24 Bitterschokoladen im Test

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 | | Kategorie: Essen und Trinken | 11.10.2013

24 Bitterschokoladen im Test

Dunkle Schokolade ist ein besonderer Genuss. Denn sie enthält viel Kakao. Doch Verdruss kommt auf, wenn die Bauern dafür einen Kakaopreis erhalten, der nicht zum Leben reicht. Wir haben geprüft, welche Anbieter fair handeln. Zusätzlich sind die Produkte natürlich auf Schadstoffe überprüft worden.

Wir haben gelernt, die Augen zu schließen, wenn wir in Schokolade beißen. Die Augen zu schließen, bedeutet, sich ganz auf den Genuss zu konzentrieren. Was die Zunge nicht herausschmeckt: ausbeuterische Kinderarbeit auf der Kakaoplantage oder die Zahlung menschenverachtend niedriger Kakaopreise an die Bauern, um die Margen beim Weiterverkauf der Rohware oder dem Verkauf des süßen Endproduktes nicht zu minimieren. Wir sollten lernen, die Augen zu öffnen, wenn wir in Schokolade beißen.

In unserem Test sind wir der Frage nachgegangen, was die Hersteller der 24 eingekauften Testschokoladen für fairen Handel tun.

Das Testergebnis

Die meisten Schokoladen im Test sind "unfair" oder "überwiegend unfair" - auch zwei Bio-Schokoladen. Aber immerhin ein Drittel aller Testprodukte beurteilen wir als "fair".

Bei den Fairtradeschokoladen ist garantiert, dass die Kakaobauern einen Mindestpreis für den Kakao erhalten. Alle anderen Produkte im Test erhielten hier Punktabzug. Die Ausnahmen: Die Schokolade Hachez Wild Cocoa De Amazonas enthält Kakao, der im brasilianischen Regenwald wild wächst. Von dem Projekt von Hachez und dem Freiburger Regenwald-Institut profitiert eine Pflücker-Kooperative, die aus mehreren Familien der traditionellen Flussuferbewohner Amazoniens besteht. Dieses besondere Projekt sichert den Menschen ein verlässliches Einkommen. Der Preis, den Hachez für diesen seltenen Kakao zahlt, liegt deutlich über dem Fairtrademindestpreis. Auch das Unternehmen Hussel lieferte für sein Produkt Iara 62 % Vollmilch-Chocolade den Nachweis, dass der gezahlte Kakaopreis über dem Fairtrademindestpreis für Bio-Kakao liegt.

Wenig Konkretes zur Kinderarbeit: Der Verweis auf Unternehmensrichtlinien, die Kinderarbeit prinzipiell ausschließen, ist für uns kein Nachweis dafür, dass Kontrollen vor Ort erfolgen. Die Anbieter Alnatura und Hussel gaben an, dass sie Kakao aus Ländern beziehen, in denen Kinderarbeit kein Problem sei. Im Fall von Alnatura ist es die Dominikanische Republik, im Falle Hussels Ecuador. Das ist uns zu allgemein. Die Kinderschutzorganisation Plan sieht in beiden Ländern sehr wohl die Gefahr von Kinderarbeit anstelle des Schulbesuches. Eine ILO-Studie unterstützt diese Aussage in Bezug auf Ecuador.

Kleine und mittlere Betriebe arbeiten mit großen Kakaovermahlern zusammen, von denen sie Kakaobohnen oder Schokoladenmasse beziehen. So verwiesen diese Anbieter auf Nachfrage zu missbräuchlicher Kinderarbeit und Mindestpreis auf ihre Vorlieferanten wie etwa Barry Callebaut und Cargill. Das sagt noch nicht viel: Diese Unternehmen, die große Kakaomengen einkaufen, arbeiten einerseits mit den drei bekannten Labelorganisationen zusammen. Grundsätzlich wäre also die Rückverfolgbarkeit der Kakaobohne auch für einen kleinen Betrieb nachprüfbar, wenn er zertifizierte Ware kauft. Nicht rückverfolgbar ist allerdings der große Teil des Kakaos, den die Kakaovermahler bei Zwischenhändlern kaufen.

