Im Laufe eines Tages sammelt sich so einiges an Schmutz auf unserer Haut. Meist ein Gemisch aus wasserlöslichen Teilen wie Staub oder Schweiß und fetthaltigen Bestandteilen wie dem hauteigenen Talg oder Make-up-Resten. Letztere lassen sich allein mit klarem Wasser schlecht von der Haut lösen, es braucht dazu waschaktive Substanzen. Hier kommen die Tenside ins Spiel.
Der Trick der Tenside liegt in ihren unterschiedlich reagierenden Hälften: Die eine bindet sich gerne an Fett, die andere an Wasser. So packen Tenside den fetthaltigen Schmutz, lösen ihn auf und lassen sich anschließend abspülen.
Warum sind manche Tenside aggressiver als andere?
Die oberste Schicht der Haut, die Epidermis, vergleichen Dermatologinnen und Dermatologen gerne mit einer Backsteinmauer: Dort stapeln sich abgestorbene Hautzellen und werden zusammengehalten von einem Gemisch aus hauteigenen Fetten und feuchtigkeitsbindenden Stoffen.
Weil Tenside aber nicht zwischen "guten" hauteigenen Fetten und "schlechten" Schmutzfetten unterscheiden können, kann eine allzu gründliche Reinigung auch allzu viel dieses "Mörtels" herauswaschen und die Hautschutzbarriere stören. Wie sanft ein Tensid arbeitet, zeigt sich also daran, wie stark es die Haut entfettet und irritiert – beides lässt sich messen.
Tenside und Seife: Was ist der Unterschied?
Seifen sind chemisch gesehen nichts anderes als Tenside, sie haben also ein wasserliebendes und ein fettliebendes Ende. Es gibt sie aber schon sehr viel länger: Seit Jahrhunderten werden dazu Fette mit Laugen verkocht. Tenside existieren dagegen erst seit vorigem Jahrhundert und müssen industriell hergestellt werden.
Heute haben sie die Seifen aus vielen Bereichen verdrängt. Denn sie bilden mit kalkhaltigem Wasser keine stumpfe Kalkseifen-Schicht und lassen sich auf den leicht sauren pHWert der Haut zwischen 5 und 6 einstellen. Seife liegt dagegen immer im basischen Bereich zwischen 8 und 10. Für gesunde Haut ist das kein Problem, für geschädigte Haut kann es Stress sein, den pH-Wert immer wieder neu einzustellen.
Sind Tenside in Naturkosmetik sanfter?
So pauschal lässt sich das nicht sagen. Es gibt auch in der Naturkosmetik Tenside, die nicht zu den allermildesten gehören – beispielsweise das häufig als Basistensid verwendete Sodium Coco Sulfate. Umgekehrt gibt es vergleichsweise milde Tenside, die in Naturkosmetik nicht zugelassen sind.
Immerhin können Verbraucherinnen und Verbraucher darauf vertrauen, dass Naturkosmetik bestimmte umstrittene Tensid-Gruppen ausschließt: Etwa Polyethylenglykole und deren Abkömmlinge, die auch ÖKO-TEST abwertet, weil einige dieser Stoffe die Haut durchlässiger machen können für Fremdstoffe.
Welche Tenside sind in Naturkosmetik erlaubt?
Tenside sind synthetische Stoffe und ihre Herstellung ist chemisch aufwendig. Genau deshalb lehnen manche Naturkosmetikfirmen sie ab. Die Standards bekannter Siegel wie Cosmos oder Natrue versuchen einen Kompromiss: Die dort zugelassenen Tenside sollen beispielsweise nur aus nachwachsenden Rohstoffen und nicht auf Erdölbasis hergestellt sein.
Allerdings gibt es Ausnahmen. So erlaubt das Cosmos-Siegel unter anderem "Cocoamidopropyl Betaine", ein Tensid mit einem petrochemischen Anteil von zehn bis 20 Prozent. Es sei ein mildes Tensid mit vergleichsweise hoher Schaumwirkung, begründet Cosmos, und stehe deshalb auf einer Liste von Stoffen, die so lange zugelassen sind, bis ein adäquater Ersatz gefunden ist.
Welche milden Tenside stehen in Naturkosmetik noch zur Wahl?
Als hautfreundlich und mild gelten Zuckertenside. Unter Namen wie Coco-Glucoside, Decyl Glucoside oder Lauryl Glucoside sind sie eine gute Wahl im Shampoo oder Duschgel.
In fester Kosmetik können sie allerdings nur in kleinerem Umfang eingesetzt werden, denn es gibt sie nur in flüssiger Form. Das ist auch der Grund dafür, dass viele Waschstücke und feste Shampoos mit Naturkosmetik-Siegel Sodium Coco Sulfate (SCS) als Basistensid enthalten. Als sulfathaltiges Tensid schäumt es sehr gut, ist aber weniger mild als Zuckertenside, und auch seine Herstellung unter Einsatz von Schwefeltrioxid ist ökologisch umstritten.
Es gibt allerdings milde, für Naturkosmetik zugelassene Tenside, die sich für feste Kosmetik eignen, etwa Sodium Cocoyl Glutamate. Nachteil: Es ist rund zehn Mal teurer als SCS und schäumt schlechter. Als Basistensid verwenden es deshalb nur relativ wenige Naturkosmetikfirmen. Zu finden ist es zum Beispiel in festen Shampoos von Ayluna, in festen Gesichtsreinigern von Rosenrot sowie in festen Duschen und Intim-Waschstücken von Bioturm.
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