- Der Begriff Glamping steht für eine gehobene Variante des Campingurlaubs.
- Statt im Wohnwagen oder klassischen Zelt können Interessierte zum Beispiel in voll ausgestatteten Baumhäusern, Jurten oder Zelten übernachten.
- Auch in Deutschland gibt es viele solcher Angebote.
Glamping steht für Erholung in der Natur ohne auf Komfort zu verzichten. Die Wortschöpfung aus dem Englischen – eine Kombination aus Glamour und Camping – wurde 2016 offiziell ins Oxford English Dictionary aufgenommen. Tatsächlich waren es wohlhabende Briten, die im 20. Jahrhundert zur Jagd und zum Vergnügen in der afrikanischen Natur unterwegs waren, aber nicht auf eine Unterkunft mit hohem Komfort verzichten wollten. Sie reisten mit einheimischer Dienerschaft, die allabendlich ein luxuriöses Safarizelt mit Hotelservice aufbaute.
Vorzüge bietet ein so genannter Glamping Pod heute im Kleinen: eine kompakte und doch voll ausgestattete Design-Unterkunft, die von außen Abenteuer in der Natur verspricht und im Innern die Vorzüge eines Hotelzimmers bereitstellt. Mit gemütlichem Bett, eigenem Bad und kleiner Küche.
Glamping Pods gibt es in allen Größen, aber auch Hütten, Campingfässer, Holzhäuser, luxuriöse Zelte, Wigwams, Baumhäuser, Jurten und Tipis werden als Glamping-Unterkünfte angeboten, mal angeschlossen an einen klassischen Campingplatz, mal in herrlicher Alleinlage.
Im besten Fall genießt man den Abend am Lagerfeuer, schläft erholsam im Einklang mit der Natur und beginnt den neuen Tag mit frisch gebrühtem Kaffee und freiem Blick in die Idylle.
Glamping in Deutschland: Vom Baumhaus bis zum Baumzelt
Das Naturresort "Land of Green" liegt in einem Wäldchen im Teufelsmoor südlich des Künstlerortes Worpswede und bietet drei Variationen zum Übernachten im Grünen: Baumhäuser, Tiny Houses und Baumzelte. Die drei Baumhäuser erstrecken sich jeweils über zwei Ebenen mit Platz für 4 bis 5 Erwachsene, alle mit Komfort-Bad, Küche, Sofaecke mit Kamin, Heizung und einer Outdoor-Badewanne auf der 20 qm großen Dachterrasse.
Im Wald verstecken sich 15 trendige Tiny Houses, die alle von unterschiedlichen Herstellern stammen und zeigen, was im Kleinen an Komfort möglich ist: auf 16 bis 24 Quadratmeter Wohnfläche findet man Komfort-Bäder, komplett ausgestattete Küchen, kuschelige Wohnzimmer und vor der Türe Elektrogrill und Feuerschale.
Für ganz Abenteuerlustige sind vier Baumzelte auf zwei bis drei Metern Höhe zwischen die Stämme gespannt. Isomatten und Schlafsäcke bringen die Gäste mit, maximal 350 Kilo können die Baumzelte halten, empfohlen für drei Erwachsene oder Eltern mit Kindern. Unter dem Zelt wartet eine "Chill-Lounge", sprich ein Picknick-Areal mit Tisch und Bänken, ein Korb mit Tellern, Gläsern und Besteck plus eine Kurbel-Taschenlampe gehören ebenfalls dazu.
Auf der Wiese oder unter Bäumen kann man auch das eigene Zelt aufschlagen oder das Wohnmobil, den Wohnwagen, Bulli oder Pkw mit Dachzelt parken – es gibt viele verwunschen gelegene Plätze inmitten der Natur. Strom kann optional gebucht werden, dafür muss man 50 Meter Verlängerungskabel mitbringen. Im "Vertrauenskiosk" im Reetdachhaus kann man rund um die Uhr Getränke, Snacks, Nudeln und Pesto holen: Man nimmt, was man braucht und legt das Geld dafür in die Vertrauenskasse.
Für eine Extraportion Wellness stehen das schwedische Holzbadefass mit Chill-Lounge oder das heiße Saunafass für eine exklusive Buchung bereit. Mit Leihrädern oder Kanu lässt sich das Teufelsmoor mit seinen Naturkanälen erkunden. Das Café im Kanuhafen serviert Kaffeespezialitäten, Getränke, Crêpes, Kuchen und Eis.
Preise: Baumhaus ab 135 Euro, Tiny House ab 60 Euro, Baumzelt ab 40 Euro. Mindestaufenthalt sind drei Nächte, einzelne Übernachtungen auf Anfrage. Kanu und Kajak kosten 29 Euro pro Tag. Stellplatz für Campingmobile ebenfalls 29 Euro pro Tag, Zeltplatz 19 Euro. Info: landofgreen.de
Glamping im Bubble-Tent
Ein Zimmer in der Natur mit durchsichtigen Wänden, so könnte man das "Bubble Tent" am ehesten beschreiben. Zehn solcher Domizile gibt es in ganz Deutschland, alle in malerischer Alleinlage oder durch Bäume und Hecken vor neugierigen Blicken geschützt. Die Gäste wohnen in einer durchsichtigen Blase mit Rundumblick in die Natur und in den Nachthimmel.
