- Im Test: 19 Urea-Fußcremes und -balsame aus Apotheken, Drogerien, Discountern und Supermärkten.
- Die Mehrheit der getesteten Produkte ist empfehlenswert.
- Ärgerlich: Zwei Urea-Fußcremes enthalten bedenkliche aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
- Zudem steckt nicht in allen getesteten Produkten der auf der Packung angegebene Urea-Gehalt.
Aktualisiert am 1.11.2023 | Im Gegensatz zu anderen Körperstellen hat die Haut an unseren Füßen weniger und an den Fußsohlen keine Talgdrüsen. Stattdessen versorgen Schweißdrüsen die Haut dort mit Feuchtigkeit. Ein Grund dafür, dass Füße schnell mal müffeln, aber eben auch dazu neigen auszutrocknen.
Abhilfe sollen Urea-Fußcremes oder -balsame schaffen. Denn Harnstoff bindet viel Wasser in den obersten Hautschichten, speichert es, erhöht damit den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und verhindert, dass sie austrocknet. Für besonders intensive Pflege wird Harnstoff in Gehalten bis zu zehn Prozent eingesetzt, in höheren Konzentrationen weicht er auch Hornhaut und Schrunden auf.
Urea-Fußcremes im Test: So schneiden Ombia, Eucerin & Co. ab
Wir haben 19 Fußcremes und -balsame getestet, die jeweils mit zehn Prozent Urea ausgelobt sind. Das Ergebnis: Ausgerechnet zwei bekannte Marken leisten sich einen Fehltritt und fallen im Test durch. Der Grund: In beiden Urea-Fußcremes fand das von uns beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Das werten wir streng ab, weil nicht auszuschließen ist, dass sich in dieser Stoffgruppe auch Verbindungen finden, die krebserregend sind.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung geht zwar nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand kein Risiko davon aus, wenn MOAH über die Haut aufgenommen werden. Wir finden jedoch, es sind nicht alle Fragen hinreichend geklärt.
Deswegen ist es aus unserer Sicht ein absolutes No-Go, wenn Produkte, wie Urea-Fußcremes, die für die Pflege ohnehin strapazierter, besonders trockener und sogar rissiger Haut gedacht sind, solche Stoffe enthalten. Die MOAH stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Paraffinen, die die Hersteller der beiden betroffenen Produkte – im Gegensatz zu allen anderen Anbietern im Test – in ihren Rezepturen einsetzen.
Diese künstlichen Stoffe basieren auf Erdöl und sorgen für ein scheinbar schönes Hautgefühl. Doch sie integrieren sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle und Fette. Und schlimmer noch: Sofern sie nicht gründlich genug aufgereinigt sind, enthalten Paraffine MOAH.
Weitere Problemstoffe in Urea-Fußcremes
Neben Mineralöl sind wir in im Test noch auf weitere unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen:
- Butyl- und Propylparaben: Sie sollen als Konservierungsmittel die Cremes vor Keimen und Schimmel schützen. Aber: Sie sind in den Verdacht geraten, wie Hormone zu wirken, und haben sich im Tierversuch als fortpflanzungsgefährdend gezeigt. Im Test stecken sie in einer Urea-Fußcreme.
- Chlorphenesin: Die halogenorganische Substanz soll Kosmetika haltbar machen, kann aber zu Hautirritationen führen. Auch Chlorphenesin steckt in einem der getesteten Produkte.
- Butylhydroxytoluol (BHT): Der als Antioxidans eingesetzte Stoff steht im Verdacht wie ein Umwelthormon zu wirken und beinträchtigt möglicherweise die Funktion der Schilddrüse. Auf ihn sind wir im Test insgesamt zweimal gestoßen.
- PEG-Verbindungen: Sie verbinden als Emugaltoren wässrige und ölhaltige Bestandteile einer Creme miteinander. Allerdings können sie die Barrierefunktion der Haut schwächen. Eine Urea-Fußcreme im Test enthält solche Verbindungen.
- Kunststoffverbindungen: Sie gelangen über Abwasser und Klärschlämme in die Umwelt, wo sie sich zum Teil nur schwer wieder abbauen. Sie stecken im Test in insgesamt sechs Produkten.
Weniger Urea in Fußcremes im Test als angegeben
Darüber hinaus finden wir, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher darauf verlassen können sollten, dass das Produkt hält, was die Verpackung verspricht. Heißt in dem Fall: Wo zehn Prozent Urea draufsteht, wie es auf allen Produkten im Test der Fall ist, sollten auch zehn Prozent Urea drin sein. Wir haben nachgeprüft und den Urea-Gehalt der Fußcremes und -balsame im Labor bestimmen lassen.
Die Analyse ergab, dass zwei Testprodukte deutlich weniger Harnstoff enthalten als ausgelobt. Einer der betroffenen Hersteller hat auf unsere Ergebnisse reagiert und angekündigt, Urea bei künftigen Produktionen höher zu dosieren und das Mindesthaltbarkeitsdatum zu kürzen, um den deklarierten Harnstoffgehalt über längere Zeit sicherzustellen.
Viele Verpackungen ohne recyceltes Plastik
Was den Rezyklatanteil der Kunststofftuben angeht, in denen die meisten Urea-Fußcremes stecken, ist noch Luft nach oben. 14 Anbieter setzen entweder kein recyceltes Plastik ein oder machten keine Angaben dazu. Andere Hersteller sind schon ein paar Schritte weiter auf dem Weg, die Plastikflut einzudämmen.
Wie schneiden Fußcremes ohne Urea ab?
Übrigens: Auch in Fußcremes und -balsamen ohne Urea sind wir in unserem Test – zuletzt veröffentlicht im Jahrbuch Kosmetik für 2023 – auf Mineralöl gestoßen. Zudem kritisierten wir bedenkliche Konservierungsstoffe. Mehr dazu lesen Sie, indem Sie auf den folgenden Kasten klicken:
Tipps zu Urea-Fußcremes
Wissenswertes rund um Fußpflegeprodukte mit Urea:
- Urea gilt als gut verträglich. Auf Wunden oder entzündete Stellen aufgetragen, kann Harnstoff allerdings dazu führen, dass die Haut sich rötet oder anfängt zu brennen. Auch bei Kindern sollten ureahaltige Cremes zurückhaltend eingesetzt werden.
- Früher aus Pferde-Urin gewonnen, wird Urea längst synthetisch hergestellt. Das weiße, geruchsneutrale Pulver ist frei von tierischen Bestandteilen – und daher für vegane Kosmetik geeignet.
- Im Handel gibt es Fußcremes und Fußbalsame. Doch was ist der Unterschied? Fußbalsam hat nach Auskunft der Hersteller in der Regel einen höheren Fett- beziehungsweise Ölanteil und ist daher meist reichhaltiger und pflegender als Fußcreme.
- Paraffine, die potenziell mit bedenklichen MOAH verunreinigt sein können, erkennen Sie in der Inhaltsstoffliste an Bezeichnungen wie "Paraffinum liquidum", "Cera microcristallina" oder "Petrolatum".
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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