Chips und Suppen, Saucen und Eintöpfe mit Glutamat, Hefeextrakt oder E 635: Produkte, die Geschmacksverstärker enthalten, sind für einen Journalisten eine Köstlichkeit oder auch - für alle, die es etwas deftiger mögen - ein gefundenes Fressen. Nichts eignet sich besser, um den Unterschied zwischen Schein und Sein, zwischen Werbung und Wirklichkeit darzustellen.
Insgesamt haben wir 107 Lebensmittel unter die Lupe genommen, um zu sehen, wie es die Anbieter mit der Werbung und der Verbraucherinformation halten, wenn sie ihren Produkten Geschmacksverstärker zusetzen.
Das Testergebnis
Manchmal ist es schon der Name, der uns sauer aufstößt. So ist die Knorr Sauce pur Bratensauce keinesfalls pur, sondern enthält neben Rinderbrühe auch Stärke, Verdickungsmittel, Aroma und Hefeextrakt. Auch fragen wir uns, was Feinkost ist an den Ajolix Kräuter, Knoblauchzehen von Feinkost Dittmann, die ebenso wie die Spanische Oliven Thuna, grün der gleichen Firma eine kräftige Prise E 621 (Mononatriumglutamat) enthalten. Und in "Omas Kochbuch", nach dem angeblich die 2 Original Thüringer Rinderrouladen von EWU gebraten wurden, steht ganz bestimmt nix von Mononatriumglutamat, Würze und Hefeextrakt.
27 der 107 untersuchten Produkte enthalten ausschließlich Hefeextrakt. Alle diese Produkte werden mit Hinweisen beworben wie "ohne den Zusatzstoff Geschmacksverstärker" oder "natürlich ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe". Rechtlich ist das nicht zu beanstanden. Denn Hefeextrakt enthält zwar Glutamat, hat aber auch Eigengeschmack und ist von Rechts wegen eine Zutat. Darauf weisen auch die Hersteller hin, die uns auf unsere Frage nach der Funktion des Stoffs geantwortet haben. "Hefeextrakt wird wegen seines aromatischen Eigengeschmacks zum Würzen herzhafter Produkte verwendet", schreibt beispielsweise die Firma Unilever, die mit Knorr-, Unox- und Pfanni-Produkten in unserem Test vertreten ist. Nach einem Urteil des Landgerichts Hamburg ist sogar die Behauptung "ohne Geschmacksverstärker" korrekt. Dort war Unilever von der Verbraucherzentrale Sachsen verklagt worden und hatte vorgetragen, Hefeextrakt sei ein Würzmittel, die geschmacksverstärkende Wirkung durch das enthaltene Glutamat sei ein "Nebeneffekt". Andererseits deklariert Maggi nach einem Streit mit dem Tiefkühlhersteller Frosta inzwischen korrekt "ohne Zusatzstoff Geschmacksverstärker".
An etlichen Produkten im Test gibt es nichts zu deuteln. Sie enthalten Zusatzstoffe wie Mononatriumglutamat (E 621). Das sei in der Primana Feurige Thai-Suppe mit Hühnerfleisch lediglich ein "typischer Rezepturbestandteil der asiatischen Küche zur geschmacklichen Abrundung", so der Hersteller Buss Fertiggerichte. Doch Glutamat oder andere geschmacksverstärkende Zusatzstoffe wie Dinatriuminosinat (E 631) und Dinatriumguanylat (E 627) finden nicht nur in der asiatischen Küche Verwendung, sondern auch in der Original Pfälzer Blutwurst von Freier & Hörner, in d...