- Im Test: 19 Mal Tomatenketchup, darunter sechs Produkte mit einem Bio-Siegel.
- Zwei Ketchups im Test schneiden mit Bestnote ab.
- Die von uns beauftragten Laborexperten sind auf die Schimmelpilzgifte Alternariol und Tenuazonsäure gestoßen.
- Mit der Wahl des richtigen Ketchups lässt sich viel Zucker sparen.
Aktualisiert am 7.12.2023 | Ketchup schmeckt süß. Und es ist kein Geheimnis, dass das nicht allein von der natürlichen Süße vollreifer Tomaten herrührt, sondern auch von jeder Menge zugesetztem Zucker. Mit deklarierten 25,3 Gramm Zucker pro 100 Milliliter toppt der getestete Heinz-Ketchup alle anderen im Test.
Dabei ist so viel Zucker gar nicht nötig: Der niedrigste Zuckergehalt im Test liegt bei 13 Gramm Zucker pro 100 Milliliter – und der Ketchup schmeckte den Sensorik-Experten bei der Verkostung trotzdem "sehr gut", wie übrigens fast alle Produkte.
Hohe Menge Schimmelpilzgifte in Heinz-Ketchup im Test
Aber zurück zu Heinz. Der hat ein erhebliches Problem mit Schimmelpilzgiften: Das beauftragte Labor hat im Heinz Tomato Ketchup Alternariol (AOH) in einer vergleichsweise sehr hohen Menge nachgewiesen. Das Alternaria-Toxin kann in Produkte gelangen, wenn die Hersteller überreife oder gar schimmelige Tomaten verarbeiten. Zell- und neuerdings auch Tierstudien weisen darauf hin, dass es das Erbgut schädigen kann.
Zur Einordnung: Die EU hat 2022 im Rahmen einer Empfehlung zur Überwachung von Alternaria-Toxinen einen Richtwert von 10 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/ kg) Alternariol in verarbeiteten Tomatenerzeugnissen veröffentlicht. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen unter "aktiver Beteiligung der Lebensmittelunternehmer" die Faktoren ermitteln, die zu einer Überschreitung der Richtwerte führen.
Mit den vom beauftragten Labor gemessenen 47 µg/kg Alternariol erreicht der Heinz Tomato Ketchup ein Mehrfaches dieses Wertes. Das ist keineswegs alltäglich, wie unsere Nachfrage bei der Lebensmittelüberwachung ergab: 2019 hat das CVUA Sigmaringen 65 Proben Tomatenketchup auf Alternaria-Toxine untersucht. Der höchste gefundene AOH-Gehalt lag bei 10,8 Mikrogramm pro Kilogramm.
Schimmelpilzgifte auch in fünf anderen Tomatenketchups
Und was sagt Heinz dazu? Nichts, null. Der Konzern Kraft Heinz beherrscht den deutschen Markt für Markenketchup laut Lebensmittelzeitung mit einem Anteil von fast 50 Prozent. Begibt sich der Marktführer jetzt auf die Suche nach den Ursachen für die Toxine? Wir wissen es nicht. Wir haben Kraft Heinz unsere Messwerte mitgeteilt. Das Unternehmen bezieht dazu keine Stellung.
Übrigens haben wir auch in anderen Ketchups Alternaria-Toxine gefunden – allerdings in ganz anderen Größenordnungen:
- Zwei Ketchups im Test schöpfen den AOH-Richtwert zu mehr als 50 Prozent aus.
- Drei Mal hat das Labor aus unserer Sicht erhöhte Gehalte eines anderen Schimmelpilzgifts, der Tenuazonsäure (TeA), gefunden. TeA hat in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was potenziell zu Organschäden führen kann.
Das könnte Sie auch interessieren: Warum landen immer wieder Schimmelpilzgifte auf unseren Tellern?
In Ketchup steckt gesundes Lycopin
Aber: Nicht alles am Ketchup ist schlecht. In der süßen Soße steckt auch was Gutes – ein Stoff namens Lycopin. Das Carotinoid färbt die Tomaten rot und soll mit seinen antioxidativen Eigenschaften zellschützend wirken.
