- Wir haben 36 Haferdrinks, darunter 31 Bio-Produkte, zur Überprüfung ins Labor geschickt.
- Das Ergebnis: Die Mehrheit der überprüften Produkte ist empfehlenswert.
- In der Kritik stehen beispielsweise überflüssige Vitaminzusätze und zugesetzte künstliche Phosphate.
- Auffällig: Ein Produkt fällt wegen der Belastung mit Schimmelpilzgiften durch.
- Wissenswert: Auf den Verpackungen steht nie "Hafermilch". Das liegt daran, dass die Hersteller in Produktnamen für rein pflanzliche Produkte kein "-milch" schreiben dürfen. Wir sprechen weiter von Hafermilch, weil das dem normalen Sprachgebrauch entspricht.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Hafer lässt sich regional anbauen – und die Herstellung von Hafermilch verbraucht im Vergleich zu Kuhmilch viel weniger Wasser und Landfläche. Außerdem hat sie einen besseren CO2-Fußabdruck als Kuhmilch.
Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) rechnet vor: Vom Feld bis ins Supermarktregal wird für ein Kilo Hafermilch etwa 0,3 Kilo CO2 frei, für dieselbe Menge Kuhmilch ist es mit rund 1,4 Kilo CO2 viermal so viel. Also alles super? Nicht ganz.
Oatly, Alpro & Co.: Hafermilch im Test
Wir haben 36 Haferdrinks zu Preisen von 0,95 bis 3,05 Euro pro Liter getestet, darunter 31 Bio-Produkte. Die Prüfung von Geschmack und Geruch haben alle Produkte bestanden – und viele sind top in Sachen Inhaltsstoffe. Doch es gibt auch Haferdrinks, die wir kritisieren.
Besonders auffällig: Einmal hat das von uns beauftragte Labor eine Konzentration von Schimmelpilzgiften gemessen, die die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) übersteigt.
Der TDI ist kein gesetzlicher Grenzwert. Er ist toxikologisch begründet und beschreibt die Menge eines Stoffes, die über die gesamte Lebenszeit pro Tag aufgenommen werden kann, ohne spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit.
Diese Inhaltsstoffe sind in Hafermilch unerwünscht
Das Schimmelpilzgift T-2/HT-2 kann unter anderem den Verdauungstrakt schädigen und das Nerven- und Immunsystem stören. Die gemessene Konzentration war so hoch, dass bereits 250 Milliliter, also ein Glas Hafermilch ausreichen würde, um die tägliche Menge von T-2/HT-2 zu überschreiten, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für einem 60 Kilo schweren Erwachsenen noch für tolerierbar hält.
Kommen wir zu den Zusätzen: Den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln sieht ÖKO-TEST in der Regel kritisch. Denn ein Großteil der Vitamine und Mineralien, die der menschliche Körper täglich braucht, lässt sich prima mit einer herkömmlichen gesunden Ernährung aufnehmen.
Ausnahme für Calcium und Vitamin B12 in Haferdrinks
Eine Ausnahme bildet das Vitamin B12, das in ausreichender Menge nur in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorkommt. Wer auf tierische Lebensmittel verzichtet, hat daher in der Regel ein Defizit an Vitamin B12. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Veganerinnen und Veganern deshalb, auf Nahrungsergänzungsmittel oder auf mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel zurückzugreifen.
Deshalb werten wir den Zusatz von Vitamin B12 in diesem Test nicht ab. Auch zugesetztes Calcium tolerieren wir ohne Notenabzug, da Hafermilch oft als Ersatz für Kuhmilch auf dem Speiseplan steht und Kuhmilch ein klassischer Calciumlieferant ist.
Vitamin D und B2 als Zusatz sind überflüssig
Anders sehen wir das bei zugesetztem Vitamin D und B2. Denn Vitamin D kann der Körper bei Kontakt der Haut mit Sonnenlicht selbst bilden, B2 steckt in pflanzlichen Lebensmitteln, unter anderem in Erbsen und Brokkoli. Trotzdem ist manchen Produkten Vitamin D zugesetzt, zweien auch Vitamin B2.
Wir bemängeln außerdem zugesetzte künstliche Phosphate. Denn große Mengen an Phospaten können den Nieren schaden.
