30 Salat im Test

Letzter Blattz

ÖKO-TEST März 2013 | | Kategorie: Essen und Trinken | 22.02.2013

30 Salat im Test

Salat kommt im Winter überwiegend aus dem Treibhaus oder als Import aus Südeuropa in die heimischen Geschäfte. Wie unser Test von 30 Proben aus den größten Supermärkten und Discountern ergab, ist er oft mit Pestiziden und Nitrat belastet. Auf einigen Salatblättern fanden sich bis zu neun verschiedene Pestizide. Ein Rucola-Salat von Netto überschritt sogar die gesetzliche Höchstmenge.

n hiesigen Breitengraden gilt Salat als typisches Sommerprodukt, das im Idealfall direkt vom Feld auf den Tisch kommt. Aber komplett auf seine Vitamine und die knackigen grünen Blätter verzichten, will man auch zur kalten Jahreszeit nicht. Schließlich locken die Gemüsetheken der Supermärkte mit der ganzen Bandbreite: Eisberg, Romana, Lollo Rosso und natürlich der klassische Kopfsalat. Wenn es draußen fröstelt, wird sogar mehr Blattsalat gekauft als im Sommer, wie eine Analyse der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft im Auftrag der Zeitschrift Gemüse zeigt: 53 Prozent der Einkaufsmengen und mehr als 60 Prozent der Verbraucherausgaben für Salat entfallen auf den Zeitraum von November bis April.

Doch es gibt gute Gründe, den Blattsalatverzehr im Winter etwas zu drosseln. Die Pflanzen werden in hochgeheizten Treibhäusern zumeist überdüngt. Oder sie kommen von weit her aus südlicheren Gefilden, etwa Italien, wo die Gemüseanbaubetriebe beim Einsatz von Spritzmitteln nicht gerade prudente (umsichtig) sind. Der hierzulande so beliebte Eisbergsalat stammt dagegen meist aus der Mittelmeerregion Murcia im Südosten Spaniens. Dort sind ganze Landstriche für den Gemüseanbau reserviert, überzogen mit Folie oder Gewächshäusern. Umweltfreundlich sieht anders aus.

Was uns besonders auf den Magen schlägt, ist der Cocktail aus Insektengiften, Anti­schimmelmitteln und Unkrautvernichtern, der dem konventionell erzeugtem Blattgemüse anhaftet. Das Versprühen dieser Spritzgifte ist legal, solange die zum Teil exorbitant hohen Rückstandshöchstmengen nicht überschritten werden. Aber es gibt Aussicht auf Besserung: Seit Juni 2011 gilt eine neue europäische Verordnung für die Zulassung von Pestiziden. Wirkstoffe mit besonders gefährlichen Eigenschaften sollen schrittweise aus dem Verkehr gezogen werden. Damit würden laut Schätzungen vier bis fünf Prozent der Mittel vom Markt verschwinden - Substanzen, die Krebs auslösen und das Erbgut verändern können, Stoffe, die die Fortpflanzung gefährden und sehr langlebige Chemikalien, die sich in der Nahrungskette anreichern und zugleich giftig sind.

Diese Cut-off-(Ausschluss)-Kriterien wurden von Experten vielfach gelobt. Doch bis die Verbote wirklich greifen, geht viel Zeit ins Land. Wirkstoffe, die vor Inkrafttreten der Pestizidverordnung abgesegnet wurden, stehen in der Regel zehn weitere Jahre auf der Zulassungsliste, bis neu entschieden werden muss. Dies sieht nicht nur ÖKO-TEST kritisch. Auch Dr. Tobias Frische, Pflanzenschutzmittelexperte am Umweltbundesamt, sieht EU-Kommission und Mitgliedsstaaten in der Pflicht, "bei besonders problematischen Wirkstoffen die Zulassungsverfahren früher zu eröffnen".

Doch lange Übergangsfristen sind nicht das einzige Problem: Weiterer Streitpunkt sind hormonell wirksame Chemikalien, sogenannte endokrine Disruptoren (EDCs). Verschiedenste Schädigungen werden damit in Verbindung gebracht: Fruchtbarkeits- und Entwicklungsstörungen, M...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf

Wir kauften im November bei den zehn größten deutschen Supermarktketten je drei verschiedene Salate ein. Relativ hohe Anteile deutscher Ware gibt es zu dieser Zeit noch bei Kopf- und bunten Blattsalaten aus dem Treibhaus oder dem frostharten Feldsalat. Der Rest der Ware kommt überwiegend aus dem Ausland. Da Salate in den Untersuchungen der behördlichen Lebensmittelüberwachung immer wieder durch Pestizidbelastungen auffallen, interessierten uns dieses Mal ausschließlich Produkte aus konventionellem Anbau.

Die Schadstoffe

In einem Speziallabor ließen wir den Salat auf rund 550 verschiedene Pestizidrückstände durchchecken und gingen dabei über die Routineanalytik hinaus: Zum Beispiel wurde zusätzlich nach Biphenyl gefahndet, ein für Salat nicht geregeltes Antipilzmittel, das aber auch schon in Salat nachgewiesen wurde. Nach wie vor im Fokus stand Bromid, das in Form von Methylbromid zur Desinfektion von Ackerböden vor dem Anbau eingesetzt wird. Die Anwendung ist in der EU nicht zulässig, findet aber statt. Nitratbelastungen stammen hauptsächlich aus chemischen Düngemitteln.

Die Bewertung

Die Salate bewertet ÖKO-TEST nicht nur danach, ob eine akute Gefährdung besteht oder eine gesetzliche Höchstmenge überschritten wird. Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes gibt es schon Punktabzug, wenn ein Pestizidgehalt Höchstmengen zu mehr als 10 bzw. 20 Prozent ausschöpft oder der Nitratgehalt über der Hälfte des allgemein empfohlenen Aufnahmewertes liegt. Auch die Anzahl der nachgewiesenen Pestizide wird berücksichtigt.