- Intimwaschlotionen versprechen sanfte und milde Reinigung. Sie zeichnen sich durch einen pH-Wert aus, der auf das leicht saure Scheidenmilieu eingestellt ist.
- Nur zwei Intimwaschlotionen im Test schneiden mit "sehr gut" ab, von drei Produkten raten wir ab.
- Im Test sind wir auf Inhaltsstoffe gestoßen, die Schleimhäute oder Haut reizen, sich im Fettgewebe anreichern oder Allergien auslösen können. Besonders ärgerlich ist, dass im Test Lilial gefunden wurde. Der Stoff steht in Verdacht, die Fruchtbarkeit zu gefährden.
Aktualisiert am 14.10.2021 | Gynäkologen sagen es ganz klar: Für die tägliche Reinigung des Intimbereiches ist pures Wasser das Beste. Denn es stört das natürliche Scheidenmilieu am wenigsten. Ist alles im Gleichgewicht, hält das Milieu schädliche Bakterien und Gerüche ganz gut unter Kontrolle.
Wie sensitiv sind die Intimwaschlotionen im Test?
Wenn frau aber dennoch das Bedürfnis nach einer etwas gründlicheren Reinigung hat, zum Beispiel nach dem Sport, dann kann eine Intimwaschlotion gegenüber einem gewöhnlichen Duschgel die bessere Wahl sein. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie gut gemacht ist.
Im Idealfall reinigt eine Intimwaschlotion besonders mild und unterstützt zudem den sauren pH-Wert der Scheidenflora. Alle 20 Intimwaschlotionen in unserem Test werben genau damit, manche sind als "sensitiv" ausgelobt. Doch halten sie dieses Versprechen auch?
Sagella, Vagisan & Co. im Vergleich
Wirklich "sensitiv" oder besonders sanft sind nach unseren Maßstäben die wenigsten Produkte. Komplett einverstanden sind wir nur mit zwei Intimwaschlotionen im Test: Sie schneiden mit "sehr gut" ab. Alle anderen enthalten mindestens einen Inhaltsstoff, den wir kritisieren.
Von drei "ungenügenden" Produkten raten wir sogar ab. Auffällig: Zwei davon stammen aus der Apetheke. Beschämend.
Bedenkliche Inhaltsstoffe in Intimwaschlotionen gefunden
Besonders ärgerlich sind zwei Problemstoffe, auf die wir in einem Fall gestoßen sind: Formaldehyd/-abspalter und Lilial.
- Formaldehyd reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute.
- Der Duftstoff Lilial ist seit Mai 2020 im EU-Recht als "wahrscheinlich reproduktionstoxisch" eingestuft und wird voraussichtlich ab März 2022 in Kosmetik verboten sein. Zur Erklärung: "Reproduktionstoxisch" bedeutet, es kann die Fruchtbarkeit gefährden.
Wir kritisieren Duftstoffe in getesteten Intimwaschlotionen
Überhaupt: Duftstoffe. In unseren Augen sind sie in Intimwaschlotionen grundsätzlich fehl am Platz, die dünne Haut der inneren Vulva sollten Frauen nicht damit belasten. Denn sie gaukeln allenfalls eine trügerische Frische vor. Deshalb gibt es bei diesem Test auch Punktabzug, sobald Parfüm oder ätherische Öle in den Produkten enthalten sind.
Erschreckend: Nur drei Intimwaschlotionen sind überhaupt parfümfrei. Noch erschreckender: Zwei Mal kritisieren wir den künstlichen Moschusduft Galaxolid. Galaxolid gelangt über die Haut in den Organismus des Menschen und reichert sich dort im Fettgewebe an. Der Stoff baut sich sehr schwer wieder ab und ist deshalb inzwischen nicht nur in der Muttermilch zu finden, sondern auch in Flüssen, Seen und deren Organismen.
Die Duftstoffe Farnesol und Citronellol werten wir zwar nicht zusätzlich ab, wir führen sie aber im Test auf, damit empfindliche Frauen Produkte mit diesen Allergenen meiden können.
Allergien auslösen können übrigens auch manche Stoffe aus der großen Gruppe der halogenorganischen Verbindungen, die das Labor in zwei Waschlotionen nachwies.
Manche Tenside reinigen aggressiv
Was ist ansonsten aufgefallen? Nahezu alle Intimwaschlotionen im Test sind laut Verpackung für die tägliche Reinigung ausgelobt. Das kann man an sich schon kritisch sehen, denn es widerspricht dem Rat der meisten Gynäkologen. Umso wichtiger aber ist es, dass die Hersteller mit waschaktiven Substanzen arbeiten, die die Scheidenhaut nicht reizen und so wenig wie möglich der Fettsäuren herauswaschen, die sie vor dem Austrocknen schützen.
Vorbildlich sind hier Zuckertenside. Sehr viel aggressiver reinigt dagegen das Tensid Sodium Laureth Sulfate (SLES), das bei einigen Herstellern gleich an oberster Stelle der Zutatenliste steht. Es gilt als hautreizend und gehört zur Gruppe der PEG-Verbindungen, von denen einige die Haut durchlässiger machen können für Fremdstoffe.
Das braucht keine Frau auf der Haut der Vulva, wo die schützende Hornhautbarriere teilweise nur hauchdünn ist. Die Hälfte aller Produkte enthält jedoch PEG-Verbindungen.
Die pH-Werte der Intimwaschlotionen sind korrekt
Ein wichtiges Verkaufsargument der Hersteller von Intimwaschlotionen: Deren pH-Wert ist – meist mithilfe von Milchsäure – auf das leicht saure Scheidenmilieu eingestellt, das in der Vagina zwischen 3,8 und 4,5 liegt und auf der Vulva nach außen weniger sauer wird, bis knapp über 5.
"Nach dem Waschen kann es Stunden dauern, bis der gesunde pH-Wert der Haut wieder hergestellt ist und in dieser Zeit haben es Keime einfacher zu überleben", sagt uns der Hannoveraner Gynäkologe Christian Albring. Ein dem Scheidenmilieu angepasster pH-Wert macht deshalb Sinn.
Wir haben die pH-Werte überprüfen lassen und festgestellt: Alle Hersteller machen korrekte Angaben. Die sauren pH-Werte der Waschlotionen reichen von 3,5 bis 5,2.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 09/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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