Lindt & Sprüngli verweist auf ein eigenes Beschaffungsmodell. In Ghana kaufe man Kakao über einen Partner vor Ort, der die "vollumfängliche Rückverfolgung bis zu den Bauern gewährleiste". Damit soll Qualität gesichert, aber auch Missstände wie missbräuchliche Kinderarbeit erkannt und abgeschafft werden. Ein Nachweis für das Bemühen, missbräuchliche Kinderarbeit zu verhindern, ist das allerdings noch nicht. Denn das Unternehmen bezieht für die Testschokolade auch Kakao aus Südamerika, besonders Ecuador. Dort befindet sich laut Lindt das System der Rückverfolgbarkeit erst im Aufbau. Auf die Frage, ob Lindt einen festen Mindestpreis zahle, antwortete das Unternehmen, dass für den Kakao aus Ghana ein Aufpreis bezahlt würde, der an die Partnerorganisation Source Trust fließt, die Projekte finanziert. Offen bleibt, ob die Bauern selbst einen höheren Preis für ihren Kakao bekommen.

Cadmium ist ein giftiges Schwermetall. Im Test weisen zwölf Schokoladen, deren Kakao vor allem aus lateinamerikanischen Ländern stammt, bedenkliche Cadmiumwerte auf. Ursache sind die naturgemäß hohen Cadmiumgehalte der vulkanischen Böden Südamerikas. Die Kakaopflanze nimmt den Schadstoff über das Wurzelwerk auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt einen Cadmiumhöchstgehalt von 0,3 Milligramm pro Kilogramm dunkler Schokolade. Im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes werten wir bei 0,15 Milligramm pro Kilogramm ab.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit. Und da bietet es sich einfach an, dunkle Schokoladen zu testen. Wir haben 24 Produkte eingekauft. 22 Tafeln enthalten zwischen 60 und 75 Prozent Kakao. Und für Fans der Zartbittervariante landeten drei Produkte im Test mit mehr als 50, aber weniger als 60 Prozent Kakaoanteil. Im Einkaufswagen landeten Bio-Schokoladen, Produkte mit den bekannten Labeln Fairtrade, Rainforest Alliance und UTZ Certified sowie konventionelle Tafeln. Wir haben Schokoladen für jeden Geldbeutel ausgewählt: Die günstigste kostet 39 Cent, die teuerste 4,98 Euro pro 100 Gramm.

Der faire Handel

Bei der Konzeption des Fragebogens an die Hersteller haben wir uns auf entscheidende Kriterien für einen fairen Handel von Schokolade konzentriert. Im Fokus muss hier Kakao stehen, Hauptbestandteil dunkler Schokolade. Wir wollten von den Herstellern wissen, ob sie dem schwächsten Glied in der Produktionskette, dem Kakaobauern, einen gesicherten Mindestpreis zahlen. Denn der macht ihn unabhängig vom zum Teil täglich schwankenden Kakaopreis an den Rohstoffbörsen in New York und London, der in den meisten Fällen als Grundlage für die Preisverhandlungen dient. Weil missbräuchliche Kinderarbeit nach wie vor ein großes Problem in der Kakaoproduktion ist, fragten wir die Unternehmen nach ihrem Bemühen, nur Kakao zu verarbeiten, der ohne ausbeuterische Kinderarbeit produziert worden ist. Experten sind sich einig: Gerade in den Hauptexportländern Elfenbeinküste und Ghana fehlt es den Bauern oft an Know-how, um die Erträge zu steigern. Es fehlt aber oft auch an Infrastruktur. Daher wollten wir von den Herstellern wissen, ob sie die Kakaoproduzenten durch Projekte unterstützen. Und wir fragten auch nach Dokumenten, die die gemachten Angaben belegen.

Die Inhaltsstoffe

Von der Kakaofrucht am Baum bis zur Schokolade im Regal ist es ein langer Verarbeitungsweg. Auf dem kann einiges passieren. Schadstoffe wie Acrylamid und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe können als unerwünschte Nebenprodukte beim Rösten der Kakaobohnen entstehen. Werden Kakaobohnen unsachgemäß gelagert, kann sich das Schimmelpilzgift Ochratoxin A verstärkt bilden. Standard bei Kakaoprodukten ist es auch, nach dem giftigen Schwermetall Cadmium zu suchen. Denn das nimmt die Kakaopflanze durch ihre Wurzeln auf. Nicht giftig, aber ärgerlich ist es, wenn der Verbraucher der Deklaration glaubt und eine Schokolade mit extra viel Kakao kauft, aber gar nicht drinsteckt, was draufsteht. Ein Labor hat deshalb nachgemessen.

Die Bewertung

Viele Schokoladen sind erfreulich schadstofffrei. Aber das ist für uns allein noch kein Grund, sie mit "gut" oder "sehr gut" zu bewerten. Sind Produkte unfair oder überwiegend unfair produziert, gibt es deutlichen Notenabzug.

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