- Im Test: 17 tiefgekühlte Kräutermischungen, darunter acht Produkte mit Kräutern aus biologischem Anbau.
- Sieben "sehr gute" TK-Kräuter sind unsere Favoriten für mehr Aroma in der Winterküche.
- Das von uns beauftragte Labor hat Pflanzengifte, Pestizidspuren und einen Keim nachgewiesen.
- Tipp: Gefrorene Kräuter gleich aus der Schachtel übers Essen streuen und nicht vorher Auftauen.
Tiefgefroren rieselt ein ganzer Kräutergarten aus der Packung: Petersilie, Basilikum, Schnittlauch und Co. veredeln jedes Gericht mit ihrem aromatischen Grün. Gerade jetzt im Winter, wo nichts auf hiesigen Feldern wächst, scheinen Tiefkühlkräuter eine gute Option.
Die schockgefrorene Ware enthält noch einen Großteil ihres Aromas und auch die meisten Mineralstoffe und Vitamine überstehen das Einfrieren unbeschadet. Und das alles gibt es ganz ohne Waschen, Schnippeln oder lästigen Überschuss.
Petersilie, Schnittlauch, Dill & Co.: TK-Kräuter im Test
Allerdings nicht ohne Risiko: In den letzten Jahren machten Tiefkühlkräuter immer wieder wegen Belastungen mit Salmonellen oder anderen Keimen von sich reden. Ein Anlass für uns, einmal genau hinzuschauen und 17 tiefgefrorene Kräutermischungen in die Analyse zu schicken.
Wir können Entwarnung geben: Gefährliche Salmonellen waren zum Glück in keiner der getesteten Mischungen ein Thema. Lediglich in einem Produkt hat das beauftragte Labor auffällige Gehalte des Keims Bacillus cereus nachgewiesen, der unangenehme Infekte des Magen-Darm-Trakts verursachen kann.
Schwachstellen in der Hygienepraxis
Die im Labor festgestellte Menge übersteigt den von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) festgelegten Richtwert für tiefgekühltes Obst und Gemüse. An ihm haben wir uns mangels eines Werts für Tiefkühlkräuter orientiert. Eine Überschreitung von Richtwerten weist laut DGHM auf Schwachstellen in der Hygienepraxis und die Notwendigkeit hin, diese zu verbessern.
Gesundheitlich problematisch wird es im Falle der belasteten Kräuter vor allem dann, wenn sie aufgetaut auf Speisen oder im Kühlschrank herumliegen, denn dann vermehren sich die Bakterien schnell.
Krebserregende Pflanzengifte in TK-Kräutern
Enthaltene gesundheitsschädliche Pflanzengifte kritisieren wir insgesamt drei Mal im Test. Genau gesagt, handelt es sich um Pyrrolizidinalkaloide (PA). Sie sind Schadstoffe mitten aus der Natur. Bestimmte Pflanzen und Pilze bilden sie, um sich damit vor Fraßfeinden zu schützen.
PA-Verbindungen sind aber auch für den Menschen gefährlich: Sie schädigen verschiedene Organe, vor allem die Leber, und können in höheren Dosen sogar zum Absterben von Lebergewebe führen. In Tierversuchen erwiesen sie sich überdies als krebserregend und erbgutschädigend.
Wie gelangen PA in die Tiefkühlkräuter?
Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind ein bekanntes Problem in Kräutern und stammen häufig aus versehentlich mit geernteten Beikräutern. Einmal weist das Muster der gefundenen PA tatsächlich auf einen Eintrag aus dem stark PA-haltigen Jacobskreuzkraut hin.
Bei den anderen beiden – höchstbelasteten – Mischungen im Test sieht die Sache anders aus. Hier ist offenbar eine Zutat die Quelle: der darin enthaltene Borretsch. Denn das haarige Kraut produziert selbst ein PA mit Namen Lycopsamin-N-oxid. Und nur dieses, kein anderes, hat das Labor in den beiden Proben nachgewiesen.
