Kinderseifen im Test: Sechs von 16 bekommen Bestnote "sehr gut"

Magazin April 2022: Ökostrom | Autor: Hanh Friedrich/Cordula Posdorf/Meike Rix | Kategorie: Kinder und Familie | 01.04.2022

Kinderseifen-Test: Wie gut sind Hipp, Saubär und Co.?
Foto: Yuganov Konstantin/Shutterstock

Kinderseife soll kleine Hände schnell sauber bekommen und dabei sanft zu der zarten Kinderhaut sein. Bei den meisten Produkten im Test funktioniert das auch. Aber nicht alle Kinderseifen sind frei von umstrittenen Inhaltsstoffen.

  • 16 Kinderseifen im Test: Das beauftragte Labor stieß auf umstrittene Tenside und halogenorganische Verbindungen.
  • Wir finden: Spezielle antibakterielle Wirkstoffe in Kinderseife sind unnötig, normale Seife reicht aus.
  • Saubere Sache: Sechs Kinderseifen bestehen unseren Test mit "sehr gut".

Beim Reinkommen, vorm Essen, nach dem Marmeladenbrot, nach jedem Toilettengang – immer heißt es: Händewaschen! Und das stößt bei Kindern selten auf Begeisterung. Da kann es schon helfen, wenn auf der Seife ein tolles Bild ist, sie nach Erdbeere duftet oder als interessanter Schaum aus dem Spender quillt. Doch sind die Inhaltsstoffe auch okay? Wir ließen 16 Produkte im Labor prüfen. 

Kinderseife im Test: Hipp, Saubär und Co. im Vergleich

Eine gute Nachricht vorweg: Das von uns beauftragte Labor hat keine problematischen Duftstoffe gefunden. Das war in unserem letzten Test von Flüssigseifen und festen Seifenstücken noch anders. Hier gab es unter anderem Kritik an dem Duftstoff Lilial: Er steht in Verdacht, die Fruchtbarkeit zu gefährden. Seit dem 1. März 2022 ist Lilial (Butylphenyl Methylpropronal) in der EU verboten.

In unserem jetzigen Test sind wir aber trotzdem auf Problemstoffe gestoßen: Das Labor fand umstrittene Tenside und halogenorganische Verbindungen.

Kinderseife kann helfen, aus dem lästigen Händewaschen einen schaumigen Spaß zu machen
Kinderseife kann helfen, aus dem lästigen Händewaschen einen schaumigen Spaß zu machen (Foto: Yuganov Konstantin/Shutterstock)

Sanfte und unsanfte Tenside in Kinderseife

Flüssigseifen bestehen hauptsächlich aus Wasser und Tensiden als waschaktive Substanzen. Fünf Produkte im Test enthalten PEG-Verbindungen. In der Kosmetikindustrie werden sie als Emulgatoren benutzt, um etwa Wasser und Fett zu verbinden. Wir sehen PEG-Verbindungen kritisch, weil sie die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.

Milder reinigen hingegen Zuckertenside, die etwa in einigen der "sehr guten" Seifen im Test stecken.

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Problemstoffe haben nichts auf Kinderhaut zu suchen

Einmal wurde der kritische Konservierer Chlormethylisothiazolinon in der Laboranalyse bestätigt.

  • Chlormethylisothiazolinon gehört zu den halogenorganischen Verbindungen.
  • In nicht abwaschbarer Kosmetik ist er wegen seines starken allergenen Potenzials schon seit Jahren verboten.

Daher wäre es verantwortungsvoll und konsequent, ihn aus jedem Kosmetikprodukt zu verbannen. Und gerade auf Kinderhänden hat er aus unserer Sicht nichts verloren.

In vier Produkten ist das Labor auf weitere halogenorganische Verbindungen gestoßen. Diese Gruppe umfasst mehrere Tausend Stoffe, von denen viele allergieauslösend sind und sich fast alle in der Umwelt anreichern.

