- Wir haben 48 Universalzahncremes getestet, davon 17 Produkte mit Naturkosmetikzertifizierung.
- Eine empfehlenswerte Zahnpasta soll vor Karies schützen und ohne umstrittene Substanzen auskommen: Das schaffen 18 von 48 Produkten in unserem Test.
- Universalzahncremes ohne Zink sind auch für Kinder ab einem Alter von sechs Jahren geeignet.
- Seit dem Verbot von Titandioxid in Lebensmitteln ist der Stoff auch in Kosmetik, die im Mund landet, verpönt. Die Kosmetikbranche reagiert, aber längst nicht alle Zahncreme-Rezepturen sind schon umgestellt.
- 19 Zahnpasten im Test fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch, darunter namhafte Marken.
Aktualisiert am 12.10.2023 | Mit der Kosmetikbranche ist es so eine Sache. Sie bewegt sich häufig erst, wenn es gar nicht mehr anders geht. Aber wann ist dieser Punkt erreicht? Ganz einfach: Wenn eine entsprechende gesetzliche Regelung erlassen wird. Oder wenn’s ans Geld geht. Wo Verbraucherschützer oft jahrelang auf Granit beißen, kann ein einziger Shitstorm binnen kürzester Zeit grundlegende Veränderungen auslösen.
Titandioxid als Problem in Zahnpasta
Im Fall von Titandioxid in Zahncreme ist dieser verbraucherseitige Druck da. Der Weißmacher wurde 2022 aufgrund seiner möglicherweise erbgutverändernden Wirkung in Lebensmitteln verboten.
Ohne den lauten Aufschrei besorgter Eltern kleiner Kinder, die Zahnpasta täglich zu einem großen Teil verschlucken, hätte es vermutlich noch eine Weile gedauert, bis die Substanz großflächig den Rückzug aus den Rezepturen angetreten hätte.
Bestes Beispiel – oder Gegenbeispiel – sind Lippenstifte. Auch sie enthalten Titandioxid und werden in nicht unerheblicher Menge verschluckt. Doch weil unter den Verbraucherinnen bislang keine Skandalstimmung herrscht, zogen sich die Kosmetikhersteller in unserem letzten Test schmallippig darauf zurück, dass Titandioxid in Kosmetik ja weiterhin erlaubt sei.
13 von 48 Zahnpasten im Test enthalten Titandioxid
Anders bei den Universalzahncremes in diesem Test: In 13 der 48 getesteten Zahnpasten ist das Weißpigment zwar noch enthalten. Viele Hersteller haben ihre Rezepturen jedoch bereits umgestellt oder meldeten uns zurück, sie in naher Zukunft umstellen zu wollen.
Ob das nun daran liegt, dass die Kosmetikbranche den Verbraucherschutz plötzlich für sich entdeckt hat, dass sie in absehbarer Zeit mit einem Verbot rechnet oder dass Pasten mit CI 77891/Titanium Dioxide schlicht zum Ladenhüter geworden sind – begrüßenswert ist die Entwicklung allemal.
Zahnpasta ohne Fluorid? Besser nicht
Titandioxid ist aber nicht das einzige Problem der Zahnpasten im Test. Einen großen Marktanteil haben vor allem im Naturkosmetiksegment Zahncremes ohne Fluorid.
Gemäß der Leitlinie der Zahnmediziner – "Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen" – ist die schützende Wirkung von Fluorid vor Karies allerdings eindeutig belegt, weshalb die Zähne täglich mit einer Zahnpasta geputzt werden sollten, die mindestens 1.000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm) Fluorid enthält.
Daran gibt es auch aus unserer Sicht nichts zu rütteln. Zahnpasten ohne Fluorid schneiden deshalb nicht besser als "mangelhaft" ab.
Kritik an Blei in Zahnpasten ohne Fluorid
In einem Großteil der fluoridfreien Naturkosmetikpasten hat das beauftragte Labor das problematische Schwermetall Blei in Mengen nachgewiesen, die über dem vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als technisch vermeidbar definierten Wert liegen.
Blei kann sich im Körper anreichern und gilt als nervengiftig. Schon geringe Mengen können zu Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Gewichtsabnahme führen.
Arsen in einer Zahncreme im Test
Einmal ist das von uns beauftragte Labor außerdem auf Arsen gestoßen – und zwar in Mengen über dem vermeidbaren Wert. Arsen kann in anorganischer Form bereits in geringen Dosen Krebs auslösen und bei langfristiger Aufnahme Entwicklungs- und Nervenstörungen verursachen.