Tipp: Hafermilch enthält in der Regel weniger Eiweiß als Kuhmilch. Wer nach einer proteinreicheren Pflanzenmilch sucht, wählt einen Drink aus oder mit Soja.
Zuckergehalte von Hafermilch sind unterschiedlich
Hafermilch schmeckt oft süßer als Kuhmilch. Doch die Zuckergehalte von Hafermilch variieren. Ein Blick in die Nährwertkennzeichnungen zeigt: Die Zuckergehalte der Marken im Test liegen zwischen null und rund sechs Prozent. Das macht beim täglichen Kosum von Hafermilch schon einen Unterschied, da zu viel Zucker als ungesund gilt.
Deshalb werben einige Hersteller auch mit Aussagen rund um das Thema Zucker. Doch dafür gibt es Regeln. Regel Nummer eins: Wenn Hersteller ihre Drinks mit dem Claim "ohne Zucker" bewerben, dürfen diese nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter Hafermilch enthalten. So sieht es die europäische Health-Claims-Verordnung vor. In unserem Test sind einige Produkte – zu Recht – so ausgelobt.
Das bedeutet "ohne Zuckerzusatz"
Regel Nummer zwei: Wenn eine Hafermilch hingegen die Auslobung "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" trägt, dann empfiehlt die Health-Claims-Verordnung den Zusatz "Enthält von Natur aus Zucker", wenn die Produkte dennoch zuckerhaltig sind.
Denn die Auslobung "ohne Zuckerzusatz" bedeutet tatsächlich nur, dass die Hersteller keinen Zucker in die Hafermilch geschüttet haben. Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass ein Produkt nicht trotzdem viel Zucker enthalten kann.
Hersteller lenken Fermentationsprozess
Woher der Zucker dann kommt? Durch einen biologischen Verarbeitungsprozess: die Fermentation. Dabei wird der gemahlene Hafer in Wasser eingerührt und mit Enzymen versetzt. Diese wandeln dann die im Hafer enthaltene Stärke in Zucker um. Je länger die Hersteller diesen Prozess laufen lassen, desto mehr Zucker entsteht.
Es ist deshalb in diesen Fällen zwar richtig, dass die Produzenten der Hafermilch keinen Zucker von außen zugesetzt haben. Aber so ganz trifft es die Formulierung "Enthält von Natur aus Zucker" am Ende doch nicht. Denn den Fermentationsprozess, der für den "natürlichen" Zuckergehalt verantwortlich ist, steuern ja die Hersteller.
Hafermilch: Mehr Transparenz auf der Verpackung
Um hier mehr Klarheit auf die Verpackung zu bringen, hat der Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (ALS) eine neue Formulierung festgelegt, die für Produzenten und Überwachungsbehörden bei Kontrollen verbindlich ist:
Wenn Hersteller mit dem Claim "ohne Zuckerzusatz" werben, die Hafermilch aber "natürlichen" Zucker enthält, dann sollen die Produzenten mit dem Hinweis "Enthält Zucker aus der Haferfermentation" erklären, wo der Zucker im Getränk herkommt.
Gute Regel, finden wir. Leider haben sie noch nicht alle Hersteller in unserem Test umgesetzt, weshalb wir bei einigen Haferdrinks eine Note unter den Weiteren Mängeln abziehen.
Wie schmeckt die Pflanzenmilch im Test?
Ob mehr oder weniger süß ist Geschmackssache. Unangenehm riechen oder schmecken sollte aber keine Hafermilch. An den meisten Drinks hatten die beauftragten Sensoriker nichts zu beanstanden. Kleine sensorische Mängel waren eine "leichte Bitternote" und ein "wässriger" Geschmack. Für diese Auffälligkeiten ziehen wir je eine Note ab.
Laut Zutatenliste stecken in zwei Haferdrinks im Test natürliche Aromen. Wir meinen, das Aufpeppen des Geschmacks mit Zusatzstoffen ist überflüssig. Dass Hafermilch auch ohne Aromen gut schmeckt, beweist die Mehrzahl der Drinks im Test.
Diesen Test haben wir zuletzt im Spezial Vegetarisch & Veganveröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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