Man betritt das Klarsicht-Zelt durch eine Luftschleuse, Solarpaneele sorgen für permanente Frischluft-Zufuhr. Außerhalb wartet alles, was man sonst noch braucht: eine sichtgeschützte Outdoor-Solardusche, Küchenzeile und Bio-Toilette. Alle Bubble Tents liegen auf privaten Grundstücken, und manche Glamping-Anbieter punkten mit Angeboten wie Hot Tub, Outdoor-Sauna oder Fahrradverleih. Gegen 20 Euro extra kann man Kerzen und Fackeln dazubuchen.
Preise: Die Übernachtung für zwei Personen kostet z.B. im Bubble Tent Hesel in Ostfriesland 175 Euro, in Füssen im Allgäu mit Fernblick auf Schloss Neuschwanstein 195 Euro, Info: book-a-bubble.de
Schlafen für Schwindelfreie
Die Portaledge ist ein Hängezelt, das Extremkletterer benutzen, um am lotrechten Fels zu übernachten. Es hat einen Rahmen aus Aluminium und eine Liegefläche aus robuster Kunstfaser, mehrere Gurtbänder stützen die Konstruktion. Das Hängezelt wird mit einem Karabiner an einem Bohrhaken fixiert.
Im Waldseilgarten bei Pfronten im Allgäu kann man wählen, ob die Portaledge in einem freistehenden großen Baum aufgehängt wird oder klassisch am Fels. In jedem Fall hilft der Gast beim Auf- und Abbau und muss fit genug sein, um den Aufstieg zur Bettstatt – nach gründlicher Einweisung – ausschließlich mit Seilhilfe zu schaffen. Dabei lernt man auch, die Liegefläche möglichst mittig zu betreten und gleichmäßig zu belasten, damit sie nicht übermäßig schwankt oder gar umkippt.
Die Gäste bleiben auf der Portaledge über den Klettergurt gesichert, damit sie nicht durch eine ungewollte Bewegung im Schlaf über den Rand rollen.
Preise: Übernachten im Portaledge gibt es an mehreren Orten in Deutschland, beispielsweise im Saarland an der Kante der Saarsteilhänge mit Blick auf die Saarschleife (cloefhaenger.com), in Brühl an der Fassade eines Kletterturms oder auch im Waldseilgarten-Höllschlucht in Pfronten-Kappel im Allgäu. Hier kostet die Baum-Nacht im Portaledge mit allen Extras und Verpflegung (Grillen am Vorabend, Frühstück) 270 Euro pro Person, an einer lotrechten Felswand 890 Euro pro Person. Info: waldseilgarten-hoellschlucht.de
Wohntürmchen mit Aussicht
Den Tourismuspreis für Innovation des Landes Mecklenburg-Vorpommern haben sie schon, die "Slube" genannten fünf Meter hohen Wohntürmchen, die von Weitem wie leere Klopapierrollen in der Landschaft stehen. Im Innern sind sie jedoch mit allen luxuriösen Extras ausgestattet, mit Fußbodenheizung, Mückengittern im Schlafbereich, mit Regendusche und Handtuchwärmer im Bad, mit smarter Heizung und Beleuchtung und mit einem minikleinen Kühlschrank, Geschirr und Besteck. Die Tower genannte nobelste Slube-Variante hat dazu eine möblierte Dachterrasse, die über eine Wendeltreppe zu erreichen ist.
Rezeption gibt es keine, 24 Stunden vor der Anreise erfährt man per E-Mail-Nummer und Zugangsdaten der Unterkunft. Je nach Standort kann man mit diesem Pin entweder einen Schlüsseltresor öffnen oder das elektronische Schloss direkt am eigenen Slube. In der Bestätigungsmail erfährt man außerdem, wo in der Nähe man frühstücken und sich verpflegen kann.
Bislang gibt es vier Standorte in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg: die Türmchen stehen in Rottstock im Brandenburger Wald auf einer Forellenfarm, am Krakower See, in Neustrelitz am Stadthafen zwischen Bootsstegen und historischen Backsteinspeichern und am Jachthafen von Greifswald. Vier weitere Standorte sind in Planung.
Preise: ab 59 Euro (2 Personen), Info: slube.de
Glamping im Biosphärenreservat Bliesgau
So idyllisch die "Naturhotelzimmer" von außen aussehen, im Innern sind sie ultramodern, Youtube-Videos erläutern den Gebrauch der diversen technischen Gadgets, vom Panikschloss an der Sicherheitstür bis zur Bedienungsanleitung für Licht, Klima und Heizung.
Das Glamping-Resort mit 32 Wohneinheiten liegt im Biosphärenreservat Bliesgau bei Saarbrücken, eine uralte Kulturlandschaft mit Wander- und Themenradwegen. So empfiehlt sich zur Hauptblütezeit von Mai bis Mitte Juli ein Spaziergang über den Orchideenpfad, der auf 2,7 km mit zehn Infostationen die wichtigsten Arten vorstellt. Die Kirkeler Tafeltour führt über 9 km durch eines der größten Waldgebiete des Saarlandes, zu bizarren Buntsandsteinbänken, Kanzeln und Höhlen, die schon von den Kelten als Kultstätten genutzt wurden.
Auf dem Premiumwanderweg Blies-Grenz-Weg geht es 15 km lang durch die grüne Flussaue der Blies, über Weiden und Wiesen mit Ausblicken bis zu den Kämmen der Vogesen. Für Wellness empfiehlt sich die nahe Saarland-Therme, Frankreich mit seinen kulinarisch topp bestückten Supermärkten ist nur wenige Autominuten entfernt.
Preis: Jedes Glamping-Zimmer ab 109 Euro die Nacht. Info: glamping-resorts.de, saarpfalz-touristik.de
Waldcamping am Brombachsee
Hier wohnt man zwar mitten im Wald, aber keineswegs allein: Auf 14 Hektar verteilen sich 400 Stellplätze für Wohnmobile plus 40 Mietobjekte wie Zirkuswagen, Campingfass, Glamping Pod, Safarizelt und Mobilheim. Neu sind die 87 freistehenden Tiny-Häuser, alle in Reih und Glied, jedes Haus etwa 24 Quadatmeter groß und perfekt eingerichtet, mit einer kleinen hölzernen Terrasse (in manchen Häusern ist auch ein Hund erlaubt). Der Brombachsee ist 20 Fußminuten entfernt – zum Schwimmen, Kanufahren, Wandern und mit reichlich Radwegen durch den Wald.
Der Campingplatz bietet moderne sanitäre Anlagen, Waschmaschinen und Wäschetrockner, von Juni bis September ist der Waldimbiss mit Biergarten geöffnet. Kinder treffen sich auf dem Abenteuerspielplatz, zur Sommerferienzeit werden Musik- und Tanzkurse angeboten. Der Platz liegt 50 Kilometer südlich von Nürnberg und gehört zu den 100 besten Campingplätzen in Europa.
Preise: Standard-Stellplatz für Wohnwagen ab 32 Euro pro Nacht, Campingfass ab 75 Euro, Trekking-Pod ab 59 Euro, Safarizelt ab 116 Euro, Zirkuswagen ab 120 Euro, Tiny-Haus ab 139 Euro (2 Erwachsene und zwei Kinder bis 10 Jahren). Info: waldcamping-brombach.de
Glamping auf der Kulturinsel
Hier macht man am besten mit Kindern Urlaub: Mehr als 200 verrückte Übernachtungsplätze warten in "Deutschlands erstem Baumhaushotel" auf der Kulturinsel Einsiedel an der deutsch-polnischen Grenze in der Oberlausitz, eine Autostunde östlich von Dresden. Vom luxuriösen Baumhaus mit Dusche, Toilette und Küchenzeile über Baumjurten für zehn Personen und unterirdische Erdhäuser bis zu den Hütten auf der polnischen Seite ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Baumhäuser stehen auf Stelzen oder hängen in acht bis zehn Metern Höhe in den Bäumen und sind durch hölzerne Hängebrücken miteinander verbunden, sie heißen "Bodelmutzens Geisterhaus", "Fionas Luftschloss", "Thor Alfsons Astpalast" oder "Modelpfutzens Wipfelgipfel". Jedes Haus ist ein handgearbeitetes Unikat, komplett aus Holz gefertigt. Drinnen ist es urgemütlich mit großen Betten, vielen Winkeln und steilen Treppen. Alle Baumhäuser sind mit einem WC ausgestattet, manche haben auch eine Dusche. Jedes Jahr werden neue Erlebnisherbergen installiert wie das Fassbaumhaus, die Baumjurte, die Mystische Mühle und die Vögelbaumhütten.
Der Freizeitpark "Die geheime Welt von Turisede", zu dem die Baumhäuser gehören, ist voller Fabelwesen und Kletterburgen, lockt mit einem Tunnellabyrinth und wilden Schaukeln. An Wochenenden und Feiertagen gastieren Musikgruppen, Puppenspieler und Zauberer, es gibt Kunstausstellungen und Feste.
Preise: Baumhäuser (4–6 Personen) ab 203 Euro, Erdhäuser (4 Personen) ab 150 Euro, Bett im Tipi 28 Euro, Glampingbaumhaus in Polen (4 Personen) 174 Euro, Vögelbaumhütte in Polen 33 Euro. Info: turisede.com