Friseur-Shampoos und Haarpflegemittel im Test: Ein Drittel fällt durch

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 | Autor: Christine Throl | Kategorie: Kosmetik und Mode | 11.10.2013

Wir haben 29 Shampoos und Haarpflegemittel vom Friseur getestet. Das Ergebnis ist enttäuschend.
Foto: Jacob Lund/Shutterstock

Die Enttäuschung dürfte vor allem bei der Kundschaft tief sitzen: Exklusive und teure Friseurprodukte haben in unserem Test oft richtig schlecht abgeschnitten.

Aktualisiert am 11.10.2013 | Sind Friseurprodukte wirklich besser als Shampoo und Co. aus dem Drogeriemarkt? ÖKO-TEST hat 29 Haarpflegemittel wie Shampoos, Spülungen und Kuren, die beim Friseur erhältlich sind, eingekauft und umfassend unter die Lupe genommen.

Friseur-Shampoos im Test: Jedes dritte Produkt fällt durch

Das Ergebnis: Jedes dritte Friseurprodukt fällt mit schlechten Noten durch unseren Test: Die Mittel enthalten umstrittene Konservierungsmittel, überflüssige UV-Filter und künstlichen Moschus-Duft. Knapp ein Drittel - darunter die zertifizierten Naturkosmetika - erhielt aber "sehr gute" und "gute" Noten.

In fünf Produkten haben die beauftragten Labore Formaldehyd/-abspalter nachgewiesen. Knapp die Hälfte der Testprodukte enthielt Konservierer, die zu den umstrittenen halogenorganischen Verbindungen gehören. Beispielsweise die Substanz Methylchloroisothiazolinone, die für eine Kontaktallergie sensibilisieren kann. Als allergieauslösend gelten ebenso Chlorhexidin sowie Chlorphenesin, die in drei , respektive einem Produkt im Test nachgewiesen wurden.

Wer Haarpflegeprodukte beim Friseur kauft, erwartet auch mehr Qualität. Unser Test zeigt: Das stimmt nur teilweise.
Wer Haarpflegeprodukte beim Friseur kauft, erwartet auch mehr Qualität. Unser Test zeigt: Das stimmt nur teilweise. (Foto: B-D-S Piotr Marcinski/Shutterstock)

Kritische Duftstoffe in mehreren Friseur-Shampoos im Test

Künstlicher Moschus-Duft steckt in mehreren Shampoos und Spülungen. Solche Substanzen können sich im Körper ablagern und wurden bereits in der Muttermilch nachgewiesen. Gelangen sie mit dem Haushaltsabwasser über die Kläranlage in Seen und Flüsse, können sie sich dort anreichern und die Umwelt belasten. Vier Produkte enthielten zudem Duftstoffe wie Hydroxycitronellal und Lyral, die häufiger für eine Kontaktallergie sensibilisieren.

Zwei der getesteten Produkte enthalten darüber hinaus UV-Filter, die im Tierversuch wie ein Hormon wirkten. Sie werden nicht nur für Sonnenschutzmittel verwendet, sondern auch um Produkte vor Zersetzung zu schützen.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 3/2013 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2014 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Unsere Einkäufer haben in Friseursalons, dem Fachhandel und im Internet 19 Shampoos sowie zehn Haarpflegeprodukte, also Spülungen und Kuren für strapaziertes und trockenes Haar eingekauft. Zudem fragten wir eine Reihe von Naturfriseuren, was sie verwenden und wählten auch solche Produkte aus. Einige davon wie die Produkte der Marken Schönes Sein und Living Nature sind zertifizierte Naturkosmetik, andere wie La Biosthetique, Bio Energo und Glynt dagegen nicht. Die Mittel haben ihren Preis: 250 Milliliter der Shampoos kosteten zwischen rund 4 und 38 Euro und 200 Milliliter der Spülungen und Kuren rund 13 bis 24 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Sind die teuren Friseurprodukte wirklich besser als herkömmliche Mittel aus der Drogerie und dem Supermarkt? Um diese Frage zu beantworten haben wir eine Reihe von Laboren damit beauftragt, die Friseurprodukte umfassend zu prüfen. Die Tester fahndeten nach fragwürdigen Inhaltsstoffen wie problematischen Konservierungsstoffen, überflüssigen UV-Filtern mit Hormonwirkung und umstrittenen Tensiden. Alle Produkte wurden zudem auf Formaldehydrückstände analysiert, die auch mit vorkonservierten Bestandteilen in die Produkte geraten können. Zudem ließen wir alle Mittel mit Parfüm und ätherischen Ölen auf allergisierende Duftstoffe, künstlichen Moschusduft und die umstrittene Substanz Diethylphthalat analysieren, die zur Stabilisierung von Duftölen eingesetzt wird.

Die Bewertung: Für ein "sehr gutes" Gesamturteil tolerieren wir weder fragwürdige Duftstoffe noch umstrittene Tenside und problematische Konservierungsmittel. Den meist hohen Preis der Produkte haben wir nicht bewertet. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob sich die Ausgabe für ein friseurexklusives Mittel lohnt.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: Formaldehyd/-abspalter. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) halogenorganische Verbindungen; b) bedenkliche UV-Filter (Ethylhexyl Methoxycinnamate, Benzophenone-3); c) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschus-Verbindungen; d) mehr als 10 mg/kg Nitromoschus-Verbindungen, falls nicht schon wegen polyzyklischer MoschusVerbindungen um zwei Noten abgewertet wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Propyl- und Butylparaben (bedenkliche Parabene); b) Duftstoffe, die Allergien auslösen können (Lyral, Hydroxycitronellal); c) PEG/PEG-Derivate; d) mehr als 10 mg/kg Diethylphthalat; e) mehr als 5 mg/kg bis 10 mg/kg Nitromoschus-Verbindungen, falls nicht schon wegen polyzyklischer Moschus-Verbindungen um zwei Noten abgewertet wurde.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: ein Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben

Testmethoden

Testmethoden: Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Parabene: Deklaration und/oder HPLC-DAD sowie LC-MS/MS. Halogenorganische Verbindungen (falls nicht deklariert): a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/polyzyklische Moschus-Verbindungen/Nitromoschus-Verbindungen/Majantol: Extraktion mit TBME, GC-MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November 2012

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 3/2013 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2014 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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