Es ist ein großes Glück, dass wir den Knochenschinken vom Bunten Bentheimer Schwein hier testen dürfen. Denn das Tier, das diesen schmackhaften Hintern liefert, wäre beinahe ausgestorben. Gerade noch vier, fünf Dutzend "Bunte Bentheimer" gab es Ende der 90er-Jahre. Und selbst deren Existenz ist nur einem starrköpfigen Niedersachsen zu verdanken, der die Rasse beharrlich weitergezüchtet hat. Der sture Bauer wollte in den 60er-Jahren einfach nicht akzeptieren, dass der Markt plötzlich magere, massentaugliche Rassen bevorzugt. Das fette, robuste Schwein sollte plötzlich nicht mehr zeitgemäß sein? Dabei hatte es vom 19. Jahrhundert bis weit in die 1950er-Jahre hinein zuverlässig Fleisch, Schmalz und Leder geliefert. Erst als man in den 90er-Jahren begann, sich Gedanken über die Vielfalt auf unseren Tellern zu machen, entdeckte man das Bunte Bentheimer Schwein wieder. Heute kümmert sich sogar ein Verein um die Erhaltung des Borstentiers, von dem es mittlerweile wieder einige Hundert gibt. Mit einem Bestand von 40 Sauen gehört der Naturlandhof Büning da schon zu den größten Züchtern dieser Rasse. "Die Tiere sehen mit ihren Schlappohren und der schwarzen Flecken nicht nur süß aus, sondern liefern auch erstklassiges Fleisch", erklärt Hofbetreiberin Maria Büning. Und das hat sich herumgesprochen. Vorbei sind die Zeiten, als selbst Bio-Metzger das fette Fleisch kritisch beäugten. Heute wird es ihr förmlich aus der Hand gerissen: Nicht nur auf den Wochenmärkten in ihrer Region ist Maria Büning unterwegs. Nackensteaks und Bratwürste verschickt sie an Liebhaber in ganz Deutschland. Denn das fein marmorierte Fleisch ist vor allem bei Grillfans begehrt.
Es sind Erfolgsgeschichten wie diese, die hinter allen Spezialitäten stecken, die wir hier getestet haben. Es sind Menschen, die an alten Traditionen festgehalten, die Vergessenes wiederbelebt oder auch Neues gewagt haben. Ob es um den Senfmüller aus dem Bliesgau geht, um den Schnapsbrenner aus dem Schwarzwaldtal oder den Dorfmetzger aus Nordhessen - sie alle haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten vor allem mit Rohstoffen, die in ihrer Region wachsen und die oft Generationen von Bauern und Handwerkern begleitet haben.
Eindrucksvoll beweist das etwa das kleine Weinessiggut Doktorenhof aus Venningen in der Pfalz. "Wir fühlen uns dem Altvertrauten verpflichtet, kombinieren aber gern auch neu", sagt Essigmacher Engelbert Haunberger. So stellt der Doktorenhof aus selbst gekelterten Grundweinen nicht nur edle Kochessige her, sondern auch Trinkessige, Früchte in Essig und sogar Essigpralinen. "Trinkessig ist ein völlig neues Produkt, das wir auf der Basis lange gereifter Essige, kombiniert mit Kräutern und Früchten, entwickelt haben", erklärt Haunberger. "Man genießt ihn als Aperitif - und auch nach dem Essen für eine leichtere Verdaulichkeit der Speisen."
Auch Christine Breyer experimentiert gerne. Sie betreibt im Bliesgau, einer kleinen Region im Saarland, die pu...