- Im Test: 15 Windeln der Größe 4/"Maxi". Diese meistgekaufte Windelgröße passt Kindern im Alter von einem bis drei Jahren mit einem Körpergewicht von im Schnitt sieben bis 14 Kilogramm.
- Die Produkte durchliefen umfangreiche Labor- und Praxisprüfungen. Zwei Marken sind "sehr gut".
- Ob als Öko ausgelobt oder nicht – Windeln sind und bleiben ein Wegwerfprodukt, das über die Zeit für einen enormen Müllberg sorgt.
Aktualisiert am 7.12.2023 | In Deutschland werden täglich 12,7 Millionen Windeln benutzt – berechnet mit einem Durchschnittsverbrauch von sechs Windeln pro Tag. In den ersten Lebensmonaten brauchen Babys im Schnitt sieben bis zwölf Windeln am Tag, später dann noch vier bis fünf.
90 Prozent der Windelnutzerinnen und -nutzer verwenden laut einer Schätzung des Umweltbundesamtes Wegwerfwindeln. Unser Test richtet sich an all jene Eltern, die sich für Wegwerfwindeln entscheiden.
Windeln bei ÖKO-TEST: Lillydoo, Hipp & Co. im Vergleich
Damit Sie wissen, mit welchen Modellen Sie und Ihr Nachwuchs die Tage und Nächte möglichst trocken, unfallfrei und ohne Schadstoffbelastung überstehen, haben wir 15 Windelmarken in Größe 4, für Kinder ab etwa einem Jahr und mit einem Körpergewicht von im Schnitt sieben bis 14 Kilogramm, umfangreichen Labor- und Praxisprüfungen unterzogen.
In Sachen Schadstoffe haben wir am Material wenig auszusetzen. Kritik gibt es aber für Windeln, die mit einer paraffinbasierten Lotion getränkt sind. Erdölbasierte Substanzen fügen sich schlecht ins Hautgleichgewicht ein. So etwas hat aus unserer Sicht nichts an Babys zarter Haut verloren.
So schlagen sich die Windeln im Praxistest
In der Praxisprüfung analysierten Laborexperten, wie gut die Windeln im Test Feuchtigkeit aufsaugen und binden, außerdem überprüften 30 Eltern mit ihren Kindern die Alltagstauglichkeit der Produkte. Im Paneltest der Familien ging es um Handhabung, Feuchtigkeitsrückhalt, Tragekomfort und Weichheit der Windeln. Was ist aufgefallen?
- Im Labor saugten die Windeln von sechs Marken die aufgetragene Flüssigkeit deutlich langsamer auf als andere Modelle. Dementsprechend konnten die betroffenen Produkte nicht ganz mit dem oberen Standard mithalten.
- Für die Prüfung der "Rücknässung am Tag" wurden drei Urinabgaben zu je 70 Millilitern simuliert. Hier fiel ein Produkt negativ auf, da vergleichsweise viel Feuchtigkeit auf der Oberfläche zurückblieb. Das erschwert es der empfindlichen Babyhaut zu trocknen. Die Folge können Rötungen und Reizungen sein.
- In Sachen Tragekomfort konnten sechs Windeln im Test die Eltern nicht überzeugen, sie schneiden mittelmäßig ab. Die Testfamilien kritisierten in erster Linie, dass die Windeln im vollen Zustand durchhingen und rutschten – außerdem wenn sie zu klein, zu eng oder zu kurz waren.
- Beim Feuchtigkeitsrückhalt schwächelten die Windeln zweier Marken.
- Einmal bemängelten die testenden Eltern ein schlecht haltendes Verschlusssystem.
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Umweltbelastende Inhaltsstoffe entdeckt
Kommen wir zu den Umweltproblemen:
- Optische Aufheller
- Kunststoffverpackungen
- Wegwerfwindeln per se
In neun Windelmarken hat das Labor optische Aufheller nachgewiesen. Diese kritisieren wir, weil sie nur schwer abgebaut werden und die Umwelt belasten.
