- Im Test: 32 Schaumfestiger, darunter acht zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Das Preisspektrum pro 200 Milliliter reicht von 76 Cent bis zu 21 Euro.
- Das Ergebnis: Sieben Schaumfestiger fallen im Test durch. Ihre Inhaltsstoffe können nicht überzeugen.
- In vier Schaumfestigern im Test steckt der künstliche Moschusduft Galaxolid, der sich im Körper anreichert.
Aktualisiert am 11.06.2023 | Aus feinen Strähnen sollen wunderbare Wellen werden und aus krausen Locken eine Prachtmähne? Das ist zumindest die Erwartung an Schaumfestiger. Wunder können die Produkte zwar nicht bewirken, sollen der Natur aber etwas auf die Sprünge helfen und dem Haar Halt geben.
Wir wollten wissen, wie viel schädliche Chemie dabei im Spiel ist und haben 32 Schaumfestiger im Labor untersuchen lassen.
Problematische Duftstoffe in Schaumfestigern im Test
Düfte, die wir als bedenklich für Mensch und Umwelt einstufen, gehören nicht in Schaumfestiger. Einer davon ist der künstliche Moschusduft Galaxolid, der vier Mal im Test entdeckt wurde.
Galaxolid steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Dazu läuft derzeit im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP eine Neubewertung des Duftstoffs. Was aber jetzt schon klar ist: Galaxolid reichert sich im menschlichen Fettgewebe an, ist sehr schwer abbaubar und wurde schon vor Jahren überall in der Umwelt nachgewiesen. In Flüssen und Klärschlämmen, im Nordseewasser, sogar in Muttermilch.
Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe
Auf folgende weitere bedenkliche Substanzen sind wir gestoßen:
- Hydroxycitronellal: Der Duftstoff kann Allergien auslösen. Weniger potente Allergene aus dem Spektrum unserer Duftstoffanalyse wie Citral, Citronellol und Geraniol führen wir zur Info für Menschen mit bekannter Kontaktallergie auf, bewerten sie aber nicht.
- Cashmeran: Dieser Stoff ist chemisch ähnlich aufgebaut wie Galaxolid. Er reichert sich auch im menschlichen Fettgewebe an.
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidationsmittel steht im Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Die Substanz durchläuft wie Galaxolid ebenfalls gerade eine Neubewertung in der Europäischen Union, in welcher es eben unter anderem um den Verdacht einer hormonartigen Wirkung geht.
- PEG-Verbindungen: Sie dienen unter anderem zur Schaumbildung – und sind in 14 Produkten enthalten. Das Problem? PEG-Verbindungen können die Haut – in diesem Fall die empfindliche Kopf- und Gesichtshaut – durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Einige Schaumfestiger enthalten umweltgefährdendes Plastik
Dass Schaumfestiger für die Umwelt ein Problem sind, ist schon länger bekannt. Vereinfacht gesagt ist Plastik das Wirkprinzip von 20 der 24 konventionellen Schaumfestiger im Test. Sie enthalten Silikone und/oder weitere synthetische Polymere, die mineralölbasiert sind.
Solche Zutaten bilden einen Film auf dem Haar und sorgen so beim Trocknen für Halt. Sie belasten aber die Umwelt. Denn mit der nächsten Haarwäsche gelangen die Kunststoffe ins Abwasser. Und sofern sie im Klärwerk rausgefiltert werden, können sie mit Klärschlamm auf den Feldern und in die Umwelt gelangen. Welche Folgen das hat, ist vielfach noch völlig ungeklärt.
Bier und Kartoffelstärke als natürliche Alternativen
Naturkosmetikprodukte arbeiten anstelle von mineralölbasierten Zutaten zum Beispiel mit Pflanzenstärke, -proteinen, Zuckern und Bier. Zu riechen ist Letzteres übrigens nicht.
Einige Hersteller verwenden auch Sodium Polyitaconate. Das aus Mais hergestellte Polymer ist leicht wasserlöslich und gilt als biologisch abbaubar. Nach den Regeln der Naturkosmetik-Siegel Cosmos und Natrue ist es zugelassen, im Gegensatz zu eindeutig synthetischen Polymeren. Auf diese und auf PEG-Verbindungen verzichten auch drei "sehr gute" Produkte ohne Naturkosmetiksiegel.
Schaumfestiger anwenden: Das ist zu beachten
Die auf Haarschäumen im Test angegebenen Haltegrade 3 bis 5 sehen nach einer genauen Skala aus. Tatsächlich gibt es aber dafür ebenso wenig verbindliche Vorgaben wie dafür, ab wann ein Stylingprodukt "ultra stark" oder nur "strong" ist.
Einige Produkte verzichten gleich ganz auf konkrete Angaben zur Kraft. Den Halt haben wir nicht untersucht. Welcher Schaum gut funktioniert, hängt stark vom Haar und der gewünschten Frisur ab.
Mit diesen Tipps wenden Sie Haarschaum richtig an:
- Je nach Haarlänge eine nuss- bis apfelgroße Menge ins handtuchtrockene, noch feuchte Haar geben. Mit dem Kamm oder den Fingern verteilen und einkneten.
- Lufttrocknen oder Föhnen – beides geht. Für extra viel Volumen Haare einfach über Kopf föhnen.
- Vorsicht Flecken! Die in vielen Haarschäumen vorkommenden Polyquaternium-Verbindungen können auf heller Kleidung oder Handtüchern hässliche Flecken hinterlassen. Einfaches Mittel dagegen: Ein dunkles Handtuch zum Schutz um die Schultern legen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Kosmetik und Wellness 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
-
Anti-Schuppen-Shampoo im Test: Problemstoffe in namhaften Marken
-
Conditioner im Test: Welche Stoffe nicht auf dem Haar landen sollten
-
Festes Shampoo und Haarseife im Test: Wie schlägt sich die nachhaltigere Haarpflege?
- Duschgele im Test: Nicht alle sind wirklich sanft zur Haut
- Lippenstifte im Test: Titandioxid und Mineralöl auf den Lippen
-
Bartshampoos im Test: Sanfte Pflege für den Bart?