Wie gefährlich sind die belasteten TK-Kräuter?
Geht von den belasteten Kräutermischungen nun eine Gesundheitsgefahr aus? Kommt darauf an, wie viel wir davon essen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung betont, dass es eine gänzlich unbedenkliche Aufnahmemenge dieser erbgutverändernden und krebsauslösenden Substanzen nicht gebe.
Die Behörde hat jedoch auf Basis toxikologischer Daten eine tägliche Aufnahmemenge für PA bestimmt, die sie für immerhin tolerierbar hält und an der wir uns orientiert haben.
Dieser Wert würde bereits mehrfach überschritten, wenn eine 60 Kilo schwere Person täglich zehn Gramm der höchstbelasteten Tiefkühlkräuter im Test über ihr Essen streuen würde. Das andere kritisierte Produkt schöpft den Wert immerhin zu knapp zwei Dritteln aus.
Zur Einordnung: Zehn Gramm – das ist nicht mehr als ein stark gehäufter Esslöffel. Übrigens: Sechs weitere TK-Kräuter im Test enthalten ebenfalls PA, allerdings unter unserer Abwertungsgrenze.
Pestizide in Spuren nachgewiesen
Neben PA hat das von uns beauftragte Labor auch Pestizide gefunden. Sie stecken in neun TK-Kräutern. Zwar jeweils nur im Spurenbereich – doch die Wechselwirkungen von Pestizidspuren sind bisher kaum erforscht. Deshalb ziehen wir ab drei verschiedenen Pestiziden eine Note ab.
Was ist ansonsten aufgefallen? Ein Produkt im Test enthält in unseren Augen eine erhöhte Menge an Perchlorat. Diese Verbindung kann bei der Desinfektion von Wasser entstehen.
Rückstände aus der Desinfektion
Tiefkühlkräuter werden in der Regel unmittelbar nach der Ernte innerhalb von wenigen Stunden schockgefrostet. Die Pflanzen laufen dafür über ein luftdurchlässiges Förderband, durch das tiefkalte Luft nach oben geblasen wird. Davor steht ein mehrstufiger Waschprozess.
Laut des Anbieters stammt das Perchlorat in dem Produkt auch aus dem Waschprozess. Das Problem? Perchlorat kann auf Dauer die Jodaufnahme hemmen und den Schilddrüsenhormonspiegel verändern. Klar ist Hygiene wichtig, aber bitte nicht so.
Woher kommen die TK-Kräuter im Test?
Bis zu acht verschiedene Kräuter stecken in den Mischungen. Meist geben Petersilie, Dill und Schnittlauch den Ton an, dazu kommen seltenere Arten wie Pimpinelle oder Koriander, manche Kräutermixe sind mediterran angehaucht mit Basilikum, Oregano oder Thymian.
Erfreulich: Die meisten Kräuter kommen aus europäischem Anbau. Das ergaben unsere Nachfragen bei den Herstellern. Nur ein Hersteller bezieht grünen Knoblauch aus China; und die Petersilie sowie der Dill in jeweils einem Produkt stammen aus Indien. Ziemlich weit hergeholt, finden wir.
Tipps zum Kauf und Verzehr
- Gefrorene Kräuter direkt aus der Schachtel übers Essen streuen. Denn durch vorheriges Auftauen geht Geschmack verloren und Keime können sich schneller vermehren.
- Borretsch enthält von Natur aus Pflanzengifte. Wer Borretsch grundsätzlich meiden möchte, achtet auf die Zutatenliste, dort sind die Kräuter genannt.
- Gerichte mit einem hohen Borretsch-Anteil – etwa die Frankfurter Grüne Soße – können die vom BfR als gesundheitlich vertretbar festgelegte PA-Aufnahmemenge zigfach überschreiten. Schwangere und Kinder sollten bei Grüner Soße den haarigen Borretsch einfach aussortieren und bei Kräutermischungen solche ohne Borretsch bevorzugen.
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