Sie sind nicht fest in den Fasern gebunden. Wie einige Hersteller uns mitgeteilt haben, werden die Substanzen während des Produktionsprozesses auf das Material aufgebracht, um durch ihre fluoreszierenden Eigenschaften die einwandfreie Funktion der Windelmaschine zu überwachen.
In den Vergaberichtlinien des Blauen Engel wird diese Anwendung als Ausnahme genannt, obwohl der bewusste Einsatz optischer Aufheller sonst explizit verboten ist. Auch Produkte mit dem EU Ecolabel dürfen keine absichtlich eingesetzten optischen Aufheller enthalten. Hier ergibt sich jedoch aus der Begriffsdefinition ebenfalls ein Schlupfloch für den Einsatz zur Qualitätssicherung bei der Produktion.
Einige Windeln im Test mit Recyclinganteil
Nur ein überprüftes Produkt ist in umweltfreundlichem Papier verpackt. Die anderen Windelhersteller setzen auf Umverpackungen aus Kunststoff, von denen aber einige nachweislich zumindest einen Recyclinganteil enthalten.
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Wegwerfwindeln mit Öko-Auslobung
Wegwerfwindeln sind in den meisten Familien ein notwendiges Übel – obwohl wegen des immensen Müllaufkommens das schlechte Umweltgewissen nagt, entscheiden sich die wenigsten Eltern für Alternativen. Stattdessen greifen viele zu Wegwerfwindeln mit Öko-Auslobung, die vielerorts als nachhaltige Option angepriesen werden.
Wir haben drei Marken mit Öko-Aufmachung in unseren Test aufgenommen. Eco by Naty fällt mit dem großspurigen Claim "Plastic sucks" auf und gibt an, auf pflanzenbasierten Kunststoff zu setzen – laut Verpackung bestehen jedoch nicht wenige Elemente der Windel aus herkömmlichem Plastik.
Blauer Engel und EU Ecolabel: Wofür stehen die Siegel?
Moltex und Blütezeit tragen immerhin das EU Ecolabel, das besondere Anforderungen an die Schadstofffreiheit und Umweltverträglichkeit der Produkte stellt – etwa, dass der eingesetzte Zellstoff nachweislich in nachhaltiger Forstwirtschaft erzeugt und nur chlorfrei gebleicht wurde; Baumwolle muss aus biologischer Landwirtschaft stammen.
Zudem beinhalten die Vergabekriterien Vorgaben zu den CO2-Emissionen und dem Ressourcenverbrauch während der Produktion. Das EU Ecolabel wurde 1992 von der EU-Kommission eingeführt. Windelhersteller, die dieses Gütesiegel für ihre Produkte nutzen wollen, müssen regelmäßig im Zuge unabhängiger Überprüfungen nachweisen, dass sie die Kriterien erfüllen.
Vergleichbare Anforderungen stellt auch der Blaue Engel – das Umweltzeichen der Bundesregierung, dessen Kriterien wissenschaftlich vom Umweltbundesamt erarbeitet und vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung RAL zertifiziert werden.
In unserem Test tragen es die Windelmarken Babydream, Beauty Baby, Elkos und Hipp, allesamt ohne Öko-Auslobung. Den Einsatz von Kunststoff schließen aber weder der Blaue Engel noch das EU Ecolabel grundsätzlich aus.
Wegwerfwindeln im Restmüll entsorgen
Letztlich haben selbsternannte Öko-Windeln möglicherweise einen etwas höheren Anteil natürlicher oder bio-zertifizierter Materialien und eine nachhaltigere Wertschöpfungskette. Aber auch sie wollen dichthalten und die Erwartungen in Sachen Saugfähigkeit erfüllen. Das funktioniert nach heutigem Stand der Windelentwicklung offenbar am besten mit herkömmlichem Kunststoff.
Einen erkennbaren Vorteil gegenüber "normalen" Windeln, die "nur" den Blauen Engel tragen, haben sie trotz allem nicht unbedingt. Und schlussendlich landen alle Wegwerfwindeln im Restmüll – ob mit oder ohne Öko-Auslobung.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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