfall pro Woche.
Fenster und Balkontüren extra sichern
Oft sind Kinder unter sechs Jahren betroffen. Im Vergleich zu ihrem Körpergewicht haben sie einen sehr schweren Kopf, weshalb sie leicht vornüberkippen. Becker appelliert daher, ein Kind nie allein im Zimmer zurückzulassen, wenn das Fenster offen steht. Stühle, Hocker und Sessel sollte man nicht ans Fenster stellen, da Kinder sie als Steighilfe benutzen könnten, Fenster und Balkontüren wenn möglich abschließen oder mit einer Sicherung versehen.
Einige Modelle verhindern zusätzlich, dass Fenster und Türen wieder zufallen und das Kind sich die Finger einklemmt. Auch im Kinderzimmer gilt außerdem: Steckdosen sichern, Kabel stolperfrei befestigen, Möbel kippsicher montieren und scharfe Kanten mit einem Schutz versehen oder direkt Modelle mit abgerundeten Ecken kaufen.
Gefahrenquelle Kinderspielzeug
Achten Sie außerdem auf geeignetes Spielzeug und überprüfen Sie es regelmäßig – besonders, wenn schon ein älteres Geschwisterkind da ist: Gibt es kleine Teile, die sich lösen und die das jüngere Kind verschlucken könnte? Alles, was kleiner als ein Tischtennisball ist, kann für Kleinkinder gefährlich werden.
Bewahren Sie die Spielsachen nicht in Plastiktüten auf, da Kinder die Tüten über den Kopf ziehen und so ersticken können. Das Batteriefach sollte sich bei Kinderspielzeug nicht ohne Weiteres öffnen lassen, elektrische Geräte – auch Lampen – sollten eine Netzspannung von maximal 24 Volt haben.
Gänzlich ungeeignet sind Lauflernhilfen, auch Gehfrei genannt. "Das ist der letzte Mist", sagt Becker. Die Kinder sind damit viel schneller unterwegs, als sie es in diesem Alter von Natur aus wären, und stürzen deshalb schnell die Treppe hinunter oder prallen gegen Wände und Möbel.
Kindersicheres Treppenhaus
Wenn Ihr Kind Zugang zu einer Treppe hat, muss diese mit einem Gitter gesichert werden – Mindesthöhe: 65 Zentimeter. Der Sprossenabstand sollte maximal zwölf Zentimeter betragen, sonst kann Ihr Kind sich hindurchzwängen. Bauen Sie das Gitter ab, sobald Ihr Sprössling versucht, darüberzuklettern. Versehen Sie rutschige Treppen mit zusätzlichen Matten und achten Sie besonders in Flur und Treppenhaus auf eine gute Beleuchtung, damit Stolperfallen gut zu erkennen sind.
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