Einzelne Studien wollen sogar einen Zusammenhang zwischen hohem Tomatenverzehr und verringertem Krebsrisiko nachgewiesen haben, auch wenn das noch nicht als ausreichend gesichert gilt. Und das Erstaunliche: Lycopin kann vom Körper besser aufgenommen werden, wenn es aus gekochten Tomatenprodukten wie Tomatenmark, Tomatensoßen oder eben Ketchup kommt.
Wir haben die Lycopin-Gehalte in den Ketchups unseres Tests nachmessen lassen, denn sie sind auch ein Qualitätsmerkmal: Ein niedriger Wert weist darauf hin, dass insgesamt weniger Tomaten im Ketchup landeten oder zumindest weniger reife Früchte; ein hoher Wert steht für das Gegenteil. Der höchste Lycopin-Gehalte im Test lag bei 297 mg/kg, der niedrigste Wert bei (104 mg/kg).
Woher kommen die Tomaten für die Ketchups?
Kommen wir zur Herkunft der Tomaten. Der weltweite Hunger nach billigen Tomaten ist riesig und beim Anbau liegt viel im Argen. In manchen Regionen der Welt schuften Pflücker unter unhaltbaren Arbeitsbedingungen zu Hungerlöhnen. Zum Beispiel in Süditalien, wo häufig illegale Migranten mit anpacken, und erst recht in China, dem mit Abstand größten Tomatenproduzenten weltweit.
Auf Feldern um Xinjiang, dem Hauptanbaugebiet von Tomaten, arbeiten nach Angaben der Vereinten Nationen noch rund eine Million muslimische Zwangsarbeiter, die meisten von ihnen Uiguren, die in Arbeitslagern festgehalten werden.
Viele Anbieter bemühten sich um Transparenz
Wir wollten deshalb ganz genau wissen, wo die Tomaten in unseren Ketchups herkommen, und baten die Hersteller, uns ihre Lieferketten offen zu legen. Fast drei Viertel der Firmen bemühten sich um Transparenz und schickten uns Belege. Besonders vorbildlich waren dabei die sechs Bios, die uns, neben einem einzigen konventionellen Anbieter, den Weg ihrer Tomaten vom Feld bis zur Ketchupflasche nachverfolgen ließen. In den Ketchups im Test stecken mehrheitlich Tomaten aus Italien, Spanien oder Portugal.
Wir haben auch Fragen zu den Arbeitsbedingungen, zur Bezahlung und zu Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit im Anbau, beispielsweise durch ein sparsames Bewässerungskonzept gestellt. Insgesamt zeigte sich bei der Beantwortung: Die Bio-Anbieter haben auch in puncto ökologische und soziale Herstellungsbedingungen mehr zu bieten.
Heinz legt Lieferkette nicht offen
Testverlierer Heinz fällt auch in puncto Transparenz negativ auf: In Bezug auf den durchgefallenen Heinz Tomato Ketchup im Test machte der Kraft Heinz-Konzern keine Angabe zur Lieferkette – er sagte auch nichts zu Arbeitsbedingungen und nichts zu Umweltbemühungen.
Tomatenketchup im Test: Das Fazit
- Neun Ketchups können wir empfehlen, zwei davon mit "sehr gut".
- Der Test zeigt: Tomatenketchups haben teils ein Problem mit Schimmelpilzgiften.
- Weil sie zu viele Minuspunkte erhalten, fallen zwei Ketchups durch unseren Test.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Senf im Test: Wie gut sind Thomy, Löwensenf & Co.?
- Pestizide in Paprika edelsüß: Viele Gewürze gleich mehrfach belastet
- Fertiger Pizzateig im Test: Keime, Phosphate und zu viel Salz in der Kritik
-
Vegane Bratwurst im Test: 7 von 19 Würstchen sind empfehlenswert
-
Gewürzgurken-Test: Wie gesund sind Gewürzgurken aus dem Glas?
- Gemüsepizza im Test: Erstaunlich wenige Mängel im Veggie-Fastfood