- Erfreulich: In unserem Test schneiden 19 von 25 Mizellenwässern mit Bestnote ab.
- Teuer gleich gut gilt bei Mizellenwasser nicht: Unter den empfehlenswerten Produkten befinden sich auch günstige.
- Kritik gibt es vor allem für Butylhydroxytoluol, das in Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken, und PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
Die Kosmetik-Industrie hat vor einigen Jahren die Mizellenwässer auf den Markt gebracht und vermarktet sie als neuartige "Technologie". Das Versprechen: Sie können Schmutz und sogar Make-up besonders gründlich und ohne zusätzliches Reiben von der Haut nehmen. Weil sie nicht abgespült werden müssen, sind sie für unterwegs besonders beliebt.
So funktioniert Mizellenwasser
Aber wie funktioniert Mizellenwasser eigentlich? Mizellen bilden sich aus waschaktiven Substanzen wie Tensiden, sobald diese in Wasser eine bestimmte Konzentration übersteigen. Weil Gleiches sich an Gleiches bindet, strecken die Tenside dann alle ihr fettliebendes Ende nach innen, während die wasserliebenden "Köpfe" nach außen zeigen. Das fertige Gebilde ist die Mizelle.
Wenn diese nun auf fettige Substanzen wie Schmutz oder Creme stößt, zieht sie diese in ihr Inneres, sodass die Substanzen in Wasser gelöst und davon gespült werden können (siehe Abbildung).
Wirklich neu ist dieser Prozess allerdings nicht. Es ist das Prinzip jeder Seife und jedes synthetischen Tensids, Fett und Schmutz an sich zu binden. Die Produkte unterscheiden sich allerdings in der Rezeptur.
Denn in Mizellenwässern sind die waschaktiven Substanzen in viel niedrigerer Konzentration eingesetzt als in anderen Gesichtsreinigern auf Basis von Tensiden. Während zum Beispiel ein Standard-Reinigungsschaum fürs Gesicht gut und gerne zehn Prozent waschaktive Substanzen enthält, sind es beim Mizellenwasser ein bis zwei Prozent.
Mizellenwasser im Test: Ein Produkt fällt durch
Wir haben uns 25 Mizellenwässer genauer angesehen und festgestellt: Die meisten sind völlig in Ordnung. 19 Produkte können wir mit "sehr gut" empfehlen. Bei ihnen haben wir weder an den eingesetzten Tensiden etwas auszusetzen noch an den sonstigen Inhaltsstoffen.
Ein Mizellenwasser im Test fällt allerdings durch. Außerdem auffällig: Die Mizellenwässer bekannter Marken schneiden hauptsächlich nur mittelmäßig ab.
Kritischer Konservierungsstoff in Mizellenwasser
Ganz ohne Kritik können wir die Mizellenwässer im Test also nicht entlassen. So ist ein Mizellenwasser mit Polyaminoporopyl Biguanide (PHMB) konserviert. Das Problem: PHMB ist im Rahmen der europäischen Chemikaliengesetzgebung in Kategorie 2 – kann vermutlich Krebs erzeugen – eingestuft. Aus unserer Sicht hat solch ein Stoff in Kosmetika nichts zu suchen.
Im Vergleich zum vorherigen Mizellenwasser-Test im ÖKO-TEST Magazin 7/2016 ist das aber eine gute Nachricht: In diesem kam PHMB mehrfach vor.
Problemstoffe in einigen Mizellenwässern im Test
Drei Mizellenwässer im Test enthalten außerdem Butylhydroxytoluol (BHT). Der Stoff steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. Im Tierversuch beeinträchtigte er die Schilddrüsenfunktion.
Ein weiteres Problem im Test sind PEG-Verbindungen. Diese als Tenside oder Emulgatoren eingesetzten Verbindungen können ebenfalls Mizellen bilden. Gleichzeitig können sie die Haut aber auch durchlässiger für Fremdstoffe machen. In unseren Augen können Kosmetika gut darauf verzichten – erst recht in Produkten wie diesen, die nicht abgespült werden und häufig für empfindliche oder sensible Haut ausgelobt sind.
Unser Tipp: Es spricht nichts dagegen, nach der Anwendung eines Mizellenwassers mit klarem Wasser nachzuspülen.
Wie umweltfreundlich sind die Verpackungen?
Erstmals haben wir alle Hersteller gefragt, ob sie in den Kunststoffverpackungen einen Anteil an recyceltem Material einsetzen. Aus unserer Sicht ist es ökologisch dringend geboten, Kunststoffe mehrfach zu recyceln und damit den Plastik-Müllberg zu reduzieren.
Wir führen die Angaben zu den Rezyklat-Anteilen in der Tabelle – die in der PDF-Datei zu sehen ist – auf, bewerten sie aber noch nicht. Immerhin: Einige Hersteller geben an, bereits 100 % Rezyklat zu verwenden. Das ist wirklich neu.
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