- Wer Ansprüche ans Tierwohl stellt, macht Spätzle derzeit besser selber. In der Hühnerzucht für die Eier fast aller getesteter Produkte wurden noch männliche Küken getötet. Außerdem landen meistens Eier aus Bodenhaltung in den Nudeln.
- Wenn Freiland-Eier deklariert sind und bei Bio-Produkten, gelten immerhin vergleichsweise bessere Standards für die Haltung der Hennen.
- Fünf mal hat das von uns beauftragte Labor Verunreinigungen mit Mineralöl nachgewiesen. In zwei Spätzle stecken bedenkliche Pestizide.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Fertigspätzle bestehen bis zu 25 Prozent aus Eiern. Und die sind ein großes Problem in den Nudeln. Genauer: Die Umstände unter denen sie erzeugt wurden. Denn: Nur in drei von 20 Spätzle im Test stecken Eier aus einer besseren Kategorie als Bodenhaltung. Und: Für fast alle mussten männliche Küken sterben.
Spätzle: Herkunft der Eier muss nicht deklariert sein
Anders als beim Verkauf von unverarbeiteten Eiern müssen die Hersteller auf verarbeiteten Produkten keine Angabe zur Haltungsform der Hühner machen. Wie wichtig solche Angaben sind, zeigt die Geschichte der frischen Eier aus Käfighaltung. Sie gibt es in Deutschland praktisch nicht mehr zu kaufen.
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen das nicht auf ihrer Eierpackung lesen. Sie haben mit ihren Kaufentscheidungen erreicht, dass die frischen Käfigeier aus dem Handel nahezu verschwunden sind.
Doch in konventionellen Fertigprodukten können nach wie vor Eier aus miesesten Haltungsbedingungen stecken, eine Kennzeichnung der Herkunft ist immer noch nicht vorgeschrieben. Auf ein paar Produkten im Test steht schlicht gar nichts zur Tierhaltungsform. Aus unserer Sicht ist das intransparent und nicht verbraucherfreundlich. Auf Rückfrage belegten uns die Hersteller, dass sie für ihre Spätzle Eier aus Bodenhaltung beziehen.
Auch Bodenhaltung ist keine artgerechte Tierhaltung
13 andere Hersteller geben immerhin an, dass Eier aus Bodenhaltung in ihren Spätzle stecken. Und ja: Bodenhaltung ist besser als Käfighaltung. Trotzdem ist sie denkbar weit entfernt von einer artgerechten Tierhaltung. Bodenhaltung heißt in der Regel: Auf einem Quadratmeter Platz drängen sich bis zu neun Tiere. Im Stall. Einen Anspruch auf Auslauf im Freien haben die Hühner nicht.
Besser sind hier die Spätzle von drei anderen Anbietern, die auf Eier aus Bio- oder Freilandhaltung setzen. In der Freilandhaltung und der ökologischen Erzeugung dürfen die Hennen täglich mehrere Stunden ins Freie – wenn nicht gerade die Vogelgrippe grassiert.
Für fast alle Spätzle im Test mussten Küken sterben
Kritisch sehen wir nicht nur die miesen Haltungsbedingungen, sondern auch das Kükentöten. Zwar gibt es im Segment der frischen Hühnereier mittlerweile einige Marken, in deren Lieferkette männliche Küken als Bruderhähne aufgezogen werden. Doch in der Eierproduktion für die fertigen Spätzle ist das so gut wie nicht der Fall. Männliche Küken werden in der Legehennenzucht gleich nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet.
Einige Spätzle sind mit Mineralöl belastet
Was die Inhaltsstoffe angeht, ist unser häufigster Kritikpunkt Mineralöl. Ein Viertel der Produkte enthält Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH), die wir als "leicht erhöht" bewerten. Die Stoffe sammeln sich in Organen wie der Leber an. In Tierversuchen haben Forscher Organschäden beobachtet.
Lebensmittel sollten deshalb vorsorglich möglichst wenig MOSH enthalten. Denkbar ist, dass das Mineralöl aus Schmierfetten an Geräten in der Produktion in die Spätzle gelangt ist.
Bedenkliche Pestizide in zwei Teigwaren entdeckt
Auch Pestzide sind unerwünscht in Spätzle. Und doch haben wir sie gefunden. In einer Spätzle-Packung hat das von uns beauftragte Labor das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nachgewiesen, und in einer weiteren steckt das Insektizid Pirimiphos-methyl.
Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC stuft Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" ein. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA sieht keinen Krebsverdacht. Pirimiphos-methyl ist bienentoxisch. Die Gehalte sind zwar relativ gering, dennoch meinen wir, dass solche bedenklichen Substanzen besser nicht in Lebensmitteln stecken sollten.
Kritik an zu viel Salz in ein paar Spätzle im Test
Auch zu viel Salz sollte nicht in Lebensmitteln enthalten sein. Natürlich ist Salz kein Schadstoff. Dauerhaft hoher Salzkonsum erhöht aber das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen. Drei Spätzle-Produkte im Test enthalten mehr als 1,1 Gramm Salz pro 100 Gramm.
In Finnland müssen Fertig- und Halbfertiggerichte mit solchen Salzgehalten schon seit mehr als zehn Jahren einen Warnhinweis tragen. In Deutschland gilt in der Salz- wie in der Zuckerreduktion in Fertiglebensmitteln das Prinzip Freiwilligkeit – bisher ohne durchschlagenden Erfolg.
Positiv: Keine Keime in den Nudeln gefunden
Wir haben auch gute Nachrichten: Die Teigwaren im Test sind frei von Schimmelpilzgiften. Auch das in der Umwelt weit verbreitete Schwermetall Cadmium war nur in Spuren nachweisbar. Außerdem sind die Spätzle hygienisch einwandfrei.
In Frischnudeln können sich leicht Keime vermehren, wenn in der Herstellung und Abfüllung unsauber gearbeitet oder die Kühlkette unterbrochen wurde. Die getesteten Spätzle haben die mikrobiologische Prüfung zum Ende der Mindesthaltbarkeit bestens bestanden. Weder Krankheitserreger wie Salmonellen und Listerien noch Enterobakterien hat das beauftragte Labor nachgewiesen.
Wie schmecken die Spätzle?
Und wie schmecken die Spätzle im Test? Nach dem Urteil der Sensorikexperten ist das Endergebnis für Auge, Nase und Geschmacksknospen stimmig. Das gilt sowohl für die billigsten Spätzle für 96 Cent als auch für das Markenprodukt für 3,63 Euro pro 500 Gramm.
Alle Proben bieten die typischen Eigenschaften von selbst gemachten Spätzle: Sie werden in der Pfanne cremefarben bis goldgelb und schmecken deutlich bis stark nach Ei und Teig. Das Mundgefühl ist leicht bis deutlich kochfest und nicht etwa schwammig.
Die frischen Fertigspätzle haben zudem eine schöne raue und porige Oberfläche, und sie sind locker. Ein Vorteil übrigens gegenüber getrockneten Spätzle, die meist kompakter und fester sind.
Spätzle im Test: Die Fakten im Überblick
- Wir haben 20 Spätzle aus dem Kühlregal eingekauft. Weil es insgesamt relativ wenig frische Bio-Spätzle im Handel gibt, ist nur eine Bio-Marke dabei.
- Wenig artgerechte Haltung von Hennen und Kükentöten sind große Probleme in der Produktion der Spätzle. Weitere Kritik betreffen: Mineralölbestandteile, Pestizidrückstände und zu viel enthaltenes Salz.
- Zwei von 20 Spätzle im Test bewerten wir mit "sehr gut". Wer allerdings hohe Anforderungen an das Tierwohl stellt, sollte Spätzle besser selber machen. Kükentöten ist leider immer noch der Normalfall.
Diesen Test haben wir zuerst im ÖKO-TEST Magazin Mai 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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