Antibakterielle Wirkstoffe sind unnötig

Einige Produkte im Test brüsten sich auf der Verpackung mit dem Hinweis "antibakteriell". Nun steht außer Frage, dass richtiges Händewaschen mit Seife vielen Infektionserkrankungen vorbeugt. Erreger werden dabei schlicht mechanisch entfernt, dank der Seife auch aus dem Fettfilm der Haut. Welchen zusätzlichen Vorteil Rezepturen mit Salicylsäure oder Milchsäure den Kindern da noch bringen sollen, ist nebulös.

Auf unsere Frage nach einem Beleg schickte uns nur ein Hersteller überhaupt eine produktbezogene Studie. Darin fehlt allerdings der Vergleich von Haut, die mit seiner Seife und mit herkömmlicher Flüssigseife gewaschen wurde. Daher ist, wie wir meinen, auch kein erkennbarer Vorteil belegt.

Nach dem Händewaschen: eincremen nicht vergessen

Aus hygienischer Sicht genügt übrigens kaltes Wasser. Wenn die Kinder damit aber weniger Lust zum Händewaschen haben, ist lauwarmes die nächstbeste Wahl. Mindestens 20 Sekunden einschäumen sollten es sein. Zur Abwechslung vom ewigen Happy-Birthday-Singen: einmal von einem anderen Lied die Zeit stoppen und dann umsteigen.

Nach häufigem Händewaschen oder auch nach dem Spielen bei Kälte im Sand kann die Haut austrocknen. Dann die Hände ruhig öfter am Tag eincremen. Denn wenn die Haut erst rissig wird, tut das weh. Außerdem schwächt es sie als Barriere gegen Krankheitserreger. Unsere Testergebnisse für Handcremes können Sie hier nachlesen. Einfach auf den Kasten klicken.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir 16 flüssige Seifen für Kinder eingekauft. Aufgrund des geringeren Angebots in dieser Sparte sind hier nur zwei zertifizierte Naturkosmetik-Produkte dabei. Die Preisspanne reicht von 0,79 Euro bis 4,36 Euro für 250 Milliliter Flüssigseife.

Wir haben die Deklarationen ausgewertet und geprüft, ob die Seifen PEG/PEG-Derivate oder umweltbelastende synthetische Polymere enthalten. Spezialisierte Labore untersuchten die Produkte auf umstrittene halogenorganische Verbindungen und bedenkliche Formaldehyd/- abspalter. Auch auf Duftstoffe, die allergische Reaktionen auslösen können, und künstliche Moschusverbindungen, die sich im menschlichen Körper anreichern, haben wir testen lassen. In einem Produkt mit den stark allergenen Konservierungsmitteln Chlormethylisothiazolinon und Methylisothiazolinon in der Zutatenliste ließen wir deren Gehalte analysieren.

Bei den Herstellern von Seifen, auf denen eine "antibakterielle" Wirkung ausgelobt ist, erkundigten wir uns nach dem speziellen Wirkstoff und baten um Studien, die einen Vorteil des Produkts im Vergleich zu herkömmlichen Flüssigseifen belegen.

Ein Labor analysierte zudem das Verpackungsmaterial auf umweltproblematische chlorierte Verbindungen. Wir befragten die Hersteller zum Einsatz von recyceltem Material in ihren Plastikverpackungen und baten gegebenenfalls um Belege dazu. Umweltrelevante Parameter und Kritikpunkte an Auslobungen fließen in das Testergebnis Weitere Mängel ein.

Bewertungslegende

Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: Chlormethylisothiazolinon (CIT) und/oder andere halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führt: PEG/PEG-Derivate.

Bewertung Testergebnis Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) bei einem Produkt mit ausgelobter "antibakterieller" Wirkung keine überzeugende vollständige Wirksamkeitsstudie zur antibakteriellen Wirkung für das Produkt vorgelegt; b) bei einem Produkt mit ausgelobter "antibakterieller Wirkung" ein nicht überzeugend erkennbarer hygienischer Vorteil für den Verbraucher im Vergleich mit einer herkömmlichen Flüssigseife. Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer- Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte – außer bestimmte antibakterielle Wirkungsversprechen durch entsprechende Studienabfrage – nicht überprüft haben.  

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Isothiazolinone: LC-MS.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Dezember 2021

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