Über natürliche, mineralische Rohstoffe wie Kaolin (Tonerde) oder Aluminiumsilikat können solche Halb- und Schwermetalle als Verunreinigungen ins Produkt gelangen. Die Hersteller sind verpflichtet, diese Mengen durch ein angemessenes Qualitätsmanagement so gering wie möglich zu halten.
Agressive Tenside können Mundschleimhäute reizen
Kommen wir zu aggressiven Tensiden. Verletzungen der Mundschleimhaut sind unangenehm. Eine Zahncreme sollte Schleimhautdefekte nicht auch noch durch aggressive Inhaltsstoffe fördern. Das Tensid Natriumlaurylsulfat sorgt in 14 Zahnpasten im Test zwar für einen schönen Schaum, der dabei hilft, den heruntergeputzten Schmutz abzutransportieren. Er kann aber auch die empfindlichen Mundschleimhäute reizen.
Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Natriumlaurylsulfat auch die Entstehung von Aphthen begünstigt. Das sind schmerzhafte, milchig-weiß belegte Entzündungen der Schleimhaut.
Außerdem kritisieren wir in zehn Produkten PEG-Verbindungen, die Haut und Schleimhaut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
Unpräzise Deklaration auf Zahnpasten im Test
Ansonsten ist im Test aufgefallen, dass die Deklaration oft zu unpräzise ist. Heißt es auf einer Zahnpasta im Test mit im Schnitt 1.400 ppm Fluorid pauschal, dass Kinder unter sechs Jahren eine erbsengroße Menge verwenden sollen, ist das aus unserer Sicht zu undifferenziert. Diese Menge ist für kleine Kinder zu hoch.
Für Kinder bis sechs Jahren empfehlen Kinderärzte und Kinderzahnärzte Zahncreme mit einem Fluoridgehalt von 1.000 ppm – vom ersten Zahn bis zum zweiten Geburtstag in reiskorngroßer, danach in erbsengroßer Menge.
Auch Zahnpasten mit Zink sind aus unserer Sicht nur für Erwachsene geeignet und sollten eine entsprechende Auslobung tragen. Kinder und Jugendliche nehmen schon ausreichend Zink über Lebensmittel auf.
Meridol, Elmex & Co.: Welche Zahnpasta ist die beste?
Wir finden: Eine gute Zahnpasta soll vor Karies schützen und ohne umstrittene Stoffe auskommen: Das schaffen 18 Zahnpasten im Test. Sie schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab und sind damit empfehlenswert.
RDA-Wert: Zu viel Abriebkraft schadet
Übrigens: Ihren Reinigungseffekt erzielen Zahnpasten unter anderem über Schleifkörper. Die Abriebkraft wird mithilfe des RDA-Wertes (Relative Dentin Abrasion) angegeben. Ein idealer Wert für die tägliche Anwendung liegt zwischen 30 und 70. In diesem Bereich hat die Zahnpasta eine ausreichende Reinigungswirkung, ohne den Zahnschmelz zu schädigen. Geputzt werden sollte dabei mit weicher bis mittlerer Zahnbürstenstärke.
In speziellen Whitening-Zahncremes, die Rauchern, Tee-, Kaffee- oder Rotweintrinkern einen aufhellenden Effekt versprechen, liegt der RDA-Wert allerdings oft deutlich darüber – teilweise bei 100 oder mehr. Ein so starker Abrieb kann den Zahnschmelz nachhaltig angreifen. Eine harte Zahnbürste verstärkt den Effekt.
Erlaubt sind in der Europäischen Union Zahncremes mit einem RDA-Wert von bis zu 250. Leider ist der Wert auf den wenigsten Zahncremepackungen vermerkt. Hier hilft das Internet: Manche Hersteller geben ihn auf ihrer Website an, auch einige Zahnärzte stellen online Listen mit den RDA-Werten der gängigen Zahnpasten zur Verfügung.
Zahnpasta im Test: Tipps für den Einkauf
ÖKO-TEST Ratgeber:
- Zahncremes für Erwachsene sollten den wichtigsten Inhaltsstoff gegen Karies enthalten: Fluorid.
- Lassen Sie Zahnpasta im Regal liegen, wenn Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate) deklariert ist.
- Jugendliche und Kinder mit bleibenden Zähnen können die Zahncreme der Eltern mitbenutzen – wenn diese kein Zink enthält. Der Grund: Zu viel Zink über längere Zeit kann das Immunsystem schwächen, und Kinder und Jugendliche überschreiten die empfohlene Menge schneller als Erwachsene. In Zahncremes wird Zink wegen seiner antibakteriellen Wirkung eingesetzt.
Diesen Test haben wir zuletzt im Ratgeber Kosmetik & Wellness 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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