Schulranzen kaufen: Darauf sollten Eltern achten

Magazin März 2024: Spaghetti | Autor: Theresa Horbach | Kategorie: Kinder und Familie | 09.03.2024

Schulranzen kaufen: Darauf sollten Eltern achten
Foto: MNStudio/Shutterstock

Praktisch, sicher und schön: Die Ansprüche an den ersten Schulranzen sind hoch. Doch während Eltern eher Ergonomie und Sicherheit im Blick haben, wollen viele Kids vor allem ein cooles Design. Vom Gewicht über den richtigen Sitz bis zum Aussehen: So finden Sie das passende Modell für Ihr Kind.

  • Welche Anforderungen ein Schulranzen erfüllen sollte, ist in Deutschland durch die DIN-Norm 58124 geregelt.
  • Auch das Siegel "Geprüfte Sicherheit" (GS-Zeichen) bietet Eltern eine Orientierungshilfe. 
  • Wichtig: Schulranzen sollten immer anprobiert werden, um sicher zu stellen, dass er dem Kind auch wirklich passt.

Welche Anforderungen ein Schulranzen erfüllen soll, regelt in Deutschland eigentlich die DIN-Norm 58124. Demnach sollten mindestens 20 Prozent der Vorder- und Seitenflächen aus fluoreszierenden Neonflächen bestehen, die das Umgebungslicht am Tag und in der Dämmerung verstärken.

Außerdem verlangt die Norm auf den Vorder- und Seitenflächen mindestens zehn Prozent retroreflektierendes Material, also zum Beispiel Reflektorstreifen, die das Licht von Autos zurückwerfen. Reflektierende Streifen empfehlen sich auch auf den Schultergurten, damit Ihr Kind im Dunkeln von vorne zu erkennen ist. 

Die DIN-Norm für Schulranzen ist allerdings nicht verpflichtend. Dass ein Ranzen ihren Anforderungen genügt, erkennt man zum Beispiel am Siegel "Geprüfte Sicherheit" (GS-Zeichen).

Peter Emig, der in Rüsselsheim in dritter Generation Schulranzen verkauft, beobachtet, dass immer weniger Ranzen mit dieser Norm werben. Dabei würden die gängigen Modelle sie im Grunde alle erfüllen – ausgenommen von den Vorgaben zu den Neonflächen. Denn die sind einfach nicht so schön. Viele Marken bieten allerdings Nachrüstsets an, mit denen sich der Anteil der leuchtenden Flächen bei Bedarf vergrößern lässt.

Ein guter Schulranzen sollte unter anderem breite Reflektorstreifen besitzen, damit Schulkinder im Dunkeln zu erkennen sind.
Ein guter Schulranzen sollte unter anderem breite Reflektorstreifen besitzen, damit Schulkinder im Dunkeln zu erkennen sind. (Foto: Irina Wilhauk/Shutterstock )

Schulranzen kaufen: Die richtige Passform

Regel Nummer eins: Ranzen immer anprobieren. Online bestellen ist deswegen keine gute Option. Dass ein Ranzen Ihrem Kind passt, merken Sie an folgenden Punkten: Er ist nicht breiter als die Schultern Ihres Kindes, schließt mit deren Oberkante ab und sitzt nicht auf dem Po auf. Die Schultergurte rutschen nicht von den Armen, schneiden an Hals und Nacken nicht ein und scheuern nicht unter den Armen – in dem Fall sind sie zu breit.

Hat der Ranzen einen Beckengurt, sollte dieser mittig auf den Hüftknochen aufliegen. Der Brustgurt verläuft im Idealfall fünf bis sieben Zentimeter unter den Schlüsselbeinen. Am besten testet Ihr Kind mit Winterjacke und T-Shirt, hüpfend und rennend und beladen mit ein paar Büchern, ob der Ranzen sich so einstellen lässt, dass diese Punkte erfüllt sind.

Fachhändler Emig rät zudem, das Kind gezielt nach Druckstellen zu fragen. Diese liegen häufig an den Schulterblättern, am Hals, unter den Armen und am Po.

Geht auch ein Rucksack oder muss es ein Ranzen sein?

Spätestens auf der weiterführenden Schule wechseln viele Kinder zum lässigeren Rucksack. Laut der "Aktion Gesunder Rücken" (AGR) können auch Grundschulkinder schon einen Rucksack nutzen – wenn er den folgenden Anforderungen entspricht: Er sollte einen verstärkten Boden haben, sodass er frei und sicher steht. Damit sich das Gewicht gut verteilt, ist zudem ein gepolsterter Beckengurt ratsam.

Außerdem sollte man den Rucksack mit einem Tunnelzug oder seitlichen Gurten in der Tiefe verstellen können. So rückt das Gewicht näher an den Rücken und die Hebelwirkung, die die Tasche auf ihn ausübt, lässt nach.

"Das bedeutet aber auch, dass die Kinder im Vergleich zum Ranzen eine zusätzliche Aktion durchführen müssen, um den Rucksack zu öffnen oder zu schließen", sagt Peter Emig. Von einem Trolley raten übrigens sowohl die AGR als auch Kinderorthopädin Prof. Anna-Kathrin Hell ab: Die einseitig Belastung sei für den Rumpf nicht optimal.

Damit der Schulranzen nicht zu schwer wird, sollten Eltern regelmäßig überprüfen, ob ihr Kind wirklich alle Bücher mitnehmen müssen.
Damit der Schulranzen nicht zu schwer wird, sollten Eltern regelmäßig überprüfen, ob ihr Kind wirklich alle Bücher mitnehmen müssen. (Foto: Yuganov Konstantin/Shutterstock)

Schulranzen kaufen: Wie schwer sollte der Ranzen sein?

Bis ins Jahr 2010 schrieb die DIN-Norm vor, dass ein gepackter Ranzen nicht mehr als zehn bis zwölf Prozent des Körpergewichts des Kindes wiegen sollte. Woher dieser Wert kam, wusste das Deutsche Institut für Normung auf Nachfrage der Universität Saarbrücken allerdings selbst nicht. Wissenschaftlich haltbar ist sie nicht: Die Saarbrücker Schulranzenstudie kam 2009 zu dem Ergebnis, dass gesunde Kinder problemlos einen Ranzen mit einem Gewicht von 20 Prozent ihres Körpergewichts tragen können. Erst ab 30 Prozent komme es zu einer problematischen Belastung, die kurzfristig aber tolerierbar sei.

Ob ein Ranzen zu schwer ist oder nicht, hängt laut Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG) eher davon ab, wie lange er getragen wird, ob er richtig sitzt und wie fit das Kind ist. Laut Peter Emig liegen die Leergewichte von Ranzen derzeit zwischen 780 und 1.250 Gramm bei einem Fassungsvermögen von 20 Litern. Damit erfüllen alle gängigen Modelle die Empfehlung der AGR, dass ein Gewicht von 1.300 Gramm nicht überschritten werden soll. Emig rät, im Zweifelsfall lieber den bequemeren Ranzen zu nehmen als den leichteren.

Kinderorthopädin Hell von der Universitätsmedizin Göttingen empfiehlt zudem, regelmäßig zu überprüfen, ob die Kinder wirklich alles brauchen, was sie eingepackt haben. Außerdem sollte das Gewicht richtig verteilt werden: Schweres wie Bücher und Hefte nah an den Rücken, leichtere Gegenstände wie das Mäppchen in die vorderen Fächer.

Welches Zubehör sollte der Ranzen haben – worauf kann man verzichten?

Damit die Tragegurte nicht einschneiden, sollten sie mindestens vier Zentimeter breit und gepolstert sein. Außerdem sollte Ihr Kind sie selbst anpassen können. Ein Brustgurt verhindert, dass die Gurte auf den Schultern nach außen rutschen. Einen Beckengurt empfiehlt die AGR vor allem bei Rucksäcken. Bei klassischen Ranzen ist er eher optional, weil diese das Gewicht von vornherein besser verteilen.

Eine wasserdichte Bodenschale mit Füßen verhindert, dass der Inhalt des Ranzens nass wird oder dass er umkippt. Wenn der Ranzen selbst nicht wasserdicht ist, sollte er mit einer zusätzlichen Regenhülle ausgestattet sein. Innen sollte es mehrere Fächer geben, auch ein Tragegriff ist ein Muss. Er sollte gut gepolstert und groß genug sein, damit Ihr Kind ihn komfortabel greifen kann.

Seitentaschen sind praktisch für Regenschirm und Trinkflasche. Falls Letztere ausläuft, bleiben Bücher und Hefte im Inneren außerdem trocken. Eine atmungsaktive Polsterung an den Gurten und am Rücken stellt sicher, dass sich der Ranzen gut anschmiegt und nicht drückt. Bei einigen Anbietern lässt sich die Rückenlänge des Rucksacks verstellen, auch das ist allerdings eher optional.

Wie findet man einen Ranzen, der dem Kind gefällt und gleichzeitig gut sitzt?

Peter Emig rät zu einer blinden Anprobe, denn: "Wenn ein Ranzen einem Kind gefällt, findet es ihn automatisch bequem." Damit das Kind sich nicht vom Design ablenken lässt, können Sie zum Beispiel einen Regenschutz über verschiedene Modelle ziehen. So kann es sich zuerst für ein Modell und im zweiten Schritt für ein Design entscheiden.

Oder Sie lassen Ihr Kind zunächst Ranzen anprobieren, die ihm wahrscheinlich nicht gefallen. Das hilft ihm, sich auf den richtigen Sitz zu konzentrieren. Viele Ranzen lassen sich mit Anhängern oder Klettbildern individualisieren. So können Sie Ihr Kind auch für ein Modell begeistern, dass auf den ersten Blick nicht zu seinen Favoriten zählt.

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Worauf sollte man bei gebrauchten Schulranzen achten?

"Die Polster am Rücken und an den Schultergurten sind typische Verschleißteile", sagt Fachhändler Emig. Wer einen gebrauchten Ranzen kaufen will, sollte darauf achten, dass diese noch weich genug sind. "Die meisten Ranzen sind darauf ausgelegt, vier Jahre lang getragen zu werden", erklärt Emig. Spätestens nach acht Jahren sei die Polsterung vermutlich durch.

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