- Wir können zehn Tücher mit "sehr gut" und "gut" empfehlen.
- Tücher aus Altpapier sind genauso weich und reißfest wie die aus Primärfasern.
- Aber: In mehr als der Hälfte der Produkte im Test stecken halogenorganische Verbindungen. Viele dieser Stoffe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
Gleich reißfest: Recyclingtücher vs. Produkte aus Primärfasern
Aktualisiert am 09.12.2021 | Wir haben 21 Papiertaschentücher ins Labor gegeben, darunter zehn Produkte aus Recyclingmaterial, die anderen sind aus Primärfasern. In der Praxisprüfung gab es für das gesamte Testfeld überwiegend "gute" Beurteilungen, was zum Beispiel Reißfestigkeit, Saugfähigkeit und Weichheit angeht.
Insgesamt hielten die Recyclingtücher gut mit, waren teils sogar besser. Ob die Produkte also weich sind und mit guter Saugfähigkeit punkten können, hängt nicht davon ab, ob das Ausgangsmaterial Altpapier ist oder ob es Primärfasern aus frischem Holz sind.
Problematischer Stoff in Taschentücher im Test gefunden
Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht: In mehr als der Hälfte der Produkte stecken halogenorganische Verbindungen (AOX) in Gehalten, die ÖKO-TEST abwertet. Viele Vertreter der großen Stoffgruppe der AOX gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
Diese Stoffe können auf unterschiedlichen Wegen in das Papier gelangen. Ein Eintragsweg zum Beispiel sind Nassverfestiger. Das sind Stoffe, die dafür sorgen, dass das Papier bei Kontakt mit Wasser nicht direkt reißt oder sich auflöst. AOX können aber auch über Bleiche oder das Altpapier im Papiertaschentuch landen.
Hier haben die Recyclingprodukte einen Nachteil: Öfter bringt das Papier aus seinem Vorleben halogenorganische Verbindungen mit, da es zuvor mit Chemikalien bearbeitet worden war.
Besser für die Umwelt: Recyclingpapier
Dennoch: Im Hinblick auf Ressourcenverbrauch, Abwasserbelastung, Wasser- und Energieverbrauch in der Produktion schneiden Tücher aus Altpapier wesentlich günstiger ab als Produkte aus Primärfasern.
Das Holz für die Primärfasern stammt größtenteils von weit her - zum Beispiel aus Brasilien. Der Transport verschlingt Ressourcen. Beim Recyclingpapier stammen die Fasern aus der Wertstoffsammlung, vorwiegend aus Deutschland und den benachbarten Beneluxstaaten. Selbst wenn das Holz darin ursprünglich auch einmal von weit herkam: Im Recyclingpapier durchläuft es einen weiteren Zyklus.
Zwei Produkte im Test sind aus Bambus. Das Süßgras könnte aufgrund seines schnellen Wachstums - bis zu einem Meter pro Tag - eigentlich eine nachhaltige Alternative zu Bäumen sein. Allerdings gibt es für Bambusfasern noch keinen Wertstoffkreislauf. Auch hier kommt ein langer Lieferweg dazu: Die Bambus-Fasern in unserem Test stammen aus China.
Elf Produkte im Test sind aus Primärfasern hergestellt. ÖKO-TEST bewertet in diesem Punkt streng: Ist die Herkunft eines Produkts nicht zu 100 Prozent aus Altpapier, werten wir das unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe um zwei Noten ab. Die Ergebnisse in unserem Test sprechen für Recyclingtücher.
Übrigens: Aktuell liegt der Marktanteil von Recyclingtüchern mit rund fünf Prozent sehr niedrig. Auch wenn er in den zurückliegenden Jahren etwas stieg, 2017 lag er noch bei lediglich rund 1,5 Prozent.
Im ÖKO-TEST-Magazin von September haben wir Kosmetiktücher getestet. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Fasern häufig nicht recycelt und damit wenig nachhaltig sind. Hier geht zum ePaper:
Wie flusenfrei sind Papiertaschentücher im Test?
Es ist ärgerlich, wenn wieder ein Papiertaschentuch in der Waschmaschine gelandet ist. Jetzt kleben überall kleine Papierflusen an der Wäsche. Lässt sich das durch die Wahl der richtigen Tücher vermeiden? Eine Praxisprüfung gibt Antworten.
Für den Praxistest steckte das von uns beauftragte Labor die Taschentücher in die Waschmaschine. Die Produkte waren dabei, zu Kugeln zusammengeknüllt, in eigens angefertigte Taschen eingenäht. Nach dem Waschen wertete das Labor aus, wie viele Flusen die Tascheninnenfläche bedeckten und welche Konsistenz das Tuch aufwies, also ob es zerfallen oder noch fest war.
Den ersten Platz teilten sich ein Produkt aus Frischfasern und eines aus Recyclingmaterial. Bei beiden lautete das Ergebnis: fast keine Flusen und fest. Entgegen ihres Rufs können also auch Recyclingtücher waschmaschinenfest sein. Auch die restlichen Recyclingprodukte schnitten nur in drei Fällen schlechter ab als die herkömmlichen Taschentücher.
Diesen Test haben wir zuerst im ÖKO-TEST Magazin